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Projekte Schachzug für Ströbecks Bürgerhaus

Ströbecks Ortsbürgermeister Jens Müller (SPD) lässt die Bürger über das künftige Nutzungskonzept des Bürgerhauses entscheiden.

Von Jörg Endries 24.11.2017, 13:00

Schachdorf  Ströbeck l Dringender Handlungsbedarf besteht im Schachdorf Ströbeck, um das Bürgerhaus am Schachplatz zu retten. Der Saal ist wegen Statikproblemen nur noch eingeschränkt zu nutzen, die Heizung macht, was sie will, Regen dringt ins Haus ein, beim jüngsten Sturm sind Ziegel aus einer Wand ge­brochen. Soll das Gebäude noch eine Zukunft haben, ist eine Sanierung unumgänglich. Geld für das auf eine Million Euro geschätzte Vorhaben könnte es aus dem Förderprogramm „Soziale Integration im Quartier“ geben.

Problem: Ströbeck steht im Wettbewerb mit vielen anderen Kommunen, die ebenfalls die lukrative Geldquelle erschließen möchten. Immerhin winkt eine 90-prozentige Förderung. Jetzt gilt es ein Nutzungskonzept zu präsentieren, das die Vergabe-Jury überzeugt. Erklärtes Ziel von Ortsbürgermeister Jens Müller (SPD) ist, dass die Ströbecker ein gewichtiges Wort bei der Konzepterarbeitung mitreden. Ein Angebot, von dem rege Gebrauch gemacht wird.

Am Mittwochabend lud Jens Müller zur mittlerweile 3. Bürgerversammlung ein. Fruchtbar waren schon die vorhergehenden. Ergebnis dessen sind zwei Nutzungsvarianten für das Bürgerhaus – eine mit Unterbringung des im Ort beheimateten Schach­museums, das andere ohne. Doch die Rechnung, beide Konzepte beim zuständigen Ministerium für Landesentwicklung und Verkehrswesen einzureichen und die Fachleute dort entscheiden zu lassen, welches förderfähig ist, geht nicht auf, informierte Stephanie Rudel von der Stadtverwaltung Halberstadt.

„Die Ströbecker müssen selbst entscheiden, welches Konzept sie favorisieren und ins Rennen schicken. Sie benötigen auf alle Fälle ein Alleinstellungsmerkmal, um eine Chance im Wettbewerb mit anderen Kommunen zu haben.“ 2016 hätten sich 34 um eine Förderung beworben, nur vier erhielten Geld. „Die Trauben hängen also hoch.“ Die Schachtradition sei ein Alleinstellungsmerkmal und könne ein Zugpferd sein. Ströbeck muss zeigen, dass das Gebäude der soziale Mittelpunkt im Ort ist. „Alle Bürger müssen mitgenommen werden und sich im Bürgerhaus mit ihren Interessen wiederfinden“, betonte Stephanie Rudel. Zum Zeitplan informierte sie: Anfang 2018 gibt es mit den zuständigen Mitarbeitern aus Magdeburg in Ströbeck einen Vorort-Termin, im November kann der Fördermittelantrag gestellt werden. Das Programm läuft bis 2020.

Susanne Heizmann stellte das Konzept des Kulturdorfvereins Ströbeck vor. Es setzt vor allem auf Integration, sozialen Zusammenhalt, Förderung von Familie und Bildung. Die Vereine sollen ein ­Zuhause bekommen, dazu gehören das Lebend­schachensemble und der Schachverein, die das Haus bereits nutzen. Im Erdgeschoss soll eine Ehrenamtler-Zentrale installiert werden. Ein Büro, dass tagsüber ehrenamtlich besetzt ist, um Veranstaltungen im und vor dem Haus zu koordinieren und zu betreuen. Platz könnte für eine Tauschbörse, einen Treff junger Familien und ein Jugendtreff sein. Lagerräume werden dringend benötigt. „Den Vereinen steht die Gaststätte samt Küche zur Verfügung. Dort können sich außerdem die Bürger treffen, zum Beispiel zum Sonntagsbrunch. Natürlich gehören das Bürgermeisterbüro und das Trauzimmer dazu“, so Susanne Heizmann. Die Kulturdörfer Europas, eine Vereinigung von elf Dörfern aus elf europäischen Ländern, zu der Ströbeck gehört, ist ebenfalls ein ­Alleinstellungsmerkmal, erinnerte Günter Maeß, Mitglied des Kulturdorfvereins. Das Obergeschoss mit dem großen Saal könnte weitestgehend so bleiben, plädierte Susanne Heizmann. Nur das Treppenhaus muss geändert und ein Aufzug eingebaut werden, der das Haus barrierefrei erschließt. „Das Museum ­benötigen wir im Bürgerhaus nicht.“ Dafür sei kein Platz vorhanden.

Aus der Feder des Ortsbürgermeisters stammt das zweite Konzept. Es unterscheidet sich vom ersten, weil Jens Müller auf den Einzug des Schachmuseums im Erdgeschoss, die Nutzung des Kellers als Lagerraum, auf ­sichere Fluchtwege und den Ausbau des Dachgeschosses setzt. Im letztgenannten sollen sein Büro , das Trauzimmer und der Fundus der Theatergruppe einziehen. Im Obergeschoss könnte neben dem Saal ein Multifunktionsraum entstehen und ein Raum für die Kostüme des ­Lebendschachensembles, der mit einer Glasscheibe abgetrennt für Museums-Gäste einsehbar ist. Für die Unterbringung des Museums spricht die Barrierefreiheit, die am derzeitigen Standort fehlt. Außerdem böte sich die Chance, das Museum konzeptionell neu und attraktiver aufzustellen.

Eine Abstimmung unter den etwa 50 anwesenden ­Bürgern ergab: für das Konzept Kulturdorfverein votierten 25,7 Prozent, für das von Jens Müller 60 Prozent, Enthaltungen 14,3 Prozent. Am Montag stimmt der Ortschaftsrat ab.

Jens Müller: „Ich muss noch einmal betonen, wir haben noch eine lange Weg­strecke vor uns. Es ist auch nicht selbstverständlich, dass wir das Geld bekommen.“