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Sanierung Verliebt in Halberstadts Altstadt

17 Fachwerkhäuser und andere Gebäude haben Martina und Thomas Oppermann in 19 Jahren in der Altstadt Halberstadts saniert.

Von Jörg Endries 24.02.2019, 00:01

Halberstadt l Thomas Oppermann pflegt eine ganz besondere Beziehung zur Altstadt Halberstadts. Er liebt die alten Häuser, Straßen und Gassen. „Das ist Heimat für mich. Ich liebe diese Atmosphäre, die Geschichte verströmt“, sagt er. Daher bereitet es ihm großen Spaß, am Erhalt dieses historischen Teils der Stadt mitzuarbeiten.
Unterstützt wird er dabei von seiner Frau. Martina ­Oppermann ist zwar keine gebürtige Halberstädterin – sie stammt aus Wernigerode. Die Liebe zur Altstadt teilt sie jedoch mittlerweile mit ihrem Mann und unterstützt ihn bei der Umsetzung von Sanierungs-Projekten. „Ich bin mit Fachwerkhäusern in Wernigerode groß geworden.“ Sie plant und gestaltet die Außenanlagen ihrer Häuser und ist sich nicht zu schade, persönlich im Blaumann für deren Sauberkeit zu sorgen.
„Häuser zu kaufen, zu sanieren und mit einem modernen Wohnkomfort zu vermieten, ist aus einer Verlegenheit heraus entstanden. Über die Winterzeit gab es für die Mitarbeiter meiner ­Firma zu wenig zu tun.“
Fachwerkhäuser und alte Gebäude, die verwaist sind, zu retten und mit neuem Leben zu füllen, ist Thomas Oppermann eine Herzens-Angelegenheit. Damit hinterlässt er in der Altstadt eine ganz persönliche Wiederaufbau-Spur. Er gehört zu den Investoren, denen es zu verdanken ist, dass Halberstadt noch eine Altstadt hat. In seinem Fall 17 Gebäude, die eine Zukunft haben.
Begonnen hat alles mit dem Kauf des Lichtengrabens 6, erinnert sich Thomas ­Oppermann. „Ein Zwölf-Sterne-Haus“, sagt er und spielt damit nicht auf den super Zustand des ­Gebäudes an. Ganz im Gegenteil. Es habe sich in einem miserablen Zustand befunden. „Vom Erdgeschoss aus konnte man bis in den Himmel gucken.“ Abgeschreckt hat das den Halberstädter nicht.
„Häuser zu kaufen, zu sanieren und mit einem modernen Wohnkomfort zu vermieten, ist aus einer Verlegenheit heraus entstanden. Über die Winterzeit gab es für die Mitarbeiter meiner ­Firma zu wenig zu tun“, berichtet Thomas Oppermann. Also fing er an, Immobilien zu erwerben und mit seinen Mitarbeitern zu sanieren. Eigentlich sollte damit schon längst Schluss sein. Doch der Halberstädter kann es nicht lassen. Hat ein Gebäude erst sein Herz erobert und steht es zum Verkauf, dann ist es schon um ihn geschehen.
So erging es ihm auch mit seinem Lieblingsprojekt – der Taubenstraße 24. Bei diesem Haus handelt es sich weder um ein Fachwerkhaus noch um ein schönes Historismus-Gebäude aus der Gründerzeit. Jetzt, nachdem die aufwendige Sanierung abgeschlossen ist, frische Farben, Balkone und Fenster die Fassade erstrahlen lassen, könnte man annehmen, es ist ein Neubau mitten in der Altstadt. Falsch! Das Gebäude steht dort schon seit etwa 100 Jahren. Als es Thomas Oppermann erwarb, war es ein graues, schmuck- und fensterloses Lagergebäude. Der Unternehmer mag Herausforderungen, insofern passte die Immobilie zu ihm. Doch mit dem Haus verbindet ihn mehr, und das sei letztendlich ausschlaggebend für den Kauf gewesen.
„Ich habe in diesem Gebäude, das einst Sitz der Firma ­Elimo war, meine Lehre als Elektriker absolviert“, klärt Thomas Oppermann auf. Insofern würden ihn viele ­Erinnerungen mit dem Komplex verbinden.
Das ursprünglich als Kornspeicher genutzte Lagerhaus ersteigerte der Unternehmer vor einigen Jahren. Damals entstand die Idee, das Gebäude zu einem modernen Wohnhaus umzubauen und das insgesamt 4000 Quadratmeter große Gelände mit der benachbarten Gröperstraße 21 zu einen Wohnpark, der abschließbar ist, zu verbinden. Dieses einst verwaiste Fachwerkhaus aus dem 18. Jahrhundert ließ Thomas Oppermann ebenfalls aufwendig für 400 000 Euro sanieren.
In einem ersten Schritt ist ein auf dem Gelände stehendes zweites Haus saniert worden, das eine Weiterbildungseinrichtung nutzt. Dann folgte das Lager­gebäude. Die Backsteinfassade ist hinter Dämmung, Putz und ­einem attraktiven Farbanstrich verschwunden. Wände und ­Decken sind eingezogen und Fenster eingebaut worden. Insgesamt 18 Wohnungen mit gehobener Ausstattung entstanden. Im Erdgeschoss, das über eine Rampe ­barriere­frei zu erreichen ist und altersgerechtes Wohnen ermöglicht, befinden sich Zwei-Raum-Wohnungen bis 65 Quadratmeter und im Obergeschoss Drei- und Vier-Raum-Wohnungen mit 90 beziehungsweise 115 ­Quadratmetern.
„Die alten Häuser zu neuem Leben zu er­wecken, ist eine anspruchsvolle Arbeit und ein tolles Gefühl. Neu bauen auf der grünen Wiese kann jeder.“
Die Gestaltung des Innenhofes hat begonnen. Alte Betonflächen verschwinden, neues Pflaster ­wird verlegt, vorhandene Garagen und Grünflächen gestaltet. Zum benachbarten Schwanenteich wird eine Sandsteinmauer gezogen, durchbrochen von einer Tür, durch die die Bewohner des Wohnparks künftig direkt in die ­Grünanlage, zum Kino oder in die Altstadt gelangen. Die Verwandlung des alten Lagergebäudes sowie die Neugestaltung des Areals lassen sich Oppermanns 1,4 Millionen Euro kosten.
Derzeit arbeitet Thomas Oppermann, unterstützt von seiner Frau, bereits an den nächsten Vorhaben. Die befinden sich nur einen Steinwurf von der Taubenstraße entfernt – die Häuser Voigtei 37/38 sowie die 48. Damit bleibt der Fokus in der Altstadt. Ihre Grenzen wollen sie auch künftig nicht überschreiten. „Die alten Häuser zu neuem Leben zu erwecken, ist eine anspruchsvolle Arbeit und ein tolles Gefühl. Neu bauen auf der grünen Wiese kann jeder“, betont der Halberstädter.