1. Startseite
  2. >
  3. Lokal
  4. >
  5. Nachrichten Halberstadt
  6. >
  7. Ein Auftakt zum Reingrooven

EIL

Musical-Projekt Ein Auftakt zum Reingrooven

120 Jugendliche aus vier Harzer Schulen studieren ihre Version des Udo-Lindenberg-Musicals „Hinterm Horizont“ ein. Jetzt gab es den Auftakt.

Von Jens Müller 26.01.2017, 15:13

Blankenburg l „Wir war‘n zwei Detektive. Die Hüte tief im Gesicht ...“ Antje Görner, Musiklehrerin an der Ganztagsschule Burgbreite in Wernigerode, muss ihre 40 Schüler nicht lange bitten, um in das Lied mit einzustimmen. Begleitet von Gitarren und Trommelboxen singen schließlich alle 120 Mädchen und Jungen und zahlreiche Lehrer begeistert mit, die sich am Mittwochmorgen in der Turnhalle der Europaschule „August Bebel“ in Blankenburg versammelt haben. Der Song „Horizont“ von Udo Lindenberg wird sie den ganzen Tag über begleiten. Denn in mehreren Runden werden junge Talente gesucht, um eine eigene Version des Lindenberg-Musicals „Hinterm Horizont“ auf die Beine zu stellen – sei es auf der Bühne als Sänger, Tänzer und Schauspieler oder als Techniker, Maskenbildner und Kulissenbauer.

Noah Fischer, der künstlerische Leiter des Projekts, stimmt die Jugendlichen der siebten bis neunten Klassen aus Blankenburg, Halberstadt, Quedlinburg und Wernigerode auf die kommenden Monate ein. „Ich freue mich wahnsinnig. Das wird ein megageiles Projekt“, blickt er auf die Probenzeit. Betont locker und lässig fordert er die Schüler zum Mitmachen auf. Sie sollen sich mit eigenen Ideen einbringen, Fragen stellen und ihre Vorstellungen in das Stück einarbeiten. „Wir werden uns gemeinsam reingrooven“, verspricht Fischer, der unter anderem als Saxofonist im Panik-Orchester spielt. Den kreativen Kopf muss er nicht groß vorstellen: Auf die Frage: „Wer kennt Udo Lindenberg?“, gehen alle Arme nach oben.

Das überrascht nicht, haben sich doch die meisten bereits auf dieses Casting vorbereitet. So wie beispielsweise Anthony Knorr aus Wendefurth. Er bewirbt sich für die Sprechrolle des Elmar. „Ich kann energisch auftreten und mich gut in die Rolle hineinversetzen“, sagt der 15-Jährige selbstbewusst. Gemeinsam mit Alexander Florian Wagner aus Blankenburg, der den Udo geben will, hat er einige Passagen eingeübt. Sophia Guhlke begleitet beide mit ihrer Bassgitarre. Sichtlich stolz ist Schulleiter Willi Streitenberger auf seine insgesamt 43 Schüler, die für das Musicalprojekt ausgewählt wurden. „Ich war sehr überrascht, was die alles können“, sagt er angesichts der vielen Talente, die sich bei einem Vorcasting offenbarten – sei es mit Musik, Tanz oder mit Instrumenten von Klavier bis Schlagzeug.

Auch Wolfgang Kirst, Leiter der Sekundarschule Burgbreite in Wernigerode, erwartet von den kommenden Monaten sehr positive Effekte: So stärke die gemeinsame Arbeit das Zusammengehörigkeitsgefühl und das Selbstvertrauen. „Die Schüler werden ein richtig tolles Gefühl entwickeln und erkennen: ,Ich kann was‘“, so Kirst. „Sie werden lernen, dass etwas Großes entstehen kann, wenn jeder auch nur ein kleines Stück dazu beiträgt.“

Das Projekt leiste mit seinem geschichtlichen Hintergrund außerdem ein positiven Beitrag zur Auseinandersetzung mit der DDR-Geschichte, die gar nicht so einfach zu vermitteln sei. „Unsere Schüler bekommen dann auch den Auftrag, ihre Eltern und Großeltern zu interviewen“, so Kirst.

Damit hat auch sein Kollege Willi Streitenberger gute Erfahrungen gemacht. So wurde zum Start des Musicalprojekts eine kleine DDR-Ausstellung organisiert, an der alle Klassen mitgearbeitet haben. „Die ist richtig gut geworden“, so der Schulleiter angesichts der erstaunlichen Fülle an Exponaten, die ein ganzes Klassenzimmer füllen – vom Pionierausweis bis hin zu einer kompletten NVA-Uniform.

Das Musical „Hinterm Horizont macht Schule“ wird in den kommenden Monaten einiges im Schulalltag verändern. „Wir werden einige unserer 18 Arbeitsgemeinschaften etwas umstrukturieren, damit sie besser zum Musical passen. Die Proben lassen sich aber sehr gut in unseren Ganztagesablauf einbauen“, ist Streitenberger optimistisch, dass das Projekt ein Erfolg wird. Neben den Übungsstunden an seiner Schule sind auch gemeinsame Proben mit den drei Partnerschulen und Workshops mit den Profis von „Stage Entertainment“ vorgesehen. Das große Ziel sind mehrere Aufführungen am Nordharzer Städtebundtheater in Halberstadt im November.

Darauf ist auch Wolfgang Plumeier gespannt. Der Wernigeröder, ein großer Udo-Lindenberg-Fan und Mitarbeiter der Harzsparkasse, hatte die Wernigeröder Sparkassenstiftung davon überzeugt, sich für dieses Projekt zu engagieren. Die Udo-Lindenberg-Stiftung gab den Harzern letztlich den Zuschlag für die dritte Auflage. Das Projekt „Hinterm Horizont macht Schule“ hatten die Macher schon in Leipzig und Greifswald erfolgreich umgesetzt.