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Sekundarschule Vier-Punkte-Plan zur Rettung

Die Schließung der Sekundarschule Hedersleben ist für den Träger beschlossene Sache. Die Eltern wollen das aber nicht hinnehmen.

Von Christian Besecke 26.06.2016, 09:00

Hedersleben l Geht es nach der Johannes-Schulstiftung, dann hat die Sekundarschule in Hedersleben am gestrigen Freitag endgültig ihre Pforten geschlossen. Der Träger hatte kürzlich die Eltern darüber informiert, dass die Schule wegen eines akuten Lehrermangels nicht weiter betrieben werden könne (Volksstimme berichtete). Beim Landesschulamt in Halle war seinerzeit auch eine kurze Vorinformation eingegangen, allerdings erst nachdem sich dort ein Elternvertreter aus Hedersleben nach dem Vorgang erkundigt hatte. Das bestätigt Silke Stadör vom Landesschulamt. Ein Antrag liege inzwischen vor.

Die Mitglieder des Schul-Fördervereins und weitere Eltern wollten die Entscheidung der Stiftung so nicht hinnehmen. „Wir haben einen Fachanwalt mit der Prüfung des Sachverhaltes beauftragt“, sagt der Vorsitzende des Fördervereins, Matthias Kreuschner. „Inzwischen sind auch so einige Formfehler offenbar geworden.“ Zudem beschlossen die Eltern eine Reihe von Schritten, die sie jetzt abgearbeitet haben.

So gab es ein Treffen beider Seiten bei der Landesbischöfin Ilse Junkermann. Darin wurden die unterschiedlichen Einschätzungen deutlich. Das ausführliche Protokoll der Sitzung sowie alle weiteren in der Folge benannten Dokumente liegen der Volksstimme vor.

Ziel war es, zu überprüfen, ob eine ordnungsgemäße Absicherung des Unterrichts in Hedersleben im neuen Schuljahr gewährleistet werden könne.

Nach Einschätzung der Johannes-Stiftung sei das nicht der Fall, da nicht genügend Lehrer zur Verfügung stünden. Dem widersprachen die Elternvertreter und legten einen Stundenplan vor. „Wir haben im Vorfeld mit Lehrern gesprochen, uns sogar um Neuverpflichtungen gekümmert“, sagt Kreuschner. „Ich denke, wir haben die Argumente der Stiftung, die einen Gegenstundenplan vorstellte, entkräftet.“

Interessanterweise hat die Stiftung mehreren Lehrern schon Versetzungsbescheide für ihre anderen Häuser zukommen lassen, die allerdings laut einem hinzugezogenen Anwalt ungültig seien.

Die Versammelten einigten sich auf einen Vier-Punkte-Plan. Darin heißt es: Man wolle prüfen, ob der Schulbetrieb seitens des Landesamtes fortzuführen ist. Weiter geht es um genügend vorhandene Lehrer und eine aktuelle Liste der zu betreuenden Schüler. Außerdem sei abzuwarten, ob das Landesschulamt einer beantragten Ruhestellung der Schule – wie von der Stiftung angestrebt – überhaupt zustimme. „Viele Dinge sind von der Stiftung mit der heißen Nadel gestrickt worden“, äußert sich Kreuschner. „Es ist zu bezweifeln, dass zu beachtende Fristen eingehalten worden sind.“ Er bringt ein Beispiel. „Es wurden Kündigungen teilweise doppelt oder gar nicht verschickt“, erzählt er. „Manche Eltern haben mehr Kündigungen erhalten als sie hier Kinder haben. Sogar einigen Schülern der Abschlussklasse wurde gekündigt.“ Kreuschner sieht das als eine Panikreaktion an.

„Die ganze Aufregung der letzten Wochen hat Eltern, Schüler und die betroffenen Lehrer zu einer Einheit zusammengeschweißt“, fügt er hinzu. Viel Hoffnung setzen die Eltern darauf, dass noch ein neuer Träger gefunden wird. Mit im Gespräch sind auch die Neinstedter Anstalten (Thale).

Laut dem Kuratoriumsvorsitzenden der Johannesstiftung Axel Noack und dem Chef Michael Bartsch hätten die Neinstedter eine Übernahme kategorisch abgelehnt (Volksstimme berichtete). Kurios ist allerdings, dass niemand bei den Neinstedter Anstalten etwas davon weiß. Vorstandsmitglied Hans Christoph Jaekel verwahrte sich gegen diese Behauptungen. Elternvertreter Wolfgang Schlegel verlas dessen Stellungnahme vor den in Hedersleben versammelten Eltern und Schülern. Darin heißt es: „Es gab bislang noch keinen offiziellen Kontakt der Johannes-Stiftung zu uns. Anderslautende Behauptungen entsprechen nicht den Tatsachen.“ Die Neinstedter Anstalten werden sich erst in der nächsten Woche mit dem Thema beschäftigen.

Die Eltern wollen nun den Vier-Punkte-Plan erfüllen und alle benötigten Unterlagen einreichen. Zeit haben sie noch die ganzen Ferien über. Notfalls denke man darüber nach, selber einen Förderverein zu gründen, um die Schule zu betreiben. „Es gibt eine Schulpflicht“, sagt die ebenfalls mit dem Fall befasste Landtagsabgeordnete Monika Hohmann (Die Linke). „Die staatlichen Schulen sind verpflichtet, die Schüler dann auch kurzfristig aufzunehmen.“