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Schule Die Welt zu Gast im Martineum

Im Juni 2008 wurde dem Halberstädter Martineum der Titel „Schule ohne Rassismus" verliehen. Der zehnte Jahrestag wurde mit einem Projekttag begangen.

Von Gerald Eggert 20.09.2018, 07:00

Halberstadt l Als Schulleiter Stefan Pasderski am Abend Schüler, Eltern, Lehrer und Gäste in der Sporthalle des Martineums willkommen hieß, lag hinter den Schülern aller Klassenstufen und den Akteuren der bevorstehenden temporeiche nBühnenshow ein erlebnisreicher Projekttag. Der Schulleiter erinnerte an den Titel „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“, den das Gymnasium seit einem Jahrzehnt trägt und sich dessen würdig erweist.

„Die Ziele dieser Initiative passen hervorragend zu unserer Schulkultur mit Vielfalt, Toleranz und Respekt“, hob er hervor. Das Jubiläum sei Anlass gewesen, die internationalen Akteure von „Instant Acts“ erneut ans Martineum zu holen, ihre Erfahrungen, ihr Wissen und Können für die verschiedenen Workshops mit den Schülern zu nutzen und den Tag mit einem besonderen Spektakel zu beenden. „Dieses Projekt ist der beste Beweis dafür, dass man zusammen leben, arbeiten und Spaß haben kann.“

Was in den folgenden 90 Minuten auf der Reise ins Ungewisse und Unbekannte folgte, fesselte das Publikum von Anbeginn. Es ließ sich gern darauf ein, mit den Akteuren von „Instand Acts“ die schöne, bunte Welt zu entdecken. Die jungen Musiker, Sänger, Akrobaten, Tänzer und Schauspieler aus Algerien, Armenien, Brasilien, Burkina Faso, China, Frankreich, Indien, Italien, Polen und Tschechien setzten unterhaltsam und spannend um, was sie im 25. Jahr des Bestehens des von Til Dellers entwickelten Theaterprojektes mit Akrobatik, Tanz und Lifemusik zum Thema Gewalt, Rassismus und Islamophobie deutlich machen wollen. Wobei ihre Szenencollage auf eigenen Erfahrungen in ihren Heimatländern basiert.

Die Bühnenshow mit Beatbox, Body-Percussion, Bollywood-Tanz, Breakdance, Hula Hoop, Jonglieren, Musik, Rap-Gesang, Theater, Tanz, Zaubern und Zirkus löste Begeisterung beim Publikum aus. Es staunte, hielt den Atem an, ließ sich gefangennehmen von den einzelnen Darbietungen und dankte den 15 internationalen Künstlern immer wieder mit Applaus. So zauberte der Pole Igor Lewandowski mit Blumen und ließ sogar einen kleinen Tisch schweben, die Französin Aude Cattin jonglierte mit mehreren Hüten und demonstrierte in ihrem Cyr Wheel Körperbeherrschung in höchster Perfektion und der Beatbox beherrschende Tscheche Václav Novotny machte mit dem Mund Geräusche wie ein Drumcomputer. Nathalie Traoré aus Burkina Faso überzeugte mit Rap und Gesang, Mohamed Amine und Yacine Gouasmia aus Algerien mit Breakdance, Sanchi Budhiraja aus Indien mit Bollywood Dance, Matylda Gorska aus Polen mit Tanzperformance, Mushegh Khachatryan aus Armenien mit Balancieren auf Rola Bola und Jonglage auf hohem Einrad und Isabella Leung aus China mit ihrem Schauspieltalent. Begleitet wurde das Bühnenspektakel von einer kleinen internationalen Band. Ihnen allen zollte das Publikum respektvolle Anerkennung.

Dem Abendprogramm vorausgegangen waren die Theater-, Tanz-, Musik-, und Zirkus-Workshops von „Instand Acts“ mit den 8. und 9. Klassen sowie Begegnungen und Gespräche in den anderen Klassen. Die 10. Klassen leisteten soziale Arbeit an verschiedenen Orten.

Die Workshops sollten unterstützen, dass die Teilnehmer zu den Künstlern aus dem Ausland schnell Kontakt aufbauen und mit deren Hilfe andere Kulturen kennenlernen, das hat sich das Projekt zur Aufgabe gemacht. Es ist derart konzipiert, dass jeder Jugendliche in kürzester Zeit eine kleine erfolgreiche Performance bieten kann. Obwohl die Zeit eng bemessen war, überzeugten die Teilnehmer bei der anschließenden Präsentation ihre Mitschüler und Lehrer im Publikum.

„Wir wollen die Jugendlichen auf eine Reise in unsere Welt mitnehmen, in der man Menschen begegnet, die man so nicht trifft“, sagte Regisseur Arkadiusz Ziętek am Rande der Veranstaltung, „sie lernen bei den konkreten künstlerischen Angeboten eine fremde Kultur kennen.“ Das helfe, gegenseitige Achtung auf- und Frust spielerisch abzubauen.

Achtung und Respekt vor „Fremden“ und „Andersartigem“ werde als positive Alternative zu Aggression und Abwertung erfahrbar. Und das alles ohne eine belehrende Floskel. Mit der Teilnahme am Projekt, das zudem ihre Sprache trifft, und dem Temperament und der Professionalität sowie der Unkompliziertheit der Künstler, machen die Jugendlichen neue Erfahrungen und lernen sich selbst neu kennen. Das habe man auch in Halberstadt beobachten können.

Besonderen Dank sprach Schulleiter Stefan Pasderski an dem Tag seiner Kollegin Birgit Löffelmann aus. Denn die Lehrerin hatte sich nach einem erfolgreichen Projekttag mit der internationalen Künstlergruppe im Jahr 2015 erneut um „Instant Acts“ bemüht. Dank Unterstützung durch die Sponsoren Primed Halberstadt Medizintechnik GmbH, HaWoGe, Harzsparkasse und VfB Germania Halberstadt konnte dieses beispielhafte und nachhaltige Projekt realisiert werden.

Am Abend sind sich alle einig: dieser Tag hat sehr viel Spaß bereitet und bei vielen das Nachdenken über den Umgang mit Menschen aus anderen Kulturen angeregt.