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Retter mit Sorgen Bergwacht-Finanzierung noch offen

Die Natur im Harz lockt. Immer wieder münden Ausflüge in Rettungsaktionen der Bergwacht Thale. Deren Finanzierung ist nicht geklärt.

Von Dennis Lotzmann 19.04.2017, 14:04

Thale/Schierke/Magdeburg l Zu spät zur Bergbesteigung gestartet und schließlich von der Dunkelheit überrascht. Im zuweilen unwegsamen Gelände im Bodetal falsch orientiert und am Ende am Berg festgesteckt. Oder schlicht die eigenen Kräfte überschätzt und auf Helfer angewiesen gewesen – die Ursachen, weshalb die Rettungsleitstelle die Mitglieder der Harzer Bergwachtgruppen alarmiert, sind vielschichtig und breit gefächert. Fest steht aber: Die Zahl der Einsätze der ehrenamtlich tätigen Bergprofis bewegt sich seit Jahren auf einem hohen Niveau und ist zuletzt 2016 stark angestiegen.

Michael Walter, beim Deutschen Roten Kreuz (DRK) als Träger der Bergwacht-Gruppen Teamleiter für die Ehrenamtler, spricht von insgesamt 82 Einsätzen im vorigen Jahr gegenüber landesweit 49 im Jahr 2015. Insgesamt seien die Aktiven 5016 im Harz 69 Mal ausgerückt, um insgesamt 91 Wanderern zu helfen.

Während die ehrenamtlich tätigen Bergwacht-Mitglieder – 109 sind aktuell in den Ortsgruppen Wernigerode, Thale und Halberstadt sowie einer speziellen Untertage-Gruppe aktiv – damit für viele Betroffene zum „Engel am Berg“ werden, sind ihre finanziellen Probleme bis heute nicht abschließend „therapiert“. Konkret ist die vom Innenministerium angeregte finanzielle Beteiligung von Anrainer-Kommunen aus dem Harz bis heute nicht verbindlich festgezurrt. Dabei sollte bereits im Herbst vorigen Jahres der Vertrag mit acht Städten unterzeichnet werden.

Der nach wie vor aktuelle Vorstoß, den Innenminister Holger Stahlknecht (CDU) maßgeblich mit angeschoben hat, sieht vor, dass sich die Harzer Kommunen, in deren Gemarkungsgrenzen es Einsätze der Bergwacht gibt, anteilig an deren Basisfinanzierung beteiligen. Konkret benannt sind Ilsenburg, Blankenburg, Wernigerode, Halberstadt und Quedlinburg sowie Thale, die Stadt Oberharz am Brocken sowie Ballenstedt.

Diese Orte sollen jährlich eine pauschale Umlage in Höhe von 1000 Euro an den Bergwacht-Träger DRK zahlen. Hinzu kommen 2000 Euro aus dem Topf der Kreisverwaltung. Die so zusammengetragenen 10.000 Euro sollen um weitere 10.000 Euro aufgestockt werden. Dafür sollen die acht Kommunen sowie die Kreisverwaltung zusätzlich zum Festbetrag eine einwohnerbezogenen Pauschale von 2,5 Cent pro Einwohner und Jahr zahlen.

Jene 20.000 Euro sollen eine Säule darstellen, um die Bergwachtretter – und insbesondere deren Ausrüstung und Technik – auskömmlich zu finanzieren. Hinzu kommen weitere 20.000 Euro, die die Krankenkassen pro Jahr pauschal bereitstellen.

Während der letztgenannte Faktor bereits vertraglich festgezurrt sind, rechnet Landrat Martin Skiebe in den kommenden Wochen auch beim Solidarmodell von Städten und Landkreis mit einer Unterschrift. „Wir mussten noch einige Details klären, sind jetzt aber soweit, dass alle Partner ihre Zustimmung geben können“, so der CDU-Politiker. „Dann haben wir – denke ich – einen akzeptablen Weg gefunden, um die Bergwacht verlässlich zu finanzieren.“ Letzte Absprachen sollen in der turnusmäßigen Runde der Bürgermeister erfolgen.

Und das ist letztlich noch nicht alles. Sowohl Landrat Skiebe als auch Lutz-Georg Berkling, im Innenministerium zuständig für Brand- und Katastrophenschutz, haben angekündigt, dass die Harzer Bergwacht dem Katastrophenschutz im Harz zugeordnet werden soll. Das wiederum sei Voraussetzung, damit die Bergwacht bei der Anschaffung von Technik und Fahrzeugen von Fördermittel aus dem Fonds des Katastrophenschutzes im Land profitieren kann.