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Nationalpark Harz Abwägen und ausdiskutieren

Wernigeröder Uwe Wegener ist neuer Vorsitzender des Nationalparkbeirates Harz und hat die Geschichte des Schutzgebietes mitgeschrieben.

Von Ingmar Mehlhose 02.02.2017, 00:01

Wernigerode l Ein ganz wichtiges Gespräch hat sich Uwe Wegener für diesen Monat bereits vorgenommen. „Ich will auf Herrn Gaffert zugehen und erfahren, was er ändern möchte“, sagt der neue Vorsitzende des ehrenamtlichen Nationalparkbeirats.

Vor Wochenfrist war Wernigerodes Oberbürgermeister (parteilos) dem Halberstädter bei der Abstimmung zu dem Chefposten um zwei Stimmen denkbar knapp unterlegen. Wie er bereits wisse, wolle Peter Gaffert mehr über kommunale Belange in dem Gremium beraten. Er setze auf eine „konstruktive Zusammenarbeit“, betont der 75-Jährige.

Dass dem zweimal jährlich intern tagenden Beirat die Themen ausgehen könnten, das befürchtet Wegener nicht. Im Gegenteil. Sein Amtsvorgänger Werner Grübmeyer habe in den Sitzungen „immer ein strenges Regime geführt“. Das sei durchaus von Vorteil gewesen. Allerdings gebe es von verschiedenen Seiten den Wunsch, bestimmte Fragen auszudiskutieren. Dem wolle er entsprechen, „ohne den Zeitrahmen zu überziehen“.

Bei allem Gesprächsbedarf hoffe er, dass die Debatten sich nicht wieder an fehlenden Toilettenhäuschen entlang der Brockenstraße aufreiben. Uwe Wegener: „Ich setze auf eine Lösung im Einvernehmen mit der Stadt Wernigerode und dem Brockenwirt.“ Stattdessen wünsche er sich ausführliche Berichte aus den einzelnen Fachbereichen der Verwaltung für das Schutzgebiet.

So werde unter anderem immer wieder über die Waldentwicklung gesprochen und beklagt, das der Wald verschwindet. Wegener: „Nicht der Wald stirbt, sondern die alten Bäume.“ Das sei auch für ihn schmerzhaft. Ungeachtet dessen vollziehe sich dort eine explosive Entwicklung, die neues Leben hervorbringt.

Der Wissenschaftler berichtet davon, wie er selbst mit Kollegen seit 1988 die bis zu 250-jährigen Bäume im gesamten Urwald vermessen hat. Er sagt: „Bis 2010 ging das gut. Dann hat der Borkenkäferbefall ruckartig zugenommen.“

Beim Punkt Schierke und den dortigen Plänen für ganzjährigen Tourismus am Winterberg zeigt sich Uwe Wegener zurückhaltend. Er sei 2000 im Dienst als stellvertretender Leiter der Nationalparkverwaltung gewesen und als solcher dafür, einen Teil der Fläche für einen Gebietstausch herauszulösen. Deshalb könne er jetzt nicht dagegen sein. Und: „Ich wünsche mir, das es für Schierke gut ausgeht und für uns auch.“

Sanft solle der Fremdenverkehr allerdings auf alle Fälle bleiben. In den letzten zwei, drei Wochen habe er bisweilen leider „harte Züge“ angenommen. Der passionierte Skilangläufer: „Zum Beispiel am Torfhaus. Da hatten wir vier Reihen Verkehr. Zwei ruhenden und zwei, der eigentlich fließen sollte.“

Ebenso bleibe es bei der Brockenbahn dabei, gründlich abzuwägen. Der 75-Jährige: „Ich könnte mir vorstellen, an den Wochenenden einen Dieselzug zur Entlastung einzusetzen.“ Ebenso sehe er die Verlagerung von Transporten zur Versorgung durchaus wieder als Thema in dem Gremium. Zur Entlastung der Brockenstraße vom Lieferverkehr könnten die Züge genutzt werden.

Uwe Wegener scheut sich allerdings auch nicht vor kritischen Tönen. So beispielsweise bei der Verkehrssicherungspflicht. Wenn kurzfristig Wege zu sperren sind, weil Bäume gefällt werden müssen. Er sagt: „Die Nationalparkverwaltung muss hier schneller reagieren, das offensiver kommunizieren.“

Reserven sieht der Naturschützer außerdem beim Verhältnis zu den Partnern des Nationalparks bis hin zu den Betreibern der Gaststätten. Er sei deshalb dafür, zu einem gemeinsamen Nachmittag einzuladen, um über deren Erfahrungen und Probleme zu sprechen.

Ebenso denkbar seien Exkursionen mit den Mitgliedern des 40-köpfigen Beirates „in Gebiete, wo es brennt“.

Uwe Wegener ist für fünf Jahre gewählt worden. Er sagt: „Ich nehme die erste Periode wahr.“ Ob zumindest eine weitere folgen werde, lasse er offen.

Unwahrscheinlich wäre das nicht. Amtsvorgänger Werner Grübmeyer hatte das Gremium seit der Fusion der beiden Nationalparke Hochharz und Harz im Jahre 2006 geleitet. Seinen Abschied im vergangenen Herbst nahm der Sankt Andreasberger „aus Altersgründen“. Zu seinem 90. Geburtstag.