Halberstadt l Solarstrom soll auf einem 32 000 Quadratmeter umfassenden Areal vor den Toren Halberstadts produziert werden. Das sieht der Plan eines in Bayern ansässigen Investors vor, der am Donnerstagabend den Mitgliedern des Stadtentwicklungsausschusses vorlag. Der Unternehmer hat als Standort dafür die verwaiste Gewächshausanlage an der B 79 zwischen Halberstadt und Aspenstedt auserkoren.
Vor Jahren ist dort der Gärtnereibetrieb eingestellt worden. Das trifft ebenfalls für die Nachnutzung durch ein Bildungswerk zu, das das Gelände und die Gebäude wegen des schlechten Bauzustandes aufgegeben hat. Ein Schmuckstück ist die verwaiste Treibhausanlage für die Peripherie der Kreisstadt nicht. Der Plan des Investors sah vor, die hässlichen Ruinen hinter beziehungsweise unter einer großen Solarstromanlage zu verstecken.
So taufrisch ist das Ansinnen allerdings nicht. Bereits 2017 hat der Investor einen ersten Antrag bei der Stadtverwaltung Halberstadt eingereicht und war damit im Ausschuss gescheitert. Statt grünes Licht zur Umsetzung des Projekts zu geben, erteilten die Ausschussmitglieder Auflagen. Danach sollte dem Vorhaben nur Baurecht eingeräumt werden, wenn der Investor im Vorfeld die alten Gewächshäuser und den Schornstein des Heizhauses abreißt.
Die Gespräche mit dem Unternehmer beziehungsweise mit einem Vertreter seien in den vergangenen Wochen teils sehr schwierig verlaufen, berichtet Wirtschaftsförderer Thomas Rimpler. "Vielleicht ist das jetzt vorliegende neue Konzept ein Ansatzpunkt für eine Entscheidung, Baurecht zu erteilen", sagte Wirtschaftsförderer Thomas Rimpler.
Eine Bedingung des Ausschusses, den baufälligen Schornstein abzureißen, will der Investor erfüllen. Eine weitere, die Beräumung des Areals, also dem kompletten Abriss der Gewächshäuser, nicht. Die Solarmodule sollen danach nicht nur auf Tragkonstruktionen aufgestellt werden. Unter anderem seien sie so angeordnet, dass die Gewächshäuser von der Straße aus künftig nicht mehr zu sehen sein sollen. Beabsichtigt sei, die desolaten Gewächshäuser herzurichten und mit den Solarmodulen zu belegen. "Mit der Errichtung der Photovoltaikanlage geht eine Verschönerung des Stadtbildes einher, da die Gewächshäuser von der Straße aus nicht mehr zu sehen sind", argumentiert das mit der Umsetzung beauftragte Ingenieurbüro.
Dieser Argumentation konnten allerdings die Mitglieder des Stadtentwicklungsausschusses nicht folgen. Rainer Schöne (Bürgerfraktion/FDP): "Die Unterlagen sind sehr bescheiden. Ich bezweifele, dass die alten und womöglich instabilen Glashäuser die Module überhaupt noch tragen können. Der Bereich muss komplett beräumt werden."
Hans Joachim Nehrkorn (Linke): "Das Vorhaben ist stadtentwicklungstechnisch nicht sinnvoll. Ich bin vollkommen dagegen, egal ob Schornstein und Gewächshäuser abgerissen werden."
Ralf Barthel (Ortsbürgermeister Athenstedt, Bürgerfraktion/FDP) wies darauf hin, dass die Nordumfahrung Halberstadts immer noch im Bundesverkehrswegeplan steht. "Die Photovoltaikanlage könnte die Planungen für den Bau der Ortsumgehung behindern oder vielleicht sogar scheitern lassen."
Jens Geffert (CDU) gab zu bedenken: "Wir müssen die grundsätzliche Frage klären, ob wir jede freie Fläche mit Photovoltaikanlagen bebauen und damit Flächen für 20 bis 25 Jahre blockieren wollen." Der Ortsbürgermeister von Klein Quenstedt und sein Amtskollege aus Aspenstedt, Rüdiger Müller (fraktionslos), berichteten, dass der Investor in den beiden Ortsteilen Halberstadts ebenfalls auf Flächensuche gewesen sei.
Das Votum des Stadtentwicklungsausschusse ist eindeutig ausgefallen. Einstimmung und konsequent hieß es: "Wir wollen grundsätzlich keine Photovoltaikanlage am Kosakengrab."