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Lesung Schriftsteller unter sich

Ihr Beitrag war der zweitbeste, deshalb besucht eine Kinderbuchautorin eine Klasse der Halberstädter Reinhard-Lakomy-Schule.

Von Sabine Scholz 03.02.2017, 00:01

Halberstadt l Wie schreibt man eine Geschichte? Eine Frage, auf die die Mädchen und Jungen am Tisch Antwort wissen, dennoch lauschen sie gebannt, als Stephanie Schneider ihnen erklärt, wie sie ihre Ideen findet.

Die Kinderbuchautorin ist zu Gast in der Reinhard-Lakomy-Schule, Sechstklässler hören zu, fragen. Auch wenn sie zurzeit nicht mehr in einem Klassenverband lernen, sind all jene an diesem Mittwochmorgen am Tisch versammelt, die im vergangenen Schuljahr mit ihren Lehrerinnen Jana Wiese und Rosemarie Stähr eine Geschichte geschrieben haben.

Seit einigen Jahren beteiligen sich Schüler der Lakomy-Schule an den Leseraben-Spielen der Stiftung Lesen, berichtet Jana Wiese, aber im vergangenen Jahr haben sie erstmals am Schreibwettbewerb teilgenommen. Wie jedes Mal wurden alle Spiele gespielt, Rätsel gelöst und Fragen zu den Leseraben-Geschichten beantwortet. Und dann trauten sich die Kinder, „Die abenteuerliche Reise im Heißluftballon“ weiterzuspinnen. Mit dem sind der Leserabe, Kai und Marie unterwegs.

„Weil wir als Jahresprojekt das Kinderbuch ,Elmar‘ behandelt haben, haben die Kinder beschlossen: Die Drei im Ballon müssen unbedingt in den Dschungel und Elmar treffen“, berichtet Lehrerin Jana Wiese leise, während die Kinder aufmerksam verfolgen, was Stephanie Schneider über ihren Werdegang berichtet. Inzwischen ist die 45-jährige Hannoveranerin auf den Platz am Beamer gewechselt, der Fotos auf die Leinwand projiziert.

Elmar, der Elefant aus dem Kinderbuch von David McKee, ist bunt wie eine Patchworkdecke und findet sich auch als Motiv auf der Karte und dem Briefumschlag wieder, die herzustellen Bestandteil der Wettbewerbsaufgabe war. Viele Wochen haben sich die Fünftklässler der Schule für Geistigbehinderte mit dem Thema befasst und es hat sich gelohnt. Denn von 530 teilnehmenden Schulen belegte die Lakomy-Schule Platz zwei.

„Der Preis ist perfekt für unsere Klasse“, sagt Jana Wiese, „es gab einen Klassensatz spannender Bücher auf unterschiedlichen Leseniveaus, das ist wichtig für unsere Schüler“. Dazu kommen noch Spiele zum Lesen lernen, Gesellschaftsspiele sowie eine Lernsoftware samt Schullizenz.

Aber das Beste am Preis, und da sind sich die Schüler einig, ist der Besuch der Kinderbuch-Autorin Stephanie Schneider. Die arbeitet, wenn ihre beiden Töchter in der Schule und der Mann im Büro sind, in einem Café, beobachtet genau und lässt sich inspirieren von dem, was sie umgibt. Schon als Kind habe sie unbedingt Schriftstellerin werden wollen und erste eigene Geschichten geschrieben, erzählt sie und präsentiert die ersten Werke. Manches, gibt sie zu, wurde nie fertig. Auch heute noch liegen ihr die kürzeren Geschichten, sagt sie, weil sie immer so neugierig ist auf Neues. Manches begleitet sie auch bei jeder Geschichte. So findet sich in jedem ihrer Bücher irgendwo, und sei es das Plüschtier auf dem Bett eines ihrer Protagonisten, ein Elefant. Denn einen solchen wollte sie als Kind unbedingt als Haustier haben – was ihre Eltern aus nachvollziehbaren Gründen ablehnten. Das, so berichtet sie, habe ihren Wunsch zu schreiben nur noch beflügelt. „In Gedanken und Träumen, in Geschichten, die man erfindet, kann man alles machen und alles haben, ohne jemanden fragen zu müssen“, sagt sie zu den Kindern, die noch immer gebannt zuhören. Obwohl die Schulstunde schon fast zu Ende ist.