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Sonderausstellung Museum verdreifacht Besucherzahl

Halberstadts jüngere Geischichte soll mehr Platz in der Ausstellung des Städtischen Museums finden. Die Sonderschau dazu war erfolgreich.

Von Sandra Reulecke 01.03.2019, 00:01

Halberstadt l Die jüngere Geschichte ihrer Stadt interessiert die Halberstädter. Das wird an den Besucherzahlen der jüngsten Sonderschau „70-30-20 – Halberstadt zwischen Apokalypse und Euphorie“ im Städtischen Museum deutlich. Mit der „70“ wird an die Aufbau-Ausstellung „Halberstadt ruft!“ im Jahr 1948 erinnert. Die „30“ erinnert an die politische Wende, die „20“ steht für die Wiedererrichtung des Rathauses im Zentrum. Bis zu 1200 Gäste im Monat lockte die Schau an, berichtet Museums-Direktorin Dr. Antje J. Gornig. „Das waren bis zu dreimal so viele wie sonst.“
Die positive Resonanz der Besucher sei auch eine persönliche Bestätigung für sie. Immerhin war die Schau für die Neuhalberstädterin, die seit Sommer im Museum tätig ist, so etwas eine Bewährungsprobe. Besonders freue es sie, dass so viele Kinder und Familien die Schau besuchten.
Zu der hohen Besucherzahl hätten nicht zuletzt die 30 Sonderführungen, die für Schulklassen, Seniorengruppen und als Weiterbildung für Bildungsmultiplikatoren – also Lehrer, Horterzieher und Stadtführer – beigetragen. „Die Zusammenarbeit mit den Schulen lief gut, hat aber gerade erst begonnen“, sagt Gornig. Das Thema der Ausstellung habe gut zum Lehrplan für fünfte und zehnte Gymnasial-Klassen gepasst. Sie würde sich wünschen, dass der Geschichtsunterricht künftig noch häufiger im Museum stattfindet. Es gäbe mehr geschichtliche Quellen als die in Büchern.
Solche sind zum Beispiel Zeitzeugen und deren Erinnerungsstücke – die eine zentrale Rolle im Konzept der gerade beendeten Ausstellung hatten. Sowohl in der Ausstellung als auch als Gesprächspartner bei 14 Abendveranstaltungen im Rahmen der Schau. Mehr als 500 Besucher kamen insgesamt. Zu dem Konzept gehörte es, die Gästezahl auf jeweils rund 30 zu beschränken. Denn, so betont Gornig, es sollte Raum für Gespräche, Nachfragen und Interaktionen geboten werden – keine reinen Vorträge.
Etwas, was sie auch künftig etablieren möchte. „Vom Großen ins Kleine zu gehen werden wir beibehalten.“ Alle zwei Monate sollen interessante Menschen dafür gewonnen werden, freitagabends zu und mit den Besuchern zu reden. Ein Angebot, das in dieser Form einzigartig sei, sagt die Direktorin. Wer so eine Veranstaltung besuchen möchte, muss sich zuvor anmelden – auch das habe sich bewährt. „Wir möchten niemanden wegschicken, aber es bringt nichts, wenn zu viele kommen, denn dann ist keine Interaktion möglich.“ Zudem seien die räumlichen Gegebenheiten beschränkt.
Ebenso wie die personellen. „Unsere Rahmen wurden gesprengt.“ Die vielen Sonderveranstaltungen und Führungen außerhalb der regulären Öffnungszeiten haben geschlaucht. „Danke an das Team. Von wenigen Personen wurde mit großem Engagement vieles abgefangen.“
Viel Zeit zum Verschnaufen bleibt nicht. Gerade wird die Sonderausstellung abgebaut – aber nicht, um im Keller zu verschwinden. Während die Leihgaben an die Besitzer zurückgehen, sollen die Aufsteller, die extra gefertigten Audio- und Videodateien sowie Bilder bis zum Herbst in die Dauerausstellung integriert werden. „Von den Zeitzeugen gab es immer wieder die Bestätigung, dass vieles nicht in Vergessenheit geraten darf.“ Und das könne schnell passieren. „Wenn man sich überlegt, dass das neue Zentrum schon 20 Jahre steht. Das entspricht einer ganzen Generation, die es nicht anders kennt und nicht weiß, wie es vorher aussah.“
Die jüngere Geschichte wird auch 2019 im Städtischen Museum im Fokus stehen. So jähren sich die Städtepartnerschaft zwischen Wolfsburg und Halberstadt sowie die Grenzöffnung zum 30. Mal. Beides soll gewürdigt werden.
Zunächst wird aber eine Sonderausstellung mit dem Thema „Werkstatt Losert – artisanes d´art – künstlerische und wissenschaftliche Glastradition in Halberstadt“ im Schraube-Museum in der Voigtei vorbereitet, die vom 26. April bis zum 8. September zu sehen ist. Zwei Schatzgespräche werden in dieser Zeit mit den Künstlern organisiert. Zudem werden Stadtspaziergänge angeboten, bei denen alle Kirchen der Stadt Anlaufpunkte sind, kündigt Antje Gornig vor.