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Renaturierung Goldbach soll zurück ins alte Bett

Der Verein Naturdörfer verfolgt ehrgeizige Ziele. Im Okertal nördlich von Wülperode soll der Goldbach in sein altes Bett zurück.

Von Mario Heinicke 03.11.2016, 00:01

Wülperode l Wülperode ist ein malerischer, ein grüner Ort. Auch durch seine Wassergräben, die sich entlang der Wege und sogar durch die Gärten schlängeln. Allerdings ist die Freude an der Schönheit spätestens dann getrübt, wenn die Gräben überschwappen. Was teils seine Ursache noch in der Lage des Dorfes unmittelbar am einstigen „Eisernen Vorhang“ hat. Offene Gräben wurden verrohrt, begradigt oder gar verlegt, damit letztendlich niemand die Staatsgrenze der DDR überwinden konnte.

Südlich des Dorfes gibt es konkrete Planungen, die in Federführung der Stadt Osterwieck liegen. Für ein erstes Vorhaben direkt an der heutigen Landesgrenze liegt seit Kurzem eine wasserrechtliche Genehmigung vor. Diese ist wiederum Voraussetzung für einen Antrag auf Fördergeld.

Nördlich des Dorfes hat sich derweil der örtliche Verein Naturdörfer vor das Vorhaben gespannt, dem Goldbach den alten Verlauf zurückzugeben. Er war zu DDR-Zeiten begradigt worden, der alte Graben ist aber im heutigen Dickicht noch zu erkennen, wenngleich völlig trocken.

Der Goldbach fließt heute parallel zum Hang des Okertals, teils in einer längeren Verrohrung, bis nach Göddeckenrode und dort in den Eckergraben. Historisch schwenkte er indes schon auf halbem Wege über einen Acker zurück in den Eckergraben.

Der Verein Naturdörfer möchte damit zugleich etwas für die Natur tun. Ökologische Durchgängigkeit des Goldbaches heißt das Ziel, das auch dem Artenschutz dient.

Mit der Herstellung einer ökologischen Durchgängigkeit sollen in erster Linie die hier lebenden Fische sowie die am Gewässergrund befindlichen Schnecken, Krebse und Insektenlarven unterstützt werden. Durch die Strömung im Bach werden diese Arten fließgewässerabwärts verdriftet und benötigen den Gewässergrund aus Kies und Steinen, um das Gewässer wieder hinaufzuwandern.

Martin Schröder betreut dieses Projekt, das noch ein weiteres Ziel verfolgt. Nämlich neben dem alten Wasserlauf über den Acker einen Wanderpfad anzulegen. Das würde einen schönen Rundweg ergeben, sowohl für die Wülperöder als auch Göddeckenröder. Und natürlich für Besucher.

Grundsätzlich sollen beide Vorhaben auch der Umweltbildung dienen. Idee ist es, eine Tafel aufzustellen mit Informationen über das Vorhaben am Goldbach, zu den hier im Graben lebenden Arten sowie über den Schutz von Gewässern, zum Beispiel zur Problematik Plastikmüll.

Die Vorstellungen des Vereins sind also schon sehr konkret. Kürzlich gab es einen Vor-Ort-Termin, bei dem mehrere Beteiligte, allen vo­ran der Unterhaltungsverband Ilse-Holtemme, die kreisliche Naturschutz- und Wasserbehörde, ihre Standpunkte mit den Wülperödern austauschten. Der Verband hatte im Vorfeld bereits drei Varianten für den Graben erarbeiten lassen. Doch es gilt noch einiges abzuwägen. Zum Beispiel ist auch am Graben vor Göddeckenrode, der dann trockengelegt werden würde, ein Lebensraum entstanden.

Die Teilnehmer haben nun die nächsten Arbeitsschritte festgelegt, um letztendlich zu ermitteln, ob und welche Fördermöglichkeiten bestehen, diese Idee des Naturdörfervereins umzusetzen.