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Sanierung Direktor mit Kuhfuß und Bauhelm

Namenlos ist jetzt das Städtische Museum Halberstadt. An der Fassade ist der Schriftzug „Städtisches Museum“ verschwunden.

Von Jörg Endries 12.04.2017, 01:01

Halberstadt l Museumsdirektor mit Bauhelm auf dem Kopf und Kuhfuß in der Hand – ein Bild, das man nicht alle Tage sieht. Armin Schulz ist nicht nur Wissenschaftler. Der Chef des Städtischen Museums Halberstadt kann bei Bedarf problemlos auf Handwerker umsatteln. In Zeiten leerer Stadtkassen spart diese Flexibilität der Kommune Bares. Am Montagnachmittag bestieg der Direktor kurzerhand eine Hubbühne des Stadt- und Landschaftspflegebetriebes Stala und demontierte in etwa fünf Metern Höhe eigenhändig den Schriftzug „Städtisches Museum“ über dem Eingangsportal des altehrwürdigen Gebäudes am Domplatz.

112 Jahre, praktisch seit der Gründung des Museums 1905 im einstigen Wohnsitz des Freiherrn von Spiegel, befand sich der aus Kupferblech gefertigte Schriftzug an der ­Sandsteinfassade. Allerdings verblasste im Laufe der Jahrzehnte das Blattgold. Ob es Blattgold ist, das sei noch dahingestellt, berichtet Armin Schulz. Seines Wissens nach wurden die Buchstaben zu DDR-Zeiten schon einmal auf Vordermann gebracht. „Ich bezweifele aber, dass das Blech damals vergoldet wurde“, sagt der Direktor. Das wird beim neuen ­Schriftzug definitiv passieren, betont der Halberstädter.

Die alten Buchstaben dienen bei der Neuanfertigung als Vorlage. In einem Spezial­betrieb in Klein Mühlingen (Sachsen-Anhalt) werden sie 1:1 kopiert und dann aus einem zehn Millimeter starken Edelstahlblech ausgelasert. In einer Werkstatt in Worpswede bei Bremen erhalten sie eine Blattvergoldung. Armin Schulz rechnet damit, dass der neue Schriftzug Anfang Juni montiert werden kann. Die historischen Buchstaben kehren wieder nach Halberstadt zurück. „Sie sind künftig Teil der Ausstellung im Städtischen Museum und dort zu sehen“, so der Museumsdirektor.

Die Kosten der Erneuerung belaufen sich auf etwa 6000 Euro und werden aus dem städtischen Haushalt finanziert, wie auf Volksstimme-Nachfrage Rathaussprecherin Katja Kratzius informierte.

In den zurückliegenden ­Jahren ist das im Jahr 1782 fertiggestellte repräsenta­tive Gebäude umfangreich saniert worden. 2013 begannen die ­aufwendigen Arbeiten am Westgiebel des Denkmals, weil dort der Einsturz drohte. Bei einer Voruntersuchung zum Bau einer Feuertreppe stellte sich heraus, dass der ­Westgiebel schief steht. Elf Zentimeter stand die Wand nicht im Lot. In einem ­komplizierten Verfahren ist die komplette tonnenschwere Wand in der Decke des Hauses verankert worden. 110 000 Euro sind für die Sicherung und 65 000 Euro für den Brandschutz und den Bau einer Feuertreppe investiert worden. 2014 sind der Ostgiebel und die Nordseite aufwendig saniert worden. 96 000 Euro Fördergelder und 24 000 Euro aus dem Stadthaushalt flossen dafür. 2015 war die ­Südfassade an der Reihe. 35 000 Euro standen ­dafür bereit. ­Wobei die Arbeiten nicht beendet werden konnten, weil der Schaden größer als vermutet war. Auf eine Fortsetzung der Arbeiten hofft Armin Schulz in diesem Jahr. Die Anträge auf Fördermittel seien von der Stadtverwaltung gestellt.