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Reisedoku Harzer Mythen fürs US-Fernsehen

Ein US-Fernsehsender ist im Harz unterwegs. Eine Krimi-Autorin führt das Team zu alten Kultstätten in Halberstadt, Blankenburg und Thale.

09.10.2019, 09:07

Halberstadt l Es ist ein grauer Tag, kühl und windig, immer wieder regnet es. Bei so einem Wetter zeigen sich die Klusberge bei Halberstadt – eigentlich eine beliebte Gegend für Wanderer und Spaziergänger – fast menschenleer. Fast. Drei Frauen stehen hoch oben auf der Sandsteinformation. Efeukränze schmücken ihre Haare, die weiten Kleider flattern im Wind. In ihren Händen halten sie mit Gräsern und Blüten gefüllte Körbe, eine von ihnen hält einen Reisigbesen. Eine Szene, wie aus der Zeit gefallen, mystisch und geheimnisvoll.

Mit solchen Bildern soll um die Gunst von Touristen geworben werden – aus Amerika. Ein neunköpfiges Team des US-amerikanischen Doku-Senders Travel Channel, der Reiseziele in aller Welt vorstellt, ist in der vergangenen Woche im Harz unterwegs gewesen. Hauptaugenmerk legten die Fernsehleute „auf die kulturhistorischen Wurzeln und Traditionen aus historischer Zeit beziehungsweise der Orte, die seit Tausenden von Jahren eine ganz besondere Mystik für die Menschen besitzen“, berichtet Axel Steinbach vom Geistmühlenverlag. Der Halberstädter wird als Co-Moderator in dem 15-minütigen Beitrag zu sehen sein.

Wer der Hauptmoderator ist und wie die Sendung heißt, darf noch nicht verraten werden. „Das ist alles streng geheim“, berichtet Axel Steinbach. Er verrät nur so viel: „In den USA ist die Serie sehr bekannt. Es gibt einen richtigen Hype um sie.“ Dank der Sendung wird Halberstadt und die Region wohl vielen Amerikanern vorgestellt. „Travel Channel soll nach neuesten Erhebungen größere Zuschauerzahlen als CNN im entsprechenden Erfassungsbereich haben“, berichtet der Verleger stolz. Der Ausstrahlungstermin sei in etwa einem halben Jahr. Das deutsche Publikum muss sich länger gedulden. Wie Steinbach informiert, werden Sendungen dieses Formates mit zeitlichem Versatz von etwa eineinhalb Jahren auch auf deutschen Dokumentar-Sendern ausgestrahlt.

Und was genau wird in dem Film gezeigt? Längere Drehzeiten am Regenstein, der Teufelsmauer, dem Hexentanzplatz sowie in der Geistmühle in Halberstadt und in Quedlinurg. Besonders beindruckt habe den Regisseur aber der Klusfelsen, so Steinbach. Er erläutert, dass der Klusfelsen mit seinen Hohlräumen und Rillen, die vor Jahrtausenden von Menschen in den Sandstein geschlagen wurden, als vorchristliche Kultstätte diente.

Ein Themengebiet, auf dem sich Steinbachs Lebensgefährtin, Kathrin Hotowetz, besonders gut auskennt. Sie ist die Autorin der Roman-Reihe „Im Schatten der Hexen“ und spielt eine Hauptrolle in dem Film. Aufgrund der Bekanntheit, die ihre Bücher mittlerweile erreicht haben, sind Mitarbeiter des US-Fernsehsenders auf sie aufmerksam geworden. „Eigentlich wollten sie etwas über Hexen und Kartenlegen drehen, aber wir haben sie von einer anderen Idee überzeugt“, verrät Steinbach.

Diese andere Idee wiederum hängt mit dem sechsten Band von Hotowetz‘ Hexenbuch-Reihe, „Das versunkene Heiligtum“, zusammen. Die Kulisse für die Geschichte sind reale geografische und geologische Besonderheiten sowie vorchristliche Kultstätten rund um Halberstadt, Thale und Blankenburg.

Kathrin Hotowetz ist davon überzeugt, dass nicht nur in ihrem Buch eine Verbindung zwischen diesen Orten besteht. Sie und Steinbach halten es für möglich, dass sie „ein riesiges Stonehenge“ oder „eine riesige Variante der Himmelsscheibe von Nebra von 20 Kilometern Ausmaß“ bilden. Archäologische Untersuchungen an einigen der Orte hätten durchaus Belege zutage gefördert, die darauf hinweisen, dass sie in vorchristlicher Zeit als Kultstätten genutzt worden. Den Gedanken, dass Ziegenkopf, Regenstein, Teufelsmauer und Co. zusammen als Einheit, als ein großes Heiligtum, zu betrachten sind, hat zuerst der Autor Walter Diesing in seinem Buch „Der Himmel auf Erden“ geäußert, auf das Hotowetz bei Recherchen stieß.

Gemeinsam mit den Städten Blankenburg, Halberstadt und Thale sowie dem Geistmühlenverlag will die Autorin ihre Theorie und vor allem die Orte und Plätze in den Fokus der Öffentlichkeit rücken. Unter dem Namen „Das versunkene Heiligtum“ wurden Angebote für Touristen wie Einheimische geschaffen – von Wanderungen, Klosterführungen und Kräutertouren bis hin zu Mal- und Zeichenkursen sowie alternativmedizinischen Vorträgen. Sollte der Film die gewünschte Wirkung erzielen, dürften diese Veranstaltungen bald auf Englisch gefragt sein.