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Martineum Tradition und Moderne vereint

Mit Grußworten, Musik und Party ist am Sonnabend ein dreifaches Jubiläum gefeiert worden. Im Mittelpunkt das Martineum in Halberstadt.

Von Sabine Scholz 14.11.2016, 00:01

Halberstadt l Die Worte altehrwürdig und modern fielen sehr häufig in den zahlreichen Grußworten zum Jubiläum des Martineums. Vor 25 Jahren hatte das traditionsreiche Haus seinen alten Namen wiederbekommen. Nach der deutschen Wiedervereinigung wurde aus der Erweiterten Oberschule (EOS) „Bertolt Brecht“ das Gymnasium Martineum. 1994 wechselte es dann von der Trägerschaft der Stadt in die des Landkreises. Den feierlichen Rahmen für diesen Wechsel bot damals die Einweihung des Erweiterungsbaus mit großer Sporthalle, neuen Fachkabinetten, Fahrstuhl und modern ausgestatteten Klassenzimmern.

Die technische Ausrüstung, die hellen Räume sind wichtig, aber treten deutlich in den Hintergrund vor der Bedeutung, die die Lehrer und Mitarbeiter einer Schule für das Gelingen von Bildung haben. Und hierbei ist der Schuldirektor einer der wesentlichsten Akteure, gibt er doch die Richtung vor, motiviert und ermutigt, entwickelt Ideen und findet Lösungen für die unterschiedlichsten Probleme, die ein Schulalltag parat hält. So jedenfalls sagte es Christine Schäning.

Sie ist seit vielen Jahren als stellvertretende Direktorin am Martineum tätig und würdigte am Sonnabend unter dem Applaus der mehr als 800 Festgäste einen Mann, der diese Rolle als Direktor in einem ganz besonderen Maße wahrnahm: Dr. Harald Schiller. Er hatte unter anderem das Schulmotto formuliert, unter dem gelernt und gelebt wird am Martineum: „Vielfalt statt Einfalt“.

Der scheidende Direktor habe sich sehr dafür eingestezt, dass das Schulprogramm keine Wort­hülse ist, sondern täglich gelebter Alltag. „Wenn man seine Stärken entwickeln darf, fällt es leichter, mit seinen Schwächen zu leben“, zitierte Schäning dieses Programm, das sich nicht nur in dem Status als offene Ganztagsschule widerspiegelt oder in den 40 Arbeitsgemeinschaften, von denen die derzeit 766 Schüler mindestens eine besuchen. Jeder der mag, kann sich musisch, sportlich, mathematisch oder sprachlich besonders fördern lassen. All das habe dazu beigetragen, dass das Martineum als begabungsfördernde Schule anerkannt ist. „So anspruchsvoll der Unterricht auch sein mag, das beschreibt nicht alles, was uns ausmacht“, sagte Christine Schäning, denn am Martineum werde Weltoffenheit, die Erweiterung des eigenen Horizontes ebenso gefördert – bei Schülern wie bei Lehrern. Die Unesco-Schule pflegt zum Beispiel Partnerschaften mit Schulen in der Tschechischen Republik, in Bosnien, Weißrussland, Armenien, Frankreich, Tansania, China und den USA.

„Mit seinem steten Engagement, seinen Ideen und Visionen, mit seiner unerschrockenen, fordernden Art, Probleme zu lösen und dabei auch unkonventionelle Wege zu gehen, ist das Leben in Vielfalt am Martineum erst möglich geworden“, sagte Schäning. Harald Schiller habe als Person all diese Dinge in der Lehrerschaft tief verwurzelt, Kollegen und Schüler gleichermaßen ermutigt und unterstützt.

Eine Aussage, die auch Stefan Pasderksi bestätigte. Er war einer der Grußwort-Überbringer, die stellvertretend für viele Abiturjahrgänge ans Rednerpult gebeten worden waren. Dabei wurden nicht nur Anekdoten erzählt, die die Festgäste erheiterten, sondern immer wieder wurde deutlich, was diese Schule so besonders machte: die Lehrertypen, die engagierten Pädagogen, die nicht nur Wissen und Fakten vermittelten, sondern zum eigenen Denken ermutigten, inhaltsleeres Schwafeln bestraften, die Persönlichkeiten der Schüler oft entscheidend prägten. Was den meisten erst später im Studium und Beruf klar wurde.

Zu den ehemaligen Martineern, die sich stellvertretend erinnerten, gehörten Friedrich-Wilhelm Schröter, Henning Rühe, Christel Meling, Andreas Henke, Dr. Rainer Gerloff, Prof. Jörg Schmalian, Daniel Szarata, Susanne Neubauer, Grit Viehweg und Edwina-Koch Kupfer. Die CDU-Staatssekretärin im Bildungsministerium des Landes Sachsen-Anhalt überbrachte die Grüße der Landesregierung und des Bildungsministers. Auch sie betonte, dass der Geist, der an dieser Schule herrsche, der eigentliche Schatz des Martineums sei.

Landrat Martin Skiebe (CDU) verwies darauf, dass die Schüler des Martineums nicht nur als Botschafter der Region in alle Welt hinausgehen. „Hier reifen Persönlichkeiten heran, die Entscheidungen treffen, sich einbringen in die Gesellschaft und diese mitgestalten“, sagte Skiebe.

Chor, Theatergruppe, Schulband und Solisten gestalteten das Festprogramm, das in eine große Schulparty mündete. Bis Mitternacht feierten ehemalige und heutige Schüler auf allen Fluren des Schulhauses das besondere Jubiläum.