1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. "Gasschnüffler" unterwegs in Halberstadt

Lecks im Netz "Gasschnüffler" unterwegs in Halberstadt

Die Halberstadtwerke lassen ihr Leitungsnetz jährlich mit speziellen Sensoren auf undichte Stellen prüfen - auch diesmal wurden sie fündig.

Von Sabine Scholz 28.09.2018, 01:01

Halberstadt l Konzentriert schaut Nicolai Ossipow auf die Anzeige in dem kleinen roten Kasten, den er sich um den Bauch geschnallt hat. Dort ercheinen die Messwerte, die die Teppichsonde ermittelt. Während Nicolai Ossipow die Sonde schiebt, markiert Jörg Siebert auf einem Tabletcomputer die Route. Die beiden Männer aus Magdeburg sind schon seit fast fünf Wochen in Halberstadt unterwegs, weitere vier kommen mindestens noch dazu. Schließlich sollen sie im Stadtgebiet rund 250 Kilometer zurücklegen – so lang ist das unterirdische Gasleitungsnetz innerhalb der Stadtgrenzen.

Auf dem Tablet kennzeichnet Jörg Siebert, wenn die „Gasschnüffler“ keinen Zutritt zu einem Privatgrundstück bekommen haben, weil die Nutzer oder Eigentümer nicht anzutreffen waren. Die so entstehende Liste geht an die Halberstadtwerke, in deren Auftrag Siebert und Ossipow unterwegs sind.

Jedes Jahr lassen die Halberstadtwerke ihr Gasnetz auf diese Art kontrollieren, können so rasch auf undichte Stellen reagieren. „Wir finden auch immer was“, sagt Jörg Siebert und Edwin Ellwanger, Rohrnetzmeister der Stadtwerke nickt bestätigend. „Die gemessenen Werte werden einheitlich klassifiziert“, sagt Ellwanger, die Störungsmeldungen heißen dann A1, A2 oder B und C. Bei A1-Meldungen wird noch am selben Tag an der entsprechenden Stelle aufgebaggert und repariert. „Denn dann hat sich bereits Gas in einem Hohlraum gesammelt, da reagieren wir sofort“, so Ellwanger. Das gilt auch, wenn eigentlich nur eine geringfügige Gaskonzentration gemessen, diese aber sehr dicht an einem Haus ist. „Dann gehen wir in den Keller und messen dort. Gibt es dann dort auch nur das geringste Messergebnis, wird an der Leitung gearbeitet.“

In diesem Jahr haben die „Gasschnüffler“ bislang zwei A1-Störungen gemeldet, eine in der Otto-Spielmann-Straße und eine in der Sargstedter Siedlung. In beiden Fällen wurde sofort reagiert. Bei A2-Störungen haben die Stadtwerke 14 Tage Zeit, C-Meldungen werden in den internen Reparaturablauf eingepasst.

Weil die Kontrollen bis an die Hausanschlussstellen erfolgen, müssen die Mitarbeiter der Magdeburger Firma Enermess auch bis an die Häuser herankommen. „Dazu brauchen wir die Unterstützung der Grundstücksbesitzer“, sagt Sebastian Hübner, Pressesprecher der Stadtwerke. Bei 40 000 Einwohnern sei eine Terminvereinbarung vorab schwierig zu handhaben. Deshalb gehen die Kontrolleure ihre Routen und klingen. Wird niemand angetroffen, melden sich die Stadtwerke für eine Terminabsprache. Manchmal jedoch müssten sich die Kontrolleure auch Beschimpfungen anhören, so wie jüngst in der Braunschweiger Straße. „Das habe ich in den 25 Jahren, die ich den Job mache, noch nicht erlebt“, sagt Jörg Siebert.

Doch gerade bei Gasleitungen gelte, lieber einmal mehr zu gucken als einmal zu wenig, so die Devise von Alexander Hübener, Leiter Netze-Bau, Betrieb und Service bei den Halberstadtwerken.