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Logen-Hammer In den Kriegswirren verschollen

Geheimnisse ranken sich nicht nur um die Freimaurer an sich, sondern auch um den Hammer der größten Halberstädter Loge.

Von Sandra Reulecke 30.05.2017, 12:00

Halberstadt l Riten, Zeremonien, Verschwiegenheit – die Freimaurerei ist bis heute geheimnisumrankt. Sie liefert Stoff für Filme und Bücher. Auch ein Stück Halberstädter Freimauer-Geschichte klingt wie ein Krimi.

„Der Logenhammer war viele Jahre lang verschwunden“, berichtet Simone Bliemeister, Vize-Chefin des Städtischen Museums in Halberstadt. 1935, noch vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, verboten die Nationalsozialisten die Freimaurerei in Deutschland. Die Logen in Halberstadt – es waren drei – lösten sich auf. Dokumente und Besitztümer der Logen kamen abhanden. So auch der Hammer der ältesten und größten Loge „Zu den drei Hammern“, die bis zu 250 Mitglieder zählte.

„1990 wurde er dann von einem Privatmann aus Dresden zum Kauf angeboten“, berichtet Simone Bliemeister. Mithilfe von Spenden und Fördergeldern gelang es dem Museum, den Hammer für stolze 10.000 Deutsche Mark zu kaufen. „Wo er in der Zwischenzeit war, ist nicht bekannt.“

Dafür ist der Historikerin die Herkunft des Hammers genau bekannt. „Er war seit 1896 in Gebrauch und ein Geschenk der Mutterloge, als diese ihr 250-jähriges Bestehen feierte.“

Ein hochwertiges Geschenk. Der Logenhammer besteht aus Ebenholz und ist mit Silber beschlagen. Das Etui, bis heute in einem guten Zustand erhalten, trägt den Stempel der Goldschmiede, in der der Hammer gefertigt wurde: Gebrüder Friedländer aus Berlin. „Die waren zu der Zeit sehr bekannt. Sie haben auch Schmuck für Friedrich II. hergestellt“, berichtet Simone Bliemeister.

Genutzt wurde der Hammer in Versammlungen der Halberstädter Loge „Zu den drei Hammern“, die 1746 gegründet wurde. „Er steht als Symbol für Ordnung, Recht und Gerechtigkeit und wurde vom Großmeister genutzt.“ Gehört habe ihm das Werkzeug jedoch nicht – genauso wenig wie den Mitgliedern ihre Abzeichen gehörten. Diese Gegenstände wurden ausschließlich in den Versammlungen genutzt und getragen, sie gehörten der Loge. „Deshalb sind heute nur so wenige Abzeichen erhalten“, berichtet Bliemeister. Im Museum gibt es nur eines.

Zudem ist ein Mitgliederverzeichnis von 1926/27 vorhanden und zwei Briefe. „In dem aus dem Jahr 1916 wird einem Mitglied zum Geburtstag gratuliert, der andere wurde einem anderen Mitglied zum Tod seiner Frau im November 1923 geschrieben.“

Die Vize-Museumschefin ist fasziniert von den Freimaurern – nicht nur von den historischen. „Die Mitglieder der neuen Loge treffen sich hier im Museum“, berichtet sie. „Mich beeindruckt, wie sie miteinander umgehen. Sie leben ihre Grundsätze wirklich aus.“ Diese lauten Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit, Toleranz und Humanität. Sie wollen „bessere Menschen“ werden, indem sie Gutes tun, ohne sich damit zu profilieren. Mitglied werden durften und dürfen Menschen aller sozialen Schichten, Bildungsgrade und Glaubensrichtungen. „Der Stand der Mitglieder spielte und spielt innerhalb der Loge keine Rolle. Sie sprechen einander mit ‚Bruder‘ und Vornamen an.“