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Schwerer Unfall Audifahrer fährt nach Streit jungen Mann um

Ein betrunkener 27-Jähriger hat in Halberstadt einen Mann vermutlich absichtlich angefahren. Dem war ein Streit vorausgegangen.

Von Dennis Lotzmann 06.10.2018, 15:58

Halberstadt l Wildwest in Halberstadt: Ein 27 Jahre alter Mann hat am Freitagabend volltrunken einen 21-Jährigen mit dem Auto angefahren, ist anschließend geflüchtet und hat dabei noch einen weiteren Unfall verursacht. Womöglich muss er sich wegen versuchten Totschlags verantworten.

Auslöser der Aktion in der Klewitzstraße war offenbar ein Beziehungsstreit, der am Freitag gegen 19.40 Uhr eskaliert ist. Laut Polizei und Staatsanwaltschaft war der 27 Jahre alte Ex-Freund einer 18-Jährigen wohl mit deren jetzigem Freund, einem 21 Jahre alten Mann aus Halberstadt, heftig aneinander geraten. Als der 27-Jährige, der laut Polizei aus der Gemeinde Huy stammt, mit seinem Audi flüchten wollte, fuhr er den 21-Jährigen an. Das Opfer stürzte auf die Motorhaube, schlug mit dem Kopf gegen die Frontscheibe und stürzte anschließend auf die Straße. Danach trat der Fahrer aufs Gas, touchierte den 21-Jährigen im Aufstehen noch mit dem Seitenspiegel und konnte zunächst entkommen.

Das Opfer, so ein Polizeisprecher, sei mit einem Schädel-Hirn-Trauma sowie zahlreichen Prellungen ins Krankenhaus gekommen.

Nach dem schweren Crash, der seitens der Staatsanwaltschaft möglicherweise als versuchter Totschlag gewertet werden könnte, muss der 27-Jährige mit seinem Audi eine größere Runde durch Halberstadt gefahren sein. Um dann – etwa 25 Minuten später – in der Quedlinburger Landstraße (B 79) stadteinwärts einen weiteren Unfall zu verursachen.

Dort fuhr er etwa in Höhe eines Restaurants auf den Suzuki einer 32-Jährigen auf, die dabei leicht verletzt wurde. Der 27-Jährige flüchtete anschließend stadteinwärts vom Unfallort. Dabei hatte er mindestens doppeltes Pech: Zum einen verlor er am Unfallort sein vorderes Kennzeichen, zum anderen muss er sich die Ölwanne aufgerissen oder den Audi anderweitig beschädigt haben. Zumindest konnte die Polizei einer Ölspur folgen, die schließlich in der Darwinstraße endete.

Dort hatten gegen 20.50 Uhr Passanten einen stark beschädigten Audi entdeckt, der auch Öl verlor. Als die Polizei vor Ort eintraf, habe der augenscheinlich stark alkoholisierte 27-Jährige noch im Fahrzeug gesessen, so ein Polizeisprecher. Er sei zunächst festgenommen worden.

Die Polizei will nun möglichst schnell die Aufnahmen eines aktuell in der Quedlinburger Straße stationierten Blitzers der Stadt auswerten. Dort gilt gegenwärtig im Baustellenbereich Tempo 30. „Wir gehen davon aus, dass der Mann dort geblitzt worden sein könnte, was wiederum ein direkter Beweis für seine Fahrt wäre", so Chris Püchel, Leitender Einsatzbeamter vom Dienst im Harzer Polizeirevier am Samstagabend. Das wäre Glück für die Beweisführung der Polizei und weiteres Pech für den Fahrer. 

Dass sich der 27-Jährige letztlich wegen versuchten Totschlags verantworten muss, ist laut Staatsanwaltschaft aktuell allerdings eher unwahrscheinlich. Staatsanwalt Klaus Bleuel korrigierte den zunächst erhobenen Vorwurf nach ersten Zeugenbefragungen am Samstag auf gefährliche Körperverletzung. „Uns liegen Aussagen vor, wonach sich der 21-Jährige dem Audi in den Weg gestellt haben soll", so der Vertreter der Anklagebehörde in Halberstadt. Details müssten aber noch geklärt werden.

Ob sich der 21-Jährige dem Auto bewusst entgegengestellt hat, weil er um die erhebliche Alkoholisierung des Fahrers wusste und die Trunkenheitsfahrt so verhindern wollte, müsse nun geklärt werden. Der Fahrer, so Polizeisprecher Püchel, habe zunächst sowohl den Drogenwischtest als auch eine Atemalkoholprobe verweigert. Daher sei eine Blutprobenentnahme veranlasst worden. Später habe der 27-Jährige dann doch noch freiwillig eine Atemalkoholprobe abgegeben – Ergebnis: 2,35 Promille.

Der Audifahrer, der in der Vergangenheit bereits wegen Trunkenheit, Sachbeschädigung und Körperverletzung polizeilich in Erscheinung getreten ist, verbrachte die Nacht zum Samstag im zentralen Polizeigewahrsam. Er wurde am Morgen, nachdem Staatsanwalt Bleuel den Vorwurf auf gefährliche Körperverletzung korrigiert hatte, mit 0,75 Promille Restalkohol entlassen.

Er müsse sich nun neben gefährlicher Körperverletzung auch wegen Straßenverkehrsgefährdung, Unfallflucht, Fahrens unter Alkohol und möglicherweise unter Drogen verantworten. Hinzu könnte eine Tempoüberschreitung in der Quedlinburger Straße kommen.

Die beiden Opfer – der 21-Jährige und die 32 Jahre alte Suzuki-Fahrerin – haben das Klinikum laut Polizei wieder verlassen. Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft laufen.