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Literaturpreis Glück - suchen, finden, weitergeben

Das Halberstädter Gleimhaus-Museum hat zum 23. Mal den Literaturpreis für Schüler ausgeschrieben. 71 junge Autoren beteiligten sich.

Von Gerald Eggert 11.03.2018, 23:01

Halberstadt l Als Thema für den Gleimhaus-Literaturpreis 2018 ist das Zitat „Wer glücklich ist, kann glücklich machen. Wer’s tut, vermehrt sein eignes Glück!“ des Dichters, Literaturmäzens und -sammlers Johann Wilhelm Ludwig Gleim ausgewählt und der Preis im Dezember ausgeschrieben worden. Damit waren alle Schülerinnen und Schüler der Klassenstufen fünf bis zwölf des Harzkreises eingeladen, sich Gedanken zu machen und Texte zu Papier zu bringen.

Viel Zeit blieb ihnen nicht, denn Einsendeschluss war bereits der 12. Februar. Die Erzählungen, Gedichte und Briefe – darunter einige aus Sicht der Jury wirklich erstaunliche und bemerkenswerte Beiträge – welche 57 Schülerinnen und 14 Schüler aus elf Schulen eingesandt haben, wurden von einer achtköpfigen Jury begutachtet. Diese gab ihre Entscheidungen am Sonnabend während einer festlichen Veranstaltung im Europasaal der Gröpertor-Schule bekannt. Nach der musikalischen Eröffnung durch Ole Grienitz hieß Gleimhaus-Direktorin Dr. Ute Pott die jungen Leute und deren Familien sowie die Gäste herzlich willkommen.

Landrat Martin Skiebe (CDU) hob die Bedeutung des Wettbewerbs hervor: „Dieser Literaturpreis ist ein Stückchen Kultur in dieser Stadt. Damit werden Brücken gebaut – von denen, die Erfahrung haben und in der Jury sitzen, und von Jugendlichen, die Mut haben, etwas aufzuschreiben, was ihnen durch den Kopf geht, und andere daran teilhaben lassen.“

Gerade das aktuelle Thema biete eine gute Gelegenheit, seine eigene Position zu bestimmen und anderen etwas mitzugeben für die Zukunft. „Solche Wettbewerbe, bei denen Schüler sich messen können, brauchen wir“, bekräftigte Skiebe und tröstete vorab jene, die ohne Preis nach Hause gehen würden. Sie hätten schon mit der Teilnahme und mit der Auseinandersetzung mit dem Thema etwas für sich gewonnen, betonte der CDU-Politiker.

„Ich war sehr angetan von dem, was ich zu lesen bekommen habe“, sagte der Autor und Pädagoge Torsten Olle in seiner Festrede und verwies auf die unterschiedlichsten Geschichten zum Thema. Er habe schnell den „Autor und Besserwisser in mir schweigen lassen“ und das Glück des Lesers genossen. Außerdem sei er angeregt worden, selbst über das Glück nachzudenken.

Dabei sei er auf ein Zitat des holländischen Theologen, Philologen und Humanisten Erasmus von Rotterdam gestoßen, das ihn fasziniert habe: „Die höchste Form des Glücks ist ein Leben mit einem gewissen Grad an Verrücktheit.“ „Macht euch auf den Weg und bleibt immer ein wenig verrückt“, gab er den jungen Autoren mit auf den Weg und ermunterte sie weiterhin zu schreiben.

Im Anschluss äußerten sich Vertreter zu den Arbeiten in jeder Kategorie. Enttäuscht zeigte sich Jurymitglied Roswitha Kschonek, dass die Klassenstufe fünf bis sechs im Vergleich zu den Vorjahren diesmal nur von zehn Teilnehmern vertreten wurde. „Ich hoffe, es lag nicht am Thema, und wünsche, dass sich beim nächsten Mal wieder mehr beteiligen“, sagte sie und gab die zwei Autorinnen bekannt, welche das Thema am besten umgesetzt hatten.

Maleen Wittich begründete die Entscheidungen in der Gruppe II und gab die drei platzierten Preisträgerinnen bekannt. Mit insgesamt 39 Teilnehmern stellten die 10. bis 12. Klassen die größte Gruppe.

Der Journalist Uwe Kraus verwies auf 54 eng beschriebene Seiten, die gelesen und verstanden sein wollten. Das langjährige Jurymitglied war nicht nur überrascht, dass in der dritten Gruppe die meisten Zuschriften eingegangen waren, sondern sprach von neuen Leseerlebnissen und in Anlehnung an einen Beitrag sogar von einem „Erweckungserlebnis“.

Über die von Elena Kemman geschriebene Geschichte sei sehr viel diskutiert worden. „Die Autorin formuliert geschliffen, so wortgewaltig zuweilen, dass man es einer jungen Frau aus dem Harz nicht zutraut“, sagte Kraus und gab bekannt, dass die Jury für diese Arbeit das einmütige Votum abgegeben habe. Leider konnte die Preisträgern das Lob nicht persönlich aufnehmen, da sie aufgrund einer Klassenfahrt abwesend war.

Uwe Kraus vergaß nicht zu erwähnen, dass es noch nie so viele Zuschriften von Jugendlichen gegeben habe, die nichtdeutsche Muttersprachler sind. „Der Wettbewerb wird international?“, formulierte er die rhetorische Frage. „Kann man so sagen, aber ich sehe das auch als Erweiterung des kleinstädtischen Blickwinkels“, gab der Halberstädter darauf selbst die Antwort.

Nach der Bekanntgabe aller Preisträger und Platzierten in den drei Gruppen lud der CDU-Landtagsabgeordnete Daniel Szarata diese jungen Autoren zu einem Besuch in den Magdeburger Landtag ein. Und nicht nur diese, sondern auch jene jungen Leute, die die deutsche Sprache zwar erst lernen, sich aber bereits am Wettbewerb beteiligten.

Ute Pott dankte den Halberstadtwerken, Stadtrat Jürgen Jüling (Die Linke), dem Kuratorium Stadtkultur und dem Friedrich-Boedecker-Kreis, ohne deren Förderung der Literaturpreis nicht hätte vergeben werden können. Ein Teil der Wettbewerbsteilnehmer habe zugestimmt, dass ihre Beiträge am aktuellen Schreibaufruf unter dem Motto „Unzensiert und unfrisiert: Erzähl uns was!“ des Friedrich-Boedecker-Kreises Sachsen-Anhalt teilnehmen.

Bis zum 27. Juni könnten sich aber auch alle anderen Schülerinnen und Schüler an dem Schreibwettbewerb beteiligen, ermunterte die Gleimhaus-Direktorin.

Details zum Schreibaufruf finden Sie hier.