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Museum Spiegelbild nach 250 Jahren „entstaubt“

Das Spiegel-Porträt von Halberstadt wird restauriert. Das Gemälde befindet sich dazu derzeit in Thüringen.

01.12.2016, 03:00

Halberstadt (je) l Mit Lücken­büßern wird im Städtischen Museum Halberstadt nicht gern gearbeitet. Das Haus am Domplatz ist für seine interessanten Präsentationen zur Geschichte Halberstadts und Ausstellungen bekannt. Entstehen sie doch, diese Lücken, lässt sich das Team um ­Museumsdirekter Armin Schulze meist etwas Originelles einfallen.

„Vor einigen Wochen bat eine auf ein Spiegelglas ­geklebte Mitteilung in dem Bilderrahmen, der ansonsten das Porträt des Freiherrn Ernst Ludwig Christoph von Spiegel zum Desenberg beherbergt, eben mit diesem Spiegelbild vorlieb zu nehmen. Der Betrachter sah sich dann selbst“, berichtet Armin Schulze.

Das Gemälde des Freiherrn, der im 18. Jahrhundert auch Hausherr im heutigen Museumsgebäude war, befindet sich „zur Verschönerung“ in Thüringen. „Eine Aktion, die, wie die Momentaufnahme der Restauratorin Grit Exner zeigt, dringend nötig war“, betont Armin Schulze. Das um 1770 entstandene Portrait des Domdechanten Ernst Ludwig Christoph von Spiegel wird vom Schmutz befreit, der sich in 250 Jahren festgesetzt hat. Eine Restaurierung, die der Halberstädter Geschichtsverein als Förderverein des Städtischen Museums ermöglichte. Der Verein hat bereits mehrfach solche Restaurierungen finanziert.

Der am 22. Februar 1711 in Gießen geborene Spiegel, der auf einer Reise nach Wetzlar am 22. Mai 1785 starb, erfreut sich in Halberstadt einer inzwischen über 200-jährigen Wertschätzung. Er hatte es, durch übliche Protektion, 1731 zum Domherrn, 1746 zum Domscholaster, einer leitenden Stellung in einem Stift und schließlich 1753 zum Domdechanten gebracht. Daneben bekleidete er das Amt eines Propstes der beiden Halberstädter Stifte St. Peter und Paul und Unserer Lieben Frauen, so Armin Schulze.

Alles Positionen, die so einträglich waren, dass der als Philanthrop geltende Spiegel die unbewaldeten Kattfußberge südlich der Domstadt kaufen konnte. Er begann dort 1761, bestärkt vom acht Jahre jüngeren Advokaten der Domdechanei und Freund Johann Wilhelm Ludwig Gleim und der Dichterin Anna Louisa Karsch mit der Anlage eines Landschaftsparks, den er ab 1771 der Öffentlichkeit zur Verfügung stellte.

Nach Ernst Ludwig sind die neben den Spiegelsbergen, dem Spiegelsbergenweg, der Spiegelstraße auch die Spiegelschule benannt. Noch 1782 wurde sein neues barockes Palais auf dem Domplatz fertiggestellt. Seit 1904 beherbergt die vormalige Kurie das Städtische Museum, in dessen Foyer wiederum das Porträt des Domdechanten sonst hängt. Noch vor Weihnachten in frisch restauriertem Zustand.“