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Spende Biker spenden für Kinder

Zum zweiten Mal haben die Biker Boyz Harz eine beachtliche Spende an den Verein für krebskranke Kinder Harz übergeben.

Von Gerald Eggert 02.05.2018, 23:01

Halberstadt l Eine endlos scheinende Motorradkolonne machte sich auf den Weg von Halberstadt über Braunschweig zum 100 Kilometer entfernten Stüde im Landkreis Gifhorn. Dabei handelte es sich jedoch um keine der üblichen Ausfahrten des Motorradklubs, sondern um eine besondere Mission. Deshalb wurden die Biker in Meine von der Gifhorner Polizei empfangen und bis zum Ziel mit drei Motorrädern und drei Einsatzwagen mit Blaulicht eskortiert. Auf der Strecke gab es keinen Halt an roten Ampeln, nonstop bewegte sich der Korso.

Als die Biker ihre Maschinen aufgereiht hatten, kam es zum nächsten bewegenden Moment des Nachmittages – der Scheck wurde übergeben. Nachdem 2015 im Motopark Oschersleben 10.200 Euro übergeben worden waren, fiel die Summe diesmal noch größer aus. Dank der Aktion mit der Feuerwehr, bei der 2222,22 Euro zusammen kamen und dem Verkauf des Bikerkalenders 2018 war die Spendensumme auf 11.111 Euro angewachsen. „Vielen, vielen Dank! Ich verspreche euch, dass wir jeden einzelnen Euro genauso einsetzen, wie ihr es möchtet“, sagte Avery Kolle, Vereinsvorsitzender und Geschäftsführer der gemeinnützigen Gesellschaft.

„Wir finden es gut, wenn Geld aus der Region der Re­gion zugute kommt“, so ­Tobias Franzke, der 2010 mit vier Gleichgesinnten den Grundstein für den markenoffenen Club legte, der heute 200 Mitglieder aus Halberstadt und dem Umland zählt. „Wir wollen anders sein als andere“, erklärt er. „Wir wollten von Anfang an weg von dem schlechten Image, das Bikern anhaftet.“ Man pflege im Club Werte wie Loyalität, Zusammenhalt und Respekt und gehe damit neue Wege.

„Wir veranstalten Partys, organisieren Ausfahrten mit bis zu 100 Bikern, kümmern uns um unseren Nachwuchs und sorgen damit auch für Sicherheit“, zählt Franzke auf. „Einfach draufsetzen und losfahren – das geht nicht“, verweist er auf regelmäßige Renn- und Sicherheitstrainings.

Der Club sei nicht nur eine Gemeinschaft mit Erziehungseffekt, sondern auch ein Quell vieler toller Ideen. Eine davon sei der Bikerkalender, der 2015 erstmals aufgelegt wurde. Zehn Monate brauchte der Club, allen voran die Factory Team genannte Führungsriege, für die Sponsoren- und Fotografensuche und die zum Teil aufwendigen Shootings, ehe das fertige Produkt in den Druck gehen konnte. Auch weil die Biker Boyz ganz konkrete Vorstellungen hatten: Es sollte ein Kalender von Bikern für Biker werden – mit Bildern, die es so noch nicht gab. Was auch gelang und für einen enormen Absatz sorgte. Den Erlös, so hatte man entschieden, sollte ein soziales Projekt in der ­Region bekommen. Mit dem Verein für krebskranke Kinder Harz habe man genau den richtigen Partner gefunden.

Kontakt zum Verein gibt es nicht nur bei den Spendenübergaben. „Wir wollen, dass die Spenden zu 100 Prozent für die Sache verwendet werden und möchten das auch sehen“, so Franzke. 2016 waren die Biker erstmals am Bernsteinsee und haben sich überzeugt, dass die Spende gut angelegt wurde. Der Verein hatte ein Grundstück erworben und eine betreute Erholungsanlage für an Krebs erkrankte Kinder und ihre Familien errichtet.

Damals ging man von 12 bis 14 Familien pro Saison aus, erinnert sich Avery Kolle, inzwischen sind es 45 Familien aus ganz Deutschland pro Jahr. Die Anlage ist längst auf vier Holzhäuser für bis zu 19 Gäste, die hier kostenlos Erholung finden, gewachsen.

„Es gibt leider keinen Fördertopf in der EU, um betroffene Familien zu unterstützen“, bedauert Tobias Franzke. Auch Zuschüsse von Krankenkassen, Kommunen, Organisationen oder Verbänden gibt es nicht.

Finanzielle und materielle Unterstützung, Kraft und Motivation erhalten die Vereinsmitglieder um Avery Kolle vor allem durch die Unterstützung von Privatleuten und Stiftungen, Firmen und Vereinen. „Avery Kolle blutet für den Verein und das Projekt. Er leidet mit den erkrankten Kindern. Das Engagement des Vereins muss man einfach unterstützen“, sagt Franzke und versichert, dass die Biker Boyz Harz dran bleiben werden.

„Wir haben aber nicht nur Geld gegeben, sondern auch Man-Power. Über mehrere Wochen sind unsere Leute zum Bernsteinsee gefahren und haben gewerkelt. Jeder hat die Fähigkeiten aus seinem Handwerksberuf eingebracht oder notwendige Arbeiten erledigt. Zu tun gab es genug.“ Er erinnerte daran, das die Motorradfreunde bei ihrem ersten Besuch einen Baum auf der Anlage zur Erinnerung an die in dem Jahr verstorbenen Kinder pflanzten. Außerdem nahmen die über 100 Mitglieder des Clubs an einer Typisierungsaktion der Deutschen Knochenmarksspender-Datei teil.

Die Spendenübergabe habe nicht nur Gänsehaut gesorgt, sondern auch für „das gute Gefühl, die richtige Entscheidung getroffen“ zu haben. „Vor allem, wenn man sieht, was vor Ort geschaffen wurde und was man selbst dazu beigetragen hat“, sagt Clubchef Tobias Franzke, „und wer denkt, Biker sind ganz harte Kerle, der sollte sie mal erleben bei einer solch emotionalen Veranstaltung wie am Bernsteinsee. Da gab es sicher das eine oder andere feuchte Auge hinter dem Helmvisier.“