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Blick auf ein schwieriges Feuerwehrjahr Schlanstedter Ortswehrleiter zieht Bilanz

Mit neun Einsätzen blicken die Schlanstedter Kameraden auf ein relativ ruhiges Jahr 2020 zurück. Durch Corona war jeder einzelne Einsatz jedoch sehr besonders.

Von Ramona Adelsberger 23.07.2021, 15:54
Im Anschluss an die Jahreshauptversammlung der Schlanstedter Wehr stellen sich Henrik Stadler, Ortswehrleiter Volker Leimberg, Maik Buniowski, Ortsbürgermeisterin Waltraud Beck, Andreas Dettmann  und Henry Meinke (von links) zum Gruppenbild auf.
Im Anschluss an die Jahreshauptversammlung der Schlanstedter Wehr stellen sich Henrik Stadler, Ortswehrleiter Volker Leimberg, Maik Buniowski, Ortsbürgermeisterin Waltraud Beck, Andreas Dettmann und Henry Meinke (von links) zum Gruppenbild auf. Foto: Ramona Adelsberger

Schlanstedt - „Ehre, wem Ehre gebührt“, ist der Name eines Ehrentalers, den es nur in Schlanstedt gibt. Vor Jahren hatte sich die Wehrleitung diese Auszeichnung für verdienstvolle Kameraden überlegt. In diesem Jahr ging dieser Ehrentaler an Kurt Zilz, der seine Auszeichnung nicht selbst entgegennehmen konnte. „Kurt ist unglücklich gestützt“, berichtet Ortswehrleiter Volker Leimberg, der noch direkt vor dieser Versammlung zu Hause bei Familie Zilz war und sich davon überzeugt hat, dass es dem Kameraden gut geht, aber auch gleich die Auszeichnung übergeben hat. „Kurt hat sich sehr gefreut und lässt euch grüßen. Ihr sollt nachher unbedingt ein Bier auf sein Wohl trinken“, richtet Leimberg aus.

Das Jahr 2020 bezeichnet Leimberg in seiner Bilanz als „feuerwehrtechnisch chaotisches und schwieriges“ Jahr. „Wir mussten mit widrigen Umständen arbeiten, Ausbildungs- und Schulungseinheiten mussten verkürzt, verschoben oder gänzlich gestrichen werden. Um den Ausbildungsstand zu halten oder zu verbessern, hätten sich die Kameraden teilweise in nur sehr kleinen Gruppen treffen können. „Trotz dieser ungewöhnlichen Gegebenheiten standen wir 365 Tage abrufbereit in den Startlöchern, ohne zu wissen, was uns erwartet.“ Denn Corona habe von jedem ständig, ob privat oder dienstlich, stets höchste Opferbereitschaft und Konzentration gefordert.

Stetige Unsicherheit

„Jeder Einsatz war von Unsicherheit geprägt, weil wir unter Umständen auf engstem Raum mit eventuell infizierten Opfern oder auch Kameraden arbeiten mussten.“ Die Schlanstedter Einsatzkräfte hätten am Ende aber Glück gehabt und sind nicht direkt mit Corona in Berührung gekommen und infiziert worden. Insgesamt wurden die Schlanstedter 2020 zu neun Einsätzen gerufen: Der erste Alarm ging im März los, als zwischen Aderstedt und Gunsleben ein Strohdiemen brannte. Weil sich der Brand jenseits der Kreisgrenze auf dem Gebiet des Bördekreises befand und die dortigen Kameraden auch bereits vor Ort waren, bestand für die Schlanstedter kein Handlungsbedarf. Der nächste Einsatz war der Brand eines Garten- und Pumpenhauses mitten im Wohngebiet von Schlanstedt und nur einen Tag später stießen auf der Landstraße zwischen Aderstedt und Pabstorf zwei Fahrzeuge zusammen. Im Mai wurde eine Ölspur gemeldet, die sich vom Sportplatz bis in die Breite Straße erstreckte und im Juli brannte auf dem Acker in der Nähe der Kreisgrenze ein Mähdrescher lichterloh. Und diesmal war die Situation genau anders herum. Denn dieser Brand befand sich auf Schlanstedter Territorium und die ebenfalls alarmierten Kameraden aus dem Nachbarkreis konnten ihren Einsatz abbrechen.

„Beim sechsten Einsatz im September wurden wir kalt erwischt“, so Leimberg und erklärt, dass der Schlanstedter Tanker zu diesem Zeitpunkt nicht einsatzbereit war, weil er sich in der Werkstatt in Wernigerode befand. So mussten zum Müllbrand auf einem Grundstück in der Breiten Straße die Kameraden aus Aderstedt, Eilsdorf und die Schlanstedter mit dem Mannschaftswagen ausrücken. Die siebte Alarmierung war Anfang Dezember, als in in der Darre ein Keller voller Wasser gelaufen war.

Letzer Einsatz zu Silvester

Zwei Einsätze hatten die Kameraden im Dezember: in der Nacht zum 12. Dezember brannte eine illegale Müllkippe an der alten Feldscheune hinter der Milchviehanlage und der letzte Einsatz war am letzten Tag des Jahres. „Um 22.56 Uhr brannte ein Altkleidercontainer und trotz der fortgeschrittenen Stunde kamen 13 Kameraden zum Einsatz“, so Leimberg.

Zur Personalsituation sagt er folgendes: „Mit dem 31. Dezember haben wir zwei Kameradinnen und 17 Kameraden auf der Liste, von denen einer allerdings überhaupt nicht kommt und ein anderer lediglich zu zwei Einsätzen anwesend war, zur Ausbildung aber überhaupt nicht erscheint.“

Dazu will er in diesem Jahr ernste Gespräche führen. Leimberg kritisiert auch die schleppende Bezahlung der Gelder, die den Kameraden nach den Einsätzen zustehen, wie Verpflegungsgelder und Aufwandsentschädigungen. Diesem Thema will sich Ortsbürgermeisterin Waltraud Beck (CDU) eigenem Bekunden nach umgehend annehmen.