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Museum Herausforderung auf den Leib geschnitten

Das Kloster Michaelstein in Blankenburg hat einen neuen Museumsleiter. Er heißt Simon Sosnitza.

22.07.2017, 14:02

Blankenburg l Schon nach wenigen Worten beeindruckt der junge Mann. Sein Wissen, seine verständlichen Erklärungen, seine Unaufgeregtheit und die Begeisterung über seine Tätigkeit. Simon Sosnitza ist der neue Museumsleiter im Kloster Michaelstein.

Im Dezember 1981 geboren, in Nienburg an der Weser aufgewachsen, das Abitur am Städtischen Gymnasium Petershagen abgelegt, studierte Sosnitza ab 2003 in Vechta Geschichte, Geografie und Soziologie. 2011 folgte ein Magister-Studium, ab November 2013 war er vier Jahre lang wissenschaftlicher Mitarbeiter an der Uni in Mannheim. In Urlaubssemestern und Praktikas widmete er sich ausgiebig der Zisterzienser-Forschung, war unter anderem im Natur- und-Mensch-Museum Oldenburg und im Kloster Loccum tätig.

Dann spielte ihm die Stellenausschreibung fürs Zisterzienser-Kloster Michaelstein in Blankenburg förmlich in die Hand. „Das passt, war mein erster Gedanke“, erinnert sich Sosnitzer. Geschichtsaufarbeitung und Präsentation – eine Herausforderung wie ihm auf den Leib geschnitten.

Drei Standbeine hat das Museum: Musik-Instrumentenausstellung, Klostergarten und Kloster-Geschichte. Letzteres gilt es nun aufzuarbeiten. Sosnitzas Vorgängerin hat mit dem Zusammentragen von Dokumenten schon eine Vorarbeit geleistet. Ein Regal voll mit Akten steht im Büro des neuen Leiters, der seinen Blick darauf richtet und sagt: „Da muss ich ran.“

Einen ersten Überblick hat sich der neue Museumschef bereits verschafft und festgestellt: „Die Gründungsgeschichte muss vermutlich umgeschrieben werden.“ Bisher sei man davon ausgegangen, dass das Kloster Michaelstein auf der Erhebung Volkmarskeller seinen Ursprung hat. „Zisterzienser haben nicht auf einem Berg gebaut, nicht einmal ein Provisorium“, sagt Simon Sosnitza und vermutet die Gründungszelle in Tallage, auf dem heutigen Klostergelände. In der Regel sei es ein Wirtschaftshof gewesen mit Gebäuden für Gottesdienst, Treffen, zum Essen und Schlafen.

Ein urkundlicher Nachweis aus dem Jahr 1152 existiert, unterzeichnet von Papst Eugen III. Gründungsabsichten vermutet Sosnitza schon 1138/39. Ein anderes Dokument deutet für ihn darauf hin, dass es um 1146 das Zisterzienser-Kloster schon gab. „Es wird spannend, ich freue mich sehr auf die Aufarbeitung.“ Dafür wird der 35-Jährige vor allem in der Herzog-August-Bibliothek in Wolfenbüttel forschen, wo alle Kloster-Bestände im braunschweigischen Raum lagern. Ebenso gehört das Landeskirchliche und Staatliche Archiv in Braunschweig zu seinem wissenschaftlichen Betätigungsfeld.

Für Simon Sosnitza sei die Erforschung der Wirtschaftsweise der Zisterzienser im Mittelalter Passion. „Sie lässt mich nicht mehr los.“ So hat er auch schon seine Familie, mit der er in Helmstedt zu Hause ist, infiziert. „Vor allem meine achtjährige Tochter ist vom Kloster Michaelstein begeistert.“ Diese Begeisterung möchte er mit vielen Menschen teilen.

Den Leitspruch der Zisterzienser – „Porta patet, cor magis“, was so viel heißt wie „Das Tor steht offen, das Herz um so mehr“ – habe er sich zu Eigen gemacht. Für 2018 plant Simon Sosnitza Vorträge zur Klostergeschichte. Wer so lange nicht warten möchte, hat bereits am 6. August die Möglichkeit, den Museumsleiter beim großen Familienfest im Kloster Michaelstein kennenzulernen. Um 10 Uhr öffnet sich das Tor.