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Haldensleber Flora-Verein für seelisch kranke Menschen feiert Richtfest am Neubau auf der Langen Straße Nicht mitten auf dem Präsentierteller

01.10.2011, 04:22

Der Bau des Wohnhauses, das der Flora-Verein für seelisch kranke Menschen derzeit an der Langen Straße entstehen lässt, geht voran. Am Donnerstag feierten die beteiligten Baufirmen gemeinsam mit den Einrichtungsleitern, einigen Bewohnern des Wohnheimes sowie interessierten Nachbarn das Richtfest. Das Haus beinhaltet fünf Wohneinheiten für psychisch kranke Menschen, in denen auch die Betreuung durch eine Sozialpädagogin möglich ist. Nach dem Richtfest wurde die Lange Straße wieder für den Verkehr freigegeben.

Von Julia Schneider

Haldensleben. "Bisher sieht es so aus, dass das Haus wie geplant bis zum März 2012 bezugsfertig sein wird", freute sich Ines Peinemann, die Leiterin des Wohn-und Übergangsheimes Flora, beim Richtfest. Und dabei war es längst nicht immer gut um die Bauarbeiten bestellt. Bevor gebaut werden konnte, mussten zum Beispiel archäologische Untersuchungen vorgenommen werden. "Und bei so etwas müssen ganz genaue Richtlinien befolgt werden. So braucht es neben Ausgrabungsleitern, die bezahlt werden müssen, auch jede Menge Grabungshelfer. Um die Kosten und den Aufwand möglichst gering zu halten, haben sich unsere Bewohner selbst bereit erklärt, als Grabungshelfer mitzuarbeiten", erzählte Eberhard Resch, Vorstandsvorsitzender der Flora.

Über einen Monat lang fuhren die Mitarbeiter der Flora jeden Tag mit einigen Bewohnern zur Grabungsstätte. Bewohner Ralf Schmidt war zum Beispiel jeden Tag dabei und sagte: "Außer einer kleinen Münze habe ich in der ganzen Zeit nichts gefunden."

Viel mehr als den Fund einiger Münzen ergaben die archäologischen Arbeiten wirklich nicht und so stand dem Bau des Wohnhauses schließlich nichts mehr im Wege. Eine leistungsfähige Dränage musste hinter dem Haus gelegt werden, denn das Gelände steigt zur Bülstringer Straße hin an, und bei starken Regenfällen fließt das Wasser in Richtung Lange Straße. Auch die Planung des Hauses war nicht einfach, denn das Grundstück ist an der Straßenseite breiter als im hinteren Bereich. Entsprechend musste auch das Gebäude selbst gebaut werden. "Ich habe gehört dass es im gesamten Haus keinen rechten Winkel gibt", sagte Eberhard Resch in einer kleinen Rede zum Richtfest und veranlasste so die Besucher, den Neubau etwas genauer unter die Lupe zu nehmen.

Unter den Gästen waren auch Vertreter der beteiligten Bauunternehmen, Architekten genauso wie Elektriker, Zimmerer oder Dachdecker. Diese kannten sich natürlich bestens mit dem Neubau aus und verwiesen auf einige wenige Wände, die im rechten Winkel stehen.

Den offiziellen Part übernahm Ingo Seidel von der Zimmerei Seidel und Friedrich. Er kletterte hoch hinaus und sprach, nachdem Eberhard Resch den symbolischen letzten Nagel ins Dachgebälk gehämmert hatte, den Richtspruch. Diesen hatte er extra auf die zukünftigen Bewohner des Hauses sowie die Einrichtung selbst zugeschnitten.

Fünf Wohnungen für psychisch Kranke wird es künftig auf der Langen Straße geben. Und der Standort des Hauses ist nicht zufällig gewählt. "Die Bewohner sind hier zwar im Stadtzentrum, können sich also mit allem schnell selbst versorgen und sind nicht weit von allen Ämtern entfernt", erklärte Wohnheimleiterin Ines Peinemann. "Trotzdem leben sie hier in einer ruhigen Straße und nicht mitten auf dem Präsentierteller."

Von Anfang an war es der Einrichtungsleiterin und ihren Kollegen wichtig, die Nachbarn für das neue Haus zu interessieren und mit ihnen ins Gespräch zu kommen. Viele positive Töne konnten sie so schon einfangen.

Davon wird es nun sicher noch mehr geben, denn nach dem Richtfest konnte der große Baukran wieder abgebaut werden, der die Lange Straße blockiert hatte. Somit ist der Weg für den Verkehr ab sofort wieder vollständig freigegeben.