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Sommerabenteuer Mit Volldampf in den Brockengarten

Das vierte Sommerabenteuer der Volksstimme 2017 führte unter Volldampf hoch hinauf in den Brockengarten - ein einzigartiges Erlebnis.

Von Regina Urbat 20.07.2017, 01:01

Wernigerode l Ein Sommerabenteuer der Superlative. Gunter Karste wartet auf die Volksstimme-Leser am Brockenbahnhof und legt gleich los. Er begrüßt die 28-köpfige Gruppe auf dem mit 1141 Metern höchsten Harzgipfel und lädt sie in den höchstgelegenen Garten Norddeutschlands ein, wo „einzigartige botanische Kostbarkeiten“ gedeihen. „Bei dem Super-Sonnen-Brockenwetter sicher ein Erlebnis“, so der wissenschaftliche Leiter des Brockengartens.

Auf den Weg in sein 4600 Quadratmeter großes Refugium auf 1130 Meter Höhe folgen zunächst Tipps, wie man bei solch einem Massenansturm wie am Mittwoch die Baustelle am Bahnhof sicher umschifft und wie man sich im Nationalpark Harz eigentlich richtig verhält. Umgehend wird eine Kippe zurück in die Schachtel gesteckt.

Dem Strom der Touristen und Lärm der Presslufthämmer entkommen, wird es unterhalb der Brocken-Wetterwarte ruhiger – und Gunter Karste läuft zur Höchstform auf: Der Brockengärtner pflückt eine blaue Glockenblume am Wegrand ab und beteuert: „Das darf ich. Denn diese Pflanze gehört wie beispielsweise (Karste zupft erneut eine Blume ab) das orange-rote Habichtskraut zu den sogenannten Gartenflüchtern.“ 30 dieser heimischen Pflanzenarten haben sich unter die Flora auf dem Brockenplateau gemischt.

Behutsam berührt der Experte hingegen eine Rarität wie die lilablühende und mattenbildende Korsische Minze, eine nur zwei Zentimeter hohe kriechende Primel. „Sie ist sonst in asiatischen Höhenlagen zwischen 3500 und 5500 Metern zu finden.“ Karste, für seine originellen Erläuterungen bekannt, lenkt die Aufmerksamkeit der Abenteurer auf den kleinsten Baum der Welt, eine Kraut-Weide, die gerade einmal zwei Zentimeter hoch wird. Er springt förmlich von Stein zu Stein und nennt dabei die Länder, in denen die Pflanzen beheimatet sind.

Der verschiedenfarbige Enzian und die 18 Arten von Edelweiß beeindrucken selbst die Jüngsten. „Hier, junge Dame, die ist für dich“, sagt Gunter Karste und beschenkt Pauline Weiß aus Harsleben mit einer der bekanntesten und symbolträchtigsten Alpenblumen. Die Zwölfjährige ist verzückt. Ebenso die vielen Hobbygärtner unter den Sommerabenteurern. Mit Staunen registrieren sie, dass das Edelweiß in Asien beheimatet ist. Sie saugen förmlich all die Informationen auf, die ihnen der Brockengärtner bei dieser Sonderführung im blühenden Garten des Nationalparks gibt.

Begründet ist die Artenvielfalt des 1890 von Albert Peter zu Forschungszwecken angelegten Gartens in den klimatischen Bedingungen des Brockens. Diese sind mit denen der Alpen in 2000 Metern Höhe vergleichbar. Bei einer Jahresdurchschnittstemperatur von 3,1 Grad Celcius ist der Harzgipfel nur im Juli und August richtig frostfrei. Obendrein ist der Brocken einer der windreichsten Orte Deutschlands, selbst an diesem Hochsommertag weht ein merkliches Lüftchen. Und weil die Waldgrenze bei 1100 Metern liegt, „ist der Brocken die einzig natürlich waldfreie Erhebung der deutschen Mittelgebirge“, so der Botaniker bei seinem nächsten Superlativ, mit dem er seine Zuhörer beeindruckt.

Sicher hätte Karste noch viel mehr berichtet, doch der sportliche Zeitplan des Abenteuers lässt nur die verkürzte Variante zu. Diese verfehlt jedoch nicht das Ziel, fast jeder versichert zum Abschied: „Ich komme noch einmal wieder.“

Es ist mittlerweile nach 12 Uhr. Zur Stärkung lädt Brockenwirt Daniel Steinhoff ein. Er selbst kommt vom Herd nicht weg, der Andrang Hungriger ist enorm. Gereicht wird die typische Speise, die der Brockengastronomie nach der Wende zum Erfolg verhalf: Erbsensuppe mit Bockwurst. Es bleibt noch Zeit, auf der Kuppe umher zu bummeln und die tolle Aussicht zu genießen, bevor die Rückfahrt mit dem Dampfzug der Harzer Schmalspurbahnen bis Wernigerode erfolgt.

Wie schon auf der Hintour ist alles bestens vorbereitet. Der Wunsch von HSB-Pressesprecher Dirk Bahnsen bei der Abfahrt am Morgen wird Realität: „Haben Sie eine bequeme und erlebnisreiche Brockenreise.“