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Scheidender Rektor  Auf der anderen Seite des Tisches

Zwölf Jahre lang hat Armin Willingmann an der Spitze der Hochschule Harz gestanden. Nun wechselt der Rektor in die neue Landesregierung.

Von Theo Weisenburger 21.05.2016, 15:00

Wernigerode/ Halberstadt l Armin Willingmann hat, wie es sich gehört, einen eigenen Wikipedia-Eintrag. Doch der ist längst überholt, von der neuesten Aufgabe des 1963 im niederrheinischen Dinslaken geborenen Jura­professors weiß die Online-Enzyklopädie noch nichts. Seit Mai ist Willingmann der für Wissenschaft zuständige Staatssekretär im Magdeburger Wirtschafts- ministerium, und damit verantwortlich für die Hochschulen und außeruniversitären Forschungseinrichtungen und deren Vernetzung mit der Wirtschaft im Land.
Damit ist Armin Willingmann endgültig auf der anderen Seite angekommen. Auf dem Weg dahin ist der Sozialdemokrat und Kommunalpolitiker – er sitzt für seine Partei seit 2009 im Wernigeröder Stadtrat – schon länger. Ausschließlich als Hochschullehrer tätig war er nur vier Jahre lang – von seiner Ernennung an der Hochschule Harz im Jahr 1999 bis zur Wahl zum Rektor 2003. Von nun an hatte er die „Behörde“ Hochschule zu leiten, die eigentlich zum Professoren-Job gehörenden Tätigkeiten Forschung und Lehre kamen künftig deutlich zu kurz. Aber nicht nur in der Bürokratie, auch in der Landespolitik ist Willingmann schon früher angekommen: Mit seiner Wahl zum Präsidenten der Landesrektorenkonferenz im Jahr 2008. Hier ging es auch immer ums Geld, das den Hochschulen vom Land zugestanden und noch öfter gestrichen wurde. An vorderster Front der Verhandler stand Willingmann. Da steht er weiterhin, nur eben auf der anderen Seite.
Das dürfte nicht immer einfach sein. Obwohl die neue Landesregierung in der Hochschulfinanzierung vom rigiden Sparkurs der vergangenen Legislaturperiode abrückt, ist dennoch klar: Alles geht, aber sicher nicht sofort. Aber doch: „Wichtig ist, dass wir am Ende der Legislaturperiode alle Dinge abgearbeitet haben.“
Dazu gehören die Erhöhung der Grundfinanzierung für die Hochschulen im Lande, die Novellierung des Hochschulgesetzes, die Neuausrichtung der Forschung und die Schaffung von mehr und vor allem sicheren Stellen im Wissenschaftsbereich. Alles Punkte, die der 52-Jährige als Chef der Rektorenkonferenz schon immer gefordert und nach den Wahlen in den Koalitionsvertrag hineinverhandelt hat – und jetzt als Staatssekretär nur noch umsetzen muss. Sicher keine leichte Aufgabe, aber eine spannende: „Es ist große Verlockung dabei zu sein, wenn aus politischer Forderung Gestaltung wird“, sagt er über seinen Wechsel auf die andere Seite des Verhandlungstisches.
Leicht ist es ihm dennoch nicht gefallen: „Ich verspüre schon einen Trennungsschmerz.“ Das zeige aber nur, wie wichtig und prägend die Jahre an der Hochschule Harz gewesen seien. Denn auch da ist, insbesondere unter seiner Federführung, viel geschehen: Es gab zwei Strukturreformen, die KinderHochschule und die GenerationenHochschule wurden eingeführt und vor allem die Zusammenarbeit mit der Wirtschaft intensiviert. Das war ohnehin das wichtigste Anliegen des Rektors Willingmann. „Die Hochschule muss heute mehr sein als nur ein Bildungsträger, sie muss in der Region verankert sein.“ Dass das gelungen ist, hat der neue Staatssekretär an den Reaktionen gesehen, als sich sein Weggang abzeichnete. Es habe viele Glückwünsche gegeben, aber immer auch Bedauern: „Da wird einem die gute Vernetzung schon bewusst.“
Und wie geht es weiter mit dem Ex-Rektor und seiner Hochschule? Willingmann wird zum Berufspendler, er lebt weiter in Wernigerode und arbeitet in Magdeburg. Auch sein Mandat im Stadtrat will er behalten. Die Hochschule wählt Ende Juni einen neuen Rektor, die Stelle wird hausintern besetzt. Gewählt wird aber nicht nur eine Person, sondern auch ein Konzept. Damit könnte sich einiges ändern. „Mein Weggang ist für die Hochschule die Chance, Dinge neu auszurichten und sich neu zu sortieren.“ Aber nicht alles sollte nach dem Wechsel anders werden: „Die Vernetzung bleibt wichtig. Die Hochschule muss breit ausgerichtet werden. Sie braucht auch in Zukunft Mitstreiter in der Wirtschaft, in den Kommunen und insbesondere in der Bevölkerung.“
Mit Armin Willingmann geht übrigens auch Andreas Schneider, der langjährige Pressesprecher der Hochschule, ins Magdeburger Wirtschaftsministerium.