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Liebesgeschichte Prinzenpaar tauscht Rollen

Es ist eine Liebesgeschichte. In der Wärmestube Halberstadt agiert ein Prinzenpaar, das im echten Leben zusammenfand.

Von Sabine Scholz 28.02.2017, 08:00

Halberstadt l Konfetti liegt auf dem Boden, Girlanden schmücken die Räume. Aus dem Speisesaal dringt Gelächter. „Frau Antje aus Holland“ kündigt „die große Schwester von Sarah Connor“ an, die mit ihrem Lied die Anwesenden zum Lachen bringt. Es ist Rosenmontag. In der Wärmestube Halberstadt ein Anlass zum Feiern. Zum zweiten Mal hat das Team um Küchenchefin Antje Schmidt den besonderen Tag vorbereitet. Büroleiterin Maria Oppermann ist nicht kostümiert, sie hat einen Termin und ist als bekennender Faschingsmuffel nicht böse darüber.

Schon zum Frühstück wurden die Gäste mit Hellau und Konfettiregen begrüßt, jetzt, kurz vor dem Mittag, füllt sich der Speiseraum mehr und mehr. Frauen und Männer in Kostümen sitzen an den Tischen mit jenen, die in Alltagskleidung zum gemeinsamen Essen eintreffen. Noch stehen Kaffeetassen und Teller mit Pfannkuchen auf den Tischen, zum Mittag sind es Schüsseln mit Kartoffelsalat und Würstchen.

Ein Gast hat seine Musikanlage mitgebracht, sodass Schlager und Co. den Vormittag umrahmen. Immer wieder steht das Prinzenpaar auf, tanzt und animiert die anderen, mitzutanzen. Gregor Gräger und Christina Schulz haben sichtbar Spaß an ihrer Rolle, wobei sie in diesem Jahr mal die „Geschlechter getauscht“ haben. Gregor in schwarzer Perücke, Kleid und Hackenschuhen streikt allerdings irgendwann. „Die tun so weh!“, sagt er und wechselt die Frauenschuhe gegen bequeme Stiefel. Seine Partnerin lacht. Auf die Frage, was schöner ist: Prinz oder Prinzessin zu sein?, antwortet Gregor Gräger: „Ich kann nicht mehr zurück, die OP war so teuer.“ Also müssen sie nun wohl als Gorgette und Christian mit französischem Akzent angekündigt werden? Beide grinsen. „Wir sind so verrückt und haben uns freiwillig gemeldet“, sagt Gregor, der seit dreieinhalb Jahren in Halberstadt lebt. Geboren wurde er in Ballenstedt, dann verschlug ihn die Arbeit nach Halle, nach Berlin und nach Bayern, bevor er sich in Nordrhein-Westfalen selbstständig machte. Urlaub konnte er sich nicht leisten, berichtet er, „also dachte ich, mach‘ was als Fahrer.“ Also setzte er sich hinter das Lenkrad eines Transporters und war viel unterwegs.

In 32 Ländern Europas hat er Waren angeliefert oder abgeholt. Wenn man Spaß hat an dem, was man tut, tut keine Arbeit weh, sagt er. „Schön war es, wenn ich zum Beispiel am Balaton etwas abgeladen hatte und das Wochenende dort verbringen konnte.“ Es sind solche Erlebnisse, die für ihn wichtig sind. Das Geld, sagt er, ist eher nebensächlich. „Wenn wir uns heute mal ein Motorradwochenende leisten, nehmen wir uns Stullen mit und 20 Euro fürs Tanken. Damit kommt schon ziemlich weit“, sagt er.

Nach Halberstadt kam er, um sich um den Vater zu kümmern. Irgendwann führte ihn sein Weg in die Wärmestube. Bei der Ausgabe der kalten Taschen seien sie sich nähergekommen, berichtet Christiane Schulz. „Wenn er mal etwas später kam, habe ich ihm immer gesagt, er soll mit vorgekommen, ich habe ihm einen Platz freigehalten.“ Eine Aussage, die einen grinsenden Gregor Gräger zu dem Satz verleitet: „Sie hat mich mit der Tasche eingekauft.“

Seine Partnerin ist ebenfalls keine gebürtige Halberstädterin. Christiane Schulz stammt aus Burg, zog der Liebe wegen nach Schwanebeck, war als Saisonkraft beschäftigt. Als die Liebe zerbrach, zog sie von Schwanebeck nach Halberstadt. Die Unterstützung in der Wärmestube half ihr, wieder Fuß zu fassen.

Dass sich beide gefunden haben, freut nicht nur das Paar. „Es war schön zu sehen, wie die beiden sich näher kamen und nun nicht nur als Prinzenpaar ein Paar sind, sondern auch eines im realen Leben“, sagt Antje Schmidt und berichtet, dass sich beide mit vielen kleinen Dingen für ein angenehmes Miteinander in der Wärmestube einbringen. Oft sind es kleine Aufmerksamkeiten wie ein Sinnspruch, mit dem beide dem Team danken oder Basteleien zu den Festtagen. „Wir fühlen uns hier wohl“, begründet Christiane Schulz diese Art des Danks. „Wenn es mal nicht weitergeht, findet man hier ein Zuhause“, ergänzt Gregor Gräger.