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Projekte Dampfen in der Friedenstraße

Eine frisch gestrichene Fassade im grauen Umfeld der Friedenstraße in Halberstadt erregt Neugier. Zwei Unternehmer eröffnen neue Läden.

Von Jörg Endries 18.12.2018, 06:00

Halberstadt l Dampfen gehört für Roman Gross und Fabio Brennecke zum Geschäft. Weiße Schwaden ziehen durch ihren neuen Laden in der Friedenstraße. Es riecht angenehm – irgendwie nach Herren-Parfüm in den verschiedensten Duftnoten. Denkste! Zu einer Drogerie­kette gehört das neue Geschäft in der Friedenstraße nicht. Dazu passt auch der Kunde nicht, der gerade genüsslich an einem kleinen Kasten in seiner Hand zieht und anschließend eine dicke weiße Wolke ­ausatmet. Damen und Herren sind bei Faro-Smoke gleichermaßen willkommen. Eine Leidenschaft eint sie – das Dampfen; also das Genießen von E-Zigaretten. Diese raucht man nämlich nicht, man dampft sie. Im Faro-Smoke dreht sich alles um dieses Thema.

Vor Kurzem eröffneten Roman Gross und Fabio Bren­necke in einer der belebtesten aber nicht beliebtesten Straßen Halberstadts ihr neues Geschäft. Die jungen Männer aus Goslar trotzen damit der dicken Luft vor ihrem Laden und dem schlechten Ruf der Friedenstraße als Wohn- und Geschäfts-Standort. Tausende Fahrzeuge sind täglich auf der vielbefahrenen Hauptverkehrsader Halberstadts unterwegs. Die Straße ist also alles andere als tot. Dennoch ist sie weit entfernt davon, eine florierende Wohn- und Geschäftsstraße zu sein. Ganze Häuser samt Läden sind verwaist und verfallen. Gute Werbung für die Stadt sieht anders aus. Die beiden Unternehmer ließen sich davon nicht abschrecken und mieteten zwei seit Jahren verwaiste Läden an, um sie mit ­Geschäften wieder zu beleben. In dem einen wird Dampfern die Möglichkeit gegeben, aus etwa 500 verschiedenen Liquids und Aromen, mit und ohne Nikotin, ihre E-Zigaretten-Mischung zusammenzustellen. Zitronen-Kuchen, Glühwein, Whisky, Bananenmilch-Shake, Popcorn und vielen andere Geschmacksnoten finden sich in den Regalen.

Neben dem E-Zigarettenfachgeschäft sollen demnächst weitere Düfte neue Kunden anlocken – Café-Aromen. „Wir müssen nur noch eine Brandschutz­decke einziehen lassen und dann kann nebenan das Café mit 26 Sitzplätzen eröffnen“, informiert Fabio Brennecke. Beide Läden managt Geschäftsführer Norman Schliefke, 35 Jahre alt aus Alten­brak.

Im Vorfeld der Geschäftseröffnung hat der Vermieter die graue Hausfassade in einem freundlichen Gelbton streichen lassen, sodass das Gebäude aus dem umgebenden Einheitsgrau der Nachbarhäuser nun hervorsticht und „magisch Kunden anzieht“, hoffen Fabio Brennecke und Roman Gross. Die ­jungen Männer aus Goslar glauben an den Standort Friedenstraße, sonst wären sie woanders hingegangen. An leeren Läden besteht in der Kreisstadt kein Mangel.

„Wir wollen mit Qualität und Service die Kunden überzeugen, wohlfühlen müssen sie sich. Außerdem muss der Standort auffallen. Hier fahren viele Fahrzeuge vorbei und der Laden erregt Neugier. Das passt“, sagt Fabio ­Brennecke. Wer zum ersten Mal im Geschäft war, erzählt Freunden und Bekannten davon, die meist am nächsten Tag kommen würden. Das Umfeld spielt nicht die erste Geige. Ähnlich sei es mit dem ersten Geschäft in Goslar gelaufen. Das sowie der zweite Laden in Bad ­Bentheim an der niederländischen Grenze würden mittlerweile gut laufen. Darum habe man sich für den dritten Laden in Halberstadt entschlossen. Das Dampfen von E-Zigaretten sei seit vier, fünf Jahren auf dem Vormarsch und verdrängt immer mehr die normale Tabak-Zigarette. „Auf dieser Welle reiten wir erfolgreich mit“, so der 22-Jährige.

„Auf der Friedenstraße gibt es keine Kundenpark­plätze, das ist ungünstig“, gesteht Fabio Brennecke. Dafür stehen auf dem Hof des Hauses, der über eine Zufahrt von der Friedenstraße aus zu erreichen ist, fünf Parkplätze zur Verfügung. Außerdem hätten sie eine Zusage des Vermieters, dass das ebenfalls verwaiste Wohnhaus links neben dem Geschäft im kommenden Jahr abgerissen wird und dort noch einmal zehn Parkplätze entstehen sollen.

Der gelernte Industrie­mechaniker strahlt Optimismus aus. Sollte er damit weitere Unternehmer und Hausbesitzer anstecken, profitiert sowohl die geschundene Straße als auch die Stadt Halberstadt davon.