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Medizintechnik Patienten digital in Scheiben geschnitten

Eine Millioneninvestition ist am Ameos-Klinikum Halberstadt präsentiert worden. Dort steht ein Computertomograph der neuesten Generation.

Von Jörg Endries 13.08.2019, 01:01

Halberstadt l Patienten in ­Scheiben schneiden, um Erkrankungen noch genauer zu diagnostizieren, und das auch noch schmerzfrei. Dafür kommt seit Langem kein rasierklingenscharfes Skalpell mehr zum Einsatz. Auch im Ameos-Klinikum Halberstadt nicht. Dort passiert das offiziell seit Montag mit einem Computer­tomographen (CT) der neuesten Generation.

1,5 Millionen Euro investierte die Ameos-Gruppe, informiert Kranken­hausdirektor Frank Kühn. Die Anschaffung sei eine wichtige Investition in den Standort Halberstadt gewesen. Das Gerät wird in der Krebsdiagnostik, der Gefäßchirurgie, zur Untersuchung innerer Organe wie Lunge, Darm, Nieren oder Herz sowie beim Verdacht auf Hirnblutungen eingesetzt.

Dr. Stephan Niestroj, Chefarzt der Radiologie, kommt ins Schwärmen: „Die Untersuchungszeiten unserer ­Patienten verkürzen sich um ein Viertel, weniger Kontrastmittel wird benötigt und dennoch werden die Gefäße klarer dargestellt. Dadurch, dass das Scannen in Sekundenschnelle geschieht, sinkt auch die Strahlen­belastung für die ­Patienten.“

Übrigens wird auch stets auf die Gesundheit der Mitarbeiter geachtet, die den Tomographen bedienen. Der Raum, in dem das Gerät steht, ist abgekapselt. In den Wänden befinden sich 0,2 Millimeter dicke Bleiplatten, sogar in der Tür, die Scheibe zwischen Untersuchungsraum und Arbeitsplatz besteht ebenfalls aus Spezial­glas.

Außerdem sei das neue Gerät mit seiner extrem hohen ­Rechenleistung viel besser in der Lage, gesundheitliche Schädigungen noch genauer abzubilden. Drei-D-Bilder werden in Echtzeit dargestellt. Der Operateur sieht viel besser, was zu tun ist. Die Bilder seien nicht nur auf den PC-Bildschirmen im Untersuchungsraum zu sehen, sondern können auf allen Arbeitsplätzen im Kranken­haus betrachtet werden.

Die Millionen-Investition ist jedoch nicht nur in den Kauf des Gerätes geflossen. Leasinggebühren für ein Ersatzgerät während der Umbauzeit und die Kosten für die Modernisierung der Untersuchungsräume gesellten sich dazu, so Frank Kühn. Vor allem die enorme Rechenleistung des neuen Computertomographen erforderte den Einbau neuer Kühltechnik. Der bewegliche Kopf des CT, der den Patienten quasi durchleuchtet, wiegt allein eine Tonne und dreht sich bis zu drei mal pro Sekunde. „Dabei wirken riesige Kräfte und die Abwärme, die dabei anfällt, muss gesondert abgeführt werden“, erklärt Frank Kühn. Dafür seien Umbauten erforderlich gewesen.

Der Austausch des Gerätes war kein Pappenstiel. Drei Wochen nahmen die Arbeiten in Anspruch, berichtet Frank Kühn. Eine Verlegung von Patienten in andere Kliniken konnte trotz der laufenden Arbeiten durch den Einsatz eines mobilen Untersuchungsgerätes umgangen werden. Übrigens ist der alte Computertomograph nicht auf das Altenteil geschickt worden. Er ist weiterhin für die Polytrauma-Vorsorge in der Notaufnahme des Halberstädter Klinikums im Einsatz.

„Unser Anspruch ist es, den Patienten jederzeit die modernsten und besten Möglichkeiten zur Diagnostik und Therapie anbieten zu können“, betont Frank Kühn.

In den 25 Jahren des Bestehens der Radiologie im Funktions­gebäude des Halberstädter Klinikums habe es bereits drei Vorgängergeräte gegeben, informiert der ärztliche Direktor Prof. Dr. Klaus Begall. Auch wenn der neue Computer­tomograph das Neueste sei, was es derzeit auf dem Markt gebe, ist er eigentlich schon wieder veraltet, weil die Forschung so rasant schnell sei. Die Geräte würden zwischen sieben bis zehn Jahren im Einsatz sein bis es Nachfolge-Investitionen gebe.