Der trüben Stimmung getrotzt

Halberstadt l Die dunklen Wolken am Himmel über der Sarg­stedter Siedlung hätte manch ein Pessimist durchaus als schlechtes Omen sehen können. Doch die Siedler lassen sich die Stimmung nicht vermiesen: Trotz drohender Schließung ihrer Schule feierten sie am Sonnabend ein zwar verkürztes, aber nicht weniger unterhaltsames Schul-und Siedlerfest.

Dabei waren die Wolken nicht nur im übertragenen Sinne ein Bild für das, was den Siedlern trotz des erfolgreichen Bürgerbegehrens mit seinen knapp 8 000 Unterschriften drohen kann. Der Sonnabend war auch in der Realität immer wieder von heftigen Regenschauern überschattet – aber wie gesagt, der Stimmung rund um die Schule war das nicht anzumerken.

Begonnen hatte es bereits am Vormittag mit dem Sponsorenlauf von Schülern und Eltern. 35 Kinder und Erwachsenen waren am Start, eine halbe Stunde lang galt es auf dem Sportplatz, Runde um Runde zu drehen. „Zum Schluss war der Rasen platt“, sagt Annett Biewendt, leitende Lehrkraft der Diestwegschule. Aber auch der eine oder andere Läufer dürfte zum Mittag ganz schön platt gewesen sein - denn am Ende lag der Rekord dieses Tages bei 25 Runden. Das freut die Spendenkasse, schließlich hatten sich gut 40 Sponsoren verpflichtet, für jede Runde einen kleinen Obolus zu entrichten. Rund 1 000 Euro kamen so zusammen, Geld, das in Projekte zum Erhalt der Diesterwegschule fließt.

Ohnehin - das Schicksal der Schule beschäftigte an diesem Tag wohl viele der Besucher. Allen voran Siedlervereinsvorsitzender Dieter Krone, der unermüdlich auf dem Festgelände unterwegs war - oft mit dem Mikrofon in der Hand, um einzelne Programmpunkte anzukündigen. Selten natürlich, ohne gleich noch zur Solidarität mit der Schule aufzurufen. „Das werde ich heute bestimmt noch 100-mal sagen“, meinte er bereits am frühen Mittag beim Feuerwehrziehen. Er sollte recht behalten.

Prominente Unterstützung erhielten Krone und mit ihm die ganze Siedlung dann bei der offiziellen Eröffnung des Festes von Halberstadts Oberbürgermeister Andreas Henke (Die Linke). Er bezeichnete die 8 000 Unterstützerunterschriften als ein „beeindruckendes Signal“ und kündigte an, gemeinsam mit den Siedlern „sachlich und fair“ für den Erhalt der Schule zu kämpfen. Vor allem aber verwahrte er sich „gegen Stimmungsmache“, wonach auf Jahre hinaus in der Stadt nichts mehr finanzierbar sei, wenn die Schule saniert werde. Henke machte eine andere Rechnung auf. Mit drei Millionen Euro Fördermitteln und zwei Millionen Euro aus der Rücklage lasse sich die Schule erhalten. Im Übrigen bekomme die Stadt jährlich 400 000 Euro Investitionspauschale für andere Projekte „Daraus lässt sich was machen“, rief Henke unter dem Beifall der Siedler: „Nehmen wir alle Kraft zusammen. Wir schaffen das.“

Darauf hofft auch Dieter Krone. Den Schwung vom Sonnabend wollen er und seine Mitstreiter mit in die Woche nehmen, die am Donnerstag mit der Stadtratssitzung für die Siedler ihren Höhepunkt findet. Dort wollen die Bewohner der Sargstedter Siedlung zahlreich erscheinen, um den Stadträten nochmals ihre Argumente vorzutragen. Geübt haben sie schon mal am Sonnabend beim Fest. Auf mindestens 2 500 schätzt Krone die Zahl der Besucher, die sich am Tage und bis spät in den Abend hinein auf der Veranstaltung rund um die Schule getummelt haben. „Das war eine super Sache“, so der Vereinsvrositzende, der auch mit dem finanziellen Ertrag zufrieden ist. Nicht nur durch den Sponsorenlauf klingelt Geld in der Spendenkasse. Im Laufe des Tages kamen durch verschiedene Aktionen zusätzlich mehrere hundert Euro zusammen.