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Naturschutz Halberstadts gute Stube für Fledermäuse

Um den Natur- und Landschaftsschatz Halberstädter Berge kümmert sich ein Verein. 2019 kümmern sich die Mitglieder besonders um Fledermäuse.

Von Jörg Endries 16.02.2019, 00:01

Halberstadt l Zum Verein des Jahres ist der Verein Halberstädter Berge kürzlich von der Stadt Halberstadt gekürt worden. Vereinschef Mirko Zerwell und die 50 Mitglieder konnten es kaum fassen. Die Freude über die Auszeichnung ist groß und nicht nur Belohnung für die Arbeit aller in den zurückliegenden Jahren, sondern ist Ansporn für alle, so Mirko Zerwell. „Wir sind eine tolle und engagierte Gemeinschaft, in der schon viele private Freundschaften entstanden sind.“

Auf den Lorbeeren will man sich nämlich nicht ausruhen. Ganz im Gegenteil, die nächsten Vorhaben des mit neun Jahren noch recht jungen Vereins befinden sich in der Vorbereitung beziehungsweise in der Umsetzung. Im Zentrum stehen das Engagement für den Erhalt eines einmaligen Natur- und Landschaftsschatzes, der dem Verein den Namen gab – die Halberstädter Berge mit ihrer artenreichen Pflanzen- und Tierwelt.

„Zur Tierwelt gehört eine ganz besonders schützenswerte Art, die Fledermaus“, berichtet Mirko Zerwell. Mehrere Arten der nachtaktiven Tiere, die sich per Ultraschall in der Dunkelheit orientieren und auf Insekten­fang gehen, würden in den Halberstädter Bergen zuhause sein. Zum Schutz der Batmans habe der Verein mit Unterstützung der ebenfalls in Halberstadt ansässigen Rolf P.C. & Edith Maria Manteufel-Stiftung ein Fledermaus-Projekt ins Leben gerufen.

„Seit letzter Woche sind die Mitglieder des Vereins damit beschäftigt insgesamt 40 neue Fledermauskästen in den Klusbergen aufzuhängen“, berichtet Mirko Zerwell. Eine Firma aus der Region habe den Auftrag zum Bau der Kästen erhalten. „Darauf achten wir bei allen Aktivitäten, dass das Geld in der Region bleibt.“ Die Manteufel-Stiftung, die den Natur- und Tierschutz fördert, habe den Kauf der Kästen ermöglicht. Doch warum fühlen sich die Fledermäuse im landschaftlich schönen Süden der Kreisstadt so wohl? In den Klusbergen gibt es bereits einige ältere Fledermauskästen sowie zahl­reiche natürliche Versteckplätze in Felsspalten und alten Bäumen. Optimal ist auch das Nahrungsangebot durch die angrenzenden Kleingärten im Norden sowie die Streuobstwiesen und Offen­landflächen im Süden der Klusberge, so der Vereinschef.

Fledermausexperten konnten in den vergangenen Jahren folgende Arten in den Halberstädter Klusbergen beobachten und teilweise auch beringen: Mopsfledermaus, Mausohr, Graues Langohr, Braunes Langohr, Wasserfledermaus, Kleine Bartfledermaus sowie Exemplare der Zwergfledermaus. Die zusätzlichen Fledermauskästen sollen die Lebensbedingungen für die interessante und besonders geschützte Tierart weiter verbessern, sagt Mirko Zerwell. Das Anbringen der Kästen konnte bereits Mitte dieser Woche beendet werden.Außerdem habe man die bekannten Einflugschneisen für die Fledermäuse freigeschnitten. „Wir planen, eine spezielle Führung für Interessierte unter dem Thema Batman in den Bergen anzubieten“, informiert der Vereinsvorsitzende.

Zu den zahlreichen Aktivitäten des Vereins Halberstädter Berge gehört unter anderem die Unterstützung des Projekts, die über 130 Jahre alte Obstbaumsorte Halberstädter Jungfernapfel zu retten und in der Region wieder verstärkt anzupflanzen. Das Vorhaben ist von der Stadt Halberstadt 2018 auf einer alten Streuobstwiese im Süden der Klusberge gestartet worden. „Dort werden wir am 6. April auch unseren traditionellen Frühjahrputz durchführen.“

Außerdem freut sich Mirko Zerwell auf eine Premiere am 24. August. „Erstmals wird das Tierparkfest gefeiert. Alle Verantwortlichen haben entschieden, das Tiergartenfest und das vom Verein Halberstädter Berge unterstützte Parkfest zu vereinen, um so zwei kulturelle ­Höhepunkte zu einem erfolgreichen Event zusammenzuführen“, betont Mirko Zerwell. Zum Engagement des Vereins gehört, dass man die Halberstädter Schatzjahre unterstützt. So sind im Rahmen der erfolgreichen Reihe vier Führungen geplant, die Vereinsmitglieder übernehmen. Zwei in die Klusberge und zwei weitere zur Medingschanze, dem Grabensystem aus dem Ersten Weltkrieg, in dem Soldaten für den Einsatz an der Front vorbereitet wurden. Dort ist vom 21. bis 23. Juni auch wieder ein historisches Wochenende für alle Interessierten vorgesehen.