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Silvesternacht  Kleines Chaos und Scheunenbrand

Zum Jahreswechsel haben kleinere Einsätze die Feuerwehren beschäftigt - in Emersleben brannte eine mit Stroh gefüllte Scheune nieder.

Von Dennis Lotzmann 01.01.2019, 19:41

Wernigerode/Harzkreis l Den ersten Feuerwehreinsatz des neuen Jahres im Harzkreis erlebten die Kameraden der Wachbereitschaft Wernigerode. Während es bis Mitternacht überhaupt keine Vorkommnisse gegeben hatte, wurden sie um 0.15 Uhr alarmiert. Allerdings konnte der Container-Brand in der Heidebreite ebenso schnell gelöscht werden, wie ein brennender Mülleimer am Anger um 0.45 Uhr. Nur wenige Minuten später brannte es im Ahornweg in Silstedt. Dort war eine Hecke in Brand geraten. Wie Feuerwehrsprecher Marco Söchting erklärte, mussten die Kameraden dort nur kurz nachkontrollieren. Der Anwohner hatte das Feuer bereits selbst gelöscht.

Um 1.19 Uhr brannte erneut Müll vor einem Container in der Straße Unterm Wulfhorn. Kurze Aufregung herrschte dann noch einmal um 4.32 Uhr, als die Brandmeldeanlage im Wernigeröder Rathaus ausgelöst hatte. Ein Kontrollgang brachte aber keine Erkenntnisse, dass es dort brannte. „Ein Fehlalarm“, so Marco Söchting. Alles in allem also ein relativ ruhiger Start ins neue Jahr für Wernigerodes Brandschützer.

Ganz anders sah es in Halberstadt aus. Nach diversen kleineren Einsätzen – mal Containerbrände in der Korn- und der Beckerstraße, dann der Versuch, in der Gröperstraße einen Zigarettenautomaten aufzusprengen und schließlich brennende Kabelreste in einer Blechtonne auf einem Balkon der Juri-Gagarin-Straße – ging es ab 1.17 Uhr richtig zur Sache. Am Nienhagener Weg im Ortsteil Emersleben ging eine mit Strohballen gefüllte Scheune lichterloh in Flammen auf.

Als die ersten Kräfte der Feuerwehren Emersleben, Halberstadt und die Atemschutzgerätetruppe aus Langenstein vor Ort eintrafen, habe das Gebäude bereits voll in Flammen gestanden, berichtet Wehrsprecher Chris Buchold. „Letztlich war zu diesem Zeitpunkt schon klar, dass von der Scheune kaum noch etwas zu retten war.“ Deshalb habe die Einsatzleitung den Schwerpunkt relativ schnell darauf gelegt, das Übergreifen der Flammen auf benachbarte Gebäude zu verhindern und das nicht mehr zu rettende Gebäude – dabei handelt es sich nach Angaben von Ortsbürgermeister Guido Spillecke (Emersleber Wählergemeinschaft) um die alte Hopfendarre – kontrolliert niederbrennen zu lassen.

Aufgrund der abgelegenen Lage unmittelbar am Ortsrand von Emersleben habe sich auch die Wasserversorgung kompliziert und aufwändig gestaltet. Neben einer Zisterne sei zunächst ein Unterflurhydrant genutzt worden. Die Zisterne war irgendwann leer, der Hydrant habe nicht ausgereicht, um die zahlreichen Einsatzfahrzeuge mit genügend Wasser zu speisen, sodass zusätzlich Bachwasser heran gepumpt werden musste. Letztlich seien Hunderte Meter Löschschläuche eingesetzt worden, um genügend Wasser an die Einsatzstelle zu bekommen, so Buchold.

Erschwerend hinzugekommen sei in der Neujahrsnacht der extrem heftige Wind. „Das verursachte starken Funkenflug, der am Ende dafür gesorgt hat, dass ein Baum im näheren Umfeld Feuer gefangen hatte.“

Widrige Umstände, die Einsatzleiter Thomas Dittmer bestätigt. Irgendwann sei das Dach des rund zehn mal 20 Meter großen Gebäudes eingestürzt, die Glutnester hätten sich tief in die Strohballen hineingefressen. Sie rauszuziehen, sei unmöglich gewesen.

Konsequenz: Knapp 65 Feuerwehrleute aus Halberstadt, Emersleben, Langenstein, Klein Quenstedt und Wegeleben waren bis etwa 6 Uhr mit Löscharbeiten beschäftigt, um die Flammen unter Kontrolle zu halten. Danach konnten die ersten Kräfte abrücken. Am Mittag übernahmen dann Kameraden aus dem Ortsteil Athenstedt vor Ort die Brandwache.

Laut Polizei ist die Ursache des Feuers unbekannt. Ob und inwieweit Personen, die in der unmittelbar angrenzenden Party-Hopfendarre gefeiert haben, mit dem Brand in Verbindung stehen, ist unklar. Nach Angaben eines Polizeisprechers mussten rund 100 Personen evakuiert werden, konnten später aber weiter feiern.

Bürgermeister Spillecke sieht sich in seinen und den Befüchtungen des Ortschaftsrates bestätigt. Nachdem im Sommer bereits die direkt gegenüber der Hopfendarre gelegene Scheune komplett ausgebrannt war, nun das zweite Großfeuer binnen kurzer Zeit an dieser Stelle. Und immer wieder fänden in der nahen Party-Darre große Feten statt. „Die Ortschaftsräte und ich – wir haben wirklich große Sorgen, dass hier mal was Schlimmes passieren kann“, so Spillecke.

Es ist etwas passiert – das war die Botschaft eines Notrufs, mit dem eine 25-Jährige aus Ströbeck am Neujahrsmorgen um 5.04 Uhr die Polizei kontaktierte. Ihr sechs Jahre alter Sohn sei samt Kleidung spurlos verschwunden. Die Polizei setzte sofort alle verfügbaren Kräfte in Bewegung – mehrere Funkwagen, deren Besatzungen teilweise schon mehr als zwölf Stunden im Einsatz waren, dazu zwölf Feuerwehrleute. Außerdem wurden ein Suchhund aus Halle alarmiert, der Man-Trailer-Hund der Feuerwehr Blankenburg, ein Hubschrauber der Bundespolizei in Chemnitz und die Kripo. „In solchen Fällen läuft bei uns sofort alles an, was geht“, so Thomas Springer, Leitender Einsatzbeamter im Harzer Polizeirevier. Schließlich stand eine schlimme Befürchtung im Raum – in Ströbeck gibt es Teiche, die wohl auch der Suchhund zunächst angesteuert hat.

Eine Befürchtung, die zum Glück unbegründet war. Das Kind konnte nach Springers Worten gegen 7 Uhr wohlbehalten im Ort gefunden werden. Details ließ der Hauptkommissar offen. Nach Informationen der Volksstimme befand sich der Junge bei Verwandten. Wie er dorthin gelangt war, ist offen, die Ermittlungen laufen.

Insgesamt zog die Polizei mit Blick auf den Jahreswechsel eine positive Bilanz. Es gab kreisweit 61 Einsätze mit sechs Containerbränden, vier Körperverletzungen und mehreren Sachbeschädigungen. Auch in der Notaufnahme des Harzklinikums in Wernigerode mussten nur kleinere Schnitt- und Brandverletzungen versorgt werden. Im Klinikum Quedlinburg brachte am Nachmittag eine Blankenburgerin Neujahrsbaby Ludvig zur Welt.