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Museen Grußadresse aus Halberstadt

Schloss Wernigerode ist um einige Kostbarkeiten reicher. Eines davon ist eine Grußadresse der Stadt Halberstadt zum 80. Bismarck-Geburtstag.

Von Ingmar Mehlhose 11.04.2018, 08:00

Wernigerode l Wenn Ulrich Ellenberg über Schloss Wernigerode spricht, dann gerät er schnell ins Schwärmen. Der Bauingenieur: „Ich habe mich von Kindheit an in dieses Gebäude verliebt.“

An dieser Zuneigung lässt der Inhaber eines Sachverständigenbüros für Holz- und Bautenschutz gern andere teilhaben. Als Stadtführer und Mitglied der gemeinnützigen Gesellschaft der Freunde des Schlosses. Aber Ellenberg findet für das historische Gemäuer nicht nur viele lobende Worte, er engagiert sich auch für die Sammlung des Museums. „Er hat uns zum Beispiel schon eine große chinesische Palastvase vermacht, die im Porzellankabinett zu sehen ist,“ sagt Schloss-Geschäftsführer Christian Juranek.

Jetzt hat es der Wernige- röder wieder getan. „Unverbindlich gefragt“, ob der Schlossherr denn nicht irgendein weiteres besonderes Kleinod für das Haus gebrauchen könnte. Er konnte.

In diesem Fall handelt es sich um eine Grußadresse der Stadt Halberstadt zum 80. Geburtstag des Reichskanzlers Otto von Bismarck (1815-1898) am 1. April 1895. Juranek: „Es hat deshalb damals landauf, landab Aktivitäten gegeben. Die Städte haben versucht, sich gegenseitig zu übertrumpfen.“

Nun liegt das Objekt der Begierde beim Geschäftsführer auf dem Tisch. Fast ein mal ein Meter groß aus geprägtem Leder mit vergoldetem Metall besetzt – Deutsche Eiche und Lorbeerkranz. Innen ein Blatt Papier. Darauf ein Aquarell aus der Graphischen Kunst-Anstalt von Louis Koch, Halberstadt. Der Kunsthistoriker: „Eine tolle Ansicht mit Martinikirche und Dom.“ Dazu das Deutsche Reich und die Stadt, dargestellt als Frauengestalten. Die Handschrift kalligraphisch, signiert von Magistrat und Stadtverordnetenversammlung.

Dass die Halberstädter Otto von Bismarck zum runden Geburtstag gratulierten, sei im Übrigen einfach zu erklären. Der Fürst habe 1894 das dort stationierte Kürassier-Regiment „von Seydlitz“ (Magdeburgisches) Nr. 7 übernommen. Dessen blaue Uniform mit leuchtend gelbem Kragen sei seine liebste gewesen.

Für Christian Juranek ist die Geschichte nie auf einen bestimmten Ort beschränkt, sondern auf die des gesamten Harzes.

Deshalb habe er jüngst noch weitere Stücke für das Museum erworben. So zum Beispiel eine Widmung zu Bismarcks 80. Ehrentag von den Goslarer Stadtvätern. Die hätten das „völlig anders gemacht“, als Buch mit Aufnahmen der Sehenswürdigkeiten der Kaiserstadt.

Ebenfalls gekauft hat der Wissenschaftler einen Band mit Innenansichten des Alten Palais Unter den Linden in Berlin, der Privatwohnung von Kaiser Wilhelm I. (1797-1888) und dessen Gattin Augusta (1811-1890). Der Geschäftsführer: „Das Spannende ist, dass alle Räume durchfotografiert worden sind.“

Nicht minder interessant sei eine Glückwunschadresse der Königlichen Museen von Berlin an Bismarck, die sich seit Kurzem auch im Besitz der Schloß Wernigerode GmbH befindet. Unterzeichnet habe das Pergament Wilhelm von Bode (1845-1929), erster Generaldirektor der Sammlungen an der Spree. Christian Juranek: „Er ist in Schlewecke, einem Ortsteil von Bad Harzburg, aufgewachsen.“ Die Familie stamme aus Braunschweig.

Ulrich Ellenberg ist unterdessen intensiver auf den Spuren des Reichskanzlers gewandelt. Deshalb habe er auch selbst dessen Ruhesitz in Friedrichsruh östlich von Hamburg besucht und dabei zufällig erfahren, dass dort gerade Szenen für eine mehrteilige Bismarck-Biografie gedreht wurden. Das sei für ihn der Grund gewesen, sich dafür als Komparse zu bewerben. Bereits nach 14 Tagen habe er eine Einladung nach Altenburg erhalten.

Der Wernigeröder: „Ich saß als Reichstagsabgeordneter neben August Bebel.“