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Schulprojekt Geschichte(n) im Schuhkarton

Geschichtsunterricht dank Alltagsgegenständen. Fünftklässler des Halberstädter Kollwitz-Gymnasiums wagen das Experiment.

Von Sabine Scholz 20.10.2017, 01:01

Halberstadt l Aufgeregt wuseln die Schüler durch den Raum. Sie haben mehrere Tische zu zwei langen Reihen zusammengeschoben, andere bilden Verkaufsstände. Selbst gebackenen Kuchen bieten sie an und Erinnerungsstücke an längst vergangene Zeiten. Ein Tauchsieder aus DDR-Zeiten im Originaletui, Bücher, ein Fotoapparat, winzig kleine Tonvasen als Dekorationselemente.

Mit dem Pausenklingeln drängen Eltern und Großeltern, aber auch ältere Mitschüler in den Klassenraum der 5a. Die meisten kommen nicht (nur) wegen des Kuchens oder der Souvenirs, sondern wegen der vielen Schuhkartons auf den Tischreihen. Nur dass in diesen keine Schuhe liegen. Stattdessen findet sich da ein alter Handmixer, DDR-Geldscheine und Münzen. Ein Kinderpuzzle, ein kleiner Topf einer Puppenküche, ein altes Handy. Eine Eisenbahnlampe im handlichen Format, an der mittels eines Schiebers eine dünne rote, blaue oder grüne Folie vor die Glühbirne geschoben werden konnte. Rund 80 Jahre alt ist die blaue eckige Taschenlampe. So steht es auf dem Steckbrief.

Denn zu jedem Karton haben die Schüler einen solchen Steckbrief verfasst, auf dem nicht nur steht, um was für ein Objekt es sich im Karton handelt. „Die Fragen für den Steckbrief haben wir aus dem Lehrbuch“, sagt Emma Heider. Neben der Beschreibung des Objektes findet sich so der Fundort, der frühere Aufbewahrungsort, der Zweck des Objektes und die Angabe, woher die Schüler das alles wissen. Bei den meisten steht als Quellenangabe: meine Eltern.

Die fanden die Idee, sich Geschichte mal auf diese Art und Weise zu nähern, toll, wie Emma berichtet. Auch Anna Brademann, Benjamin Hans Heidecke und Johanna Jankowski berichten vom positiven Echo der Eltern auf diese Aufgabe.

Mit der Ausstellung verbunden ist aber nicht nur die Aufgabe, ein Objekt zu finden, es zu beschreiben und zu präsentieren. Die Schüler haben sich auch über weitere Aufgabe Gedanken gemacht. Da mussten Plakate gemalt, Einladungen geschrieben, die Durchsagen fürs Schulradio verfasst werden.

Eine Ausstellung mit wertvollen Gegenständen braucht einen Sicherheitsdienst, Führungen sollten angeboten, die Gäste am Eingang empfangen und der Kuchenstand besetzt werden. Für letztere Aufgaben hatten sich Lea Marie Emmel, Lilly Pakulla und Helena Jankowski gemeldet, die nicht nur verkauften, sondern auch selbst Kuchen gebacken hatten.

Die Einnahmen aus Kuchen- und Souvenirverkauf, der von Anne-Lena Mokosch, Ronja Gringmuth und Lara-Sophie Harig betreut wurde, fließen in die Klassenkasse. Die Idee dazu, berichtete Anna Brademann, hatte Geschichtslehrer Jörg Spix. Der kann das aufgeregte Treiben der Fünftklässler in der kommenden Woche noch einmal „genießen“, denn dann ist die Klasse 5b des Kollwitz-Gymnasiums dran, „Geschichte im Schuhkarton“ zu präsentieren und die Geschichten, die sich mit vielen der gezeigten Gegenstände in ihren Familien verbinden.