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Schulweg Sicher zur Schule durch Halberstadt

In Halberstadt sorgen Polizei, Stadtverwaltung und die Harzer Blitzergruppe dafür, dass Autofahrer Rücksicht auf Kinder nehmen.

Von Sandra Reulecke 19.08.2016, 01:01

Halberstadt l 297 Abc-Schützen besuchen seit dem Wochenstart die Grundschulen im Halberstädter Stadtgebiet. Damit Autofahrer Rücksicht auf sie nehmen, haben die Stadtverwaltung und Regionalbereichsbeamte neun Banner in Grundschul-Nähe aufgehängt. Dem ein oder anderen ist es sicher nicht entgangen: Es sind weitere dazugekommen.

Verantwortlich dafür ist Denny Behrendt. Der Initiator der Harzer Blitzergruppe hat sechs Banner anfertigen lassen, die in Halberstadt, Wernigerode, Quedlinburg, Blankenburg und Derenburg Autofahrer zur Obacht mahnen.

Die Notwendigkeit dafür ergibt sich aus einer Statistik des Statistischen Bundesamtes von 2014: 119 Sechs- bis Zehnjährige, die zu Fuß oder auf dem Fahrrad unterwegs waren, wurden bei einem Unfall verletzt, zwei sogar tödlich. Auffällig ist laut der Statistik, dass sich im Tagesverlauf zu bestimmten Uhrzeiten klare Häufungen ergeben. Besonders viele Kinder seien zu Zeiten verunglückt, zu denen sie sich normalerweise auf dem Weg zur Schule oder zurück befinden.

Grund genug für Denny Behrendt, dessen Nichte 2018 eingeschult wird, Autofahrer noch mehr zur Rücksichtnahme zum Schuljahresstart aufzufordern. „Die Banner, die seit Jahren immer an den gleichen Stellen hängen, werden von vielen nicht mehr wahrgenommen“, erläutert der Halberstädter. „Unsere sind neu und fallen deshalb mehr auf. Außerdem ist das Logo der Harzer Blitzer-gruppe darauf, das einen hohen Wiedererkennungswert hat.“

15 000 Mitglieder zählt die Facebook-Gruppe. Behrendt hat online nach ihrer Meinung gefragt, ob die zusätzlichen Banner sinnvoll seien. „In 25 Minuten gab es fast 1000 Likes dafür“, berichtet der 30-Jährige. Aufgrund der großen Resonanz ließ er die sechs Sprucbänder drucken – Stückpreis 60 Euro. Die Finanzierung sei durch Sponsoring gesichert.

Und die Idee trägt Früchte: Mitglieder der Blitzergruppe haben angeregt, im kommenden Schuljahr weitere Banner anzuhängen. Unter anderem in den Dörfern rund um Halberstadt. Denny Behrendt ist von der Idee begeistert und sammelt Geld, um dies zu realisieren. „Überall wo Schulen und Schulkinder sind, gehört auch ein Banner hin“, betont er.

Jedoch findet die Idee nicht nur Anklang. „Einige Behörden und Gemeinden sehen die Notwendigkeit dafür nicht“, berichtet Behrendt. Entmutigen lässt er sich davon nicht: Darf er die Spruchbänder nicht an öffentlichen Plätzen aufhängen, fragt er Privatleute, ob er die Banner für zwei bis vier Wochen an ihren Grundstücken anbringen darf.

In Halberstadt wurde die Initiative der Blitzergruppe, eigene Banner zum Schulanfang anzubringen, sehr positiv aufgenommen und befürwortet, berichtet Stadtsprecherin Ute Huch. Seitens der Stadt sei man bemüht, die Schulweg-Sicherheit zu erhöhen, auch wenn kein Schulstandort als Unfallschwerpunkt eingestuft ist. Das Anbringen der Banner ist nur eine Aktion.

Zudem werden zwei Mal im Jahr Schulwege von der Polizei und des Teams Straßenverkehr des Ordnungsamtes abgefahren, informiert Ute Huch. Bei der ersten Befahrung, zwei Monate vor Schuljahresende, werden Mängel erfasst. Dazu gehört unter anderem die Prüfung von Beschilderungen und der Beschaffenheit von Gehwegen. Bei der zweiten Befahrung kurz vor Ferienende wird die Umsetzung der festgelegten Arbeiten geprüft. Zudem werden nach Auskunft von Ute Huch alle Schulleitungen durch die Stadt angeschrieben und um Anregungen und Hinweise gebeten.

Für eineinhalb Wochen sind obendrein Polizisten und Mitarbeiter der Ordnungsabteilung der Stadt morgens und mittags bei Schulwegeinsätzen präsent, sagt die Sprecherin. „Dabei geht es nicht nur darum, den Kindern Tipps zu geben, sondern auch den Eltern“, berichtet Polizeihauptkommissar Uwe Becker. „Morgens herrschen vor den Schulen chaotische Zustände, weil einige Eltern ihre Kinder am liebsten bis ins Klassenzimmer bringen wollen.“ Bei den Kindern sorge die Hektik für Reizüberflutung und zusätzlichen Stress.

Der Polizist rät, beim Aussteigen darauf zu achten, dass die Kinder nicht auf der Fahrerseite aussteigen und die Eltern mit gutem Vorbild vorangehen, indem sie ihr Auto ordnungsgemäß parken – nicht im Halteverbot oder auf dem Bordstein, weil es schneller geht. „Natürlich ist es morgens stressig, aber dann muss man halt zehn Minuten eher losfahren.“ Wenn Kinder zu Fuß zur Schule gehen, rät Becker, dass der Weg gemeinsam mit den Eltern vorab „geübt“ wird. Auch seien Fahr- beziehungsweise Laufgemeinschaften sinnvoll.

Über das Jahr hinweg finden sporadische Schulwegeinsätze und Geschwindigkeitskontrollen vor Schulen statt.