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Sanierung 45.600 Euro für neues Kirchendach

Pfusch am Bau hat die Dach-Sanierung der Liebfrauenkirche Halberstadt verzögert. Die komplette Neuein­deckung ist erforderlich.

Von Jörg Endries 01.02.2018, 00:01

Halberstadt l Unglaublich aber wahr: der Kirchbauverein der Liebfrauenkirche Halberstadt hat in nur drei Monaten von Anfang November 2017 bis Ende Januar 15.600 Euro an Spenden zusammengetragen. Damit hat der Verein der Gemeinde erneut in einer verzwickten Lage geholfen. Schnell musste eine Finanzierungslücke zur dringend erforderlichen Sanierung der beiden Seiten­dächer des Gotteshauses gefüllt werden. Eine Notlage, in die die Gemeinde unverschuldet gekommen ist.

„Wir haben 100 Leute mit der Bitte um eine Spende angeschrieben. Dass die Resonanz so groß ist, hat uns sehr berührt“, sagt Reinhard Beck, Vorsitzender des Kirchbauvereins. „Ein Beweis, dass die Akzeptanz der Liebfrauenkirche in der Öffentlichkeit sehr groß sei.“ Damit habe niemand gerechnet, dass das Geld so schnell zusammenkommt. „Dank an alle, die für unsere schöne Kirche den ­Beutel aufgemacht haben“, betont Thomas Handrick, Vorsitzender des Presbyteriums. „Das macht Mut, wenn man weiß, dass man nicht allein gelassen wird.“ In die Spendenkasse flossen Einzelbeträge in unterschiedlichen Höhen von 30 bis 1.000 Euro, so Reinhard Beck.

Es war dies nicht die erste Aktion des Kirchbauvereins im Zusammenhang mit der Sanierung der Seitendächer. Der aktuell 80 Mitglieder zählende Verein hat bereits den Eigenanteil der Gemeinde an der Gesamtsumme von etwa 220.000 Euro zusammengetragen – immerhin 30 000 Euro. Seit Vereinsgründung vor 25 Jahren hat er über 700.000 Euro für die Kirche gesammelt.

Bereits vor fünf Jahren sind die Planungen für die Erneuerung der Dächer angelaufen, informiert Thomas Handrick. Die Geschichte, warum die Arbeiten erst jetzt begonnen haben, erzählt von bürokratischen Hürden, mit denen die Gemeinde unvermittelt konfrontiert wurde.

Ein Jahr habe man auf grünes Licht vom Landesverwaltungsamt warten müssen. Die Behörde ist involviert, weil das Land Sachsen-Anhalt Fördermittel beisteuert. „Dann erlässt das Amt unvermittelt eine Auflage, die innerhalb von nur vier Wochen umgesetzt werden muss. Das war nicht einzuhalten“, berichtet Thomas Handrik.

Spenden von der Lotto-Stiftung in Höhe 17.000 Euro und von der Deutschen Stiftung Denkmalschutz von 31.000 Euro sowie eine Zuwendung der Stadt Halberstadt von 9.000 Euro galten eigentlich als Eigenmittel der Kirche, dann plötzlich nach Ansicht des Landesverwaltungsamtes nicht mehr, berichtet Thomas Handrick verärgert. Das alles und ein umfangreiches Schadensbild, das sich erst beim Öffnen der Dächer offenbarte, habe letztendlich Mehrkosten von 15.000 Euro verursacht.

Dass die Seitendächer neu eingedeckt werden müssen, ist einer Fehlentscheidung vor etwa 25 Jahren geschuldet. Damals ist die Liebfrauenkirche mit sogenannten Mönch–Nonne-Ziegeln neu eingedeckt worden. Gegen den Willen der Gemeinde. Sie setzte auf eine Blei oder Schieferein­deckung, was nicht erlaubt wurde. Relativ schnell stellte sich he- raus, dass die Ziegel ungeeignet sind. Die Dach­neigung ist zu gering, die Ziegel sind nicht frostsicher und zu schwer, mit der Folge, dass die Holzbalken der Dachkonstruktion ­brechen und Risse in den Fensterbögen entstehen, wie Fachleute bestätigt haben. Bereits im Oktober 2014 hatten sie festgestellt, dass der Dachstuhl über den Seitenschiffen des romanischen ­Gotteshauses schwer geschädigt ist. Streben und Sparren sind gebrochen, eine Mittelpfette (Träger) ausgefault. Die Schäden resultieren aus einer Überlastung, attestierte ein Holz-Sachverständiger.

Über 750.000 Mark flossen 1993 in die Sanierung des ­Daches der Liebfrauenkirche. Um den Pfusch am Bau wieder zu beheben, sind nach heutiger Schätzung erneut etwa 750.000 Euro für die komplette Neueindeckung des über 1000 Jahre alten Gotteshauses notwendig. Denn auch die Dachhaut des großen Hauptschiffes muss erneuert werden. Wann die Finanzierung der unumgänglichen Arbeiten möglich ist, steht derzeit allerdings noch in den Sternen.