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Stadtentwicklung Abfuhr für Einzelhandelskonzern

Abgewiesen hat der Stadtentwicklungsausschuss Halberstadt den Antrag, einen größeren Aldi-Markt zu bauen. Lidl will ebenfalls wachsen.

Von Jörg Endries 15.12.2016, 00:01

Halberstadt l Unmissverständlich ist die Botschaft des Stadtentwicklungsausschusses zum Plan eines Investors, auf dem Grundstück Rudolf-Diesel-Straße 44 einen größeren, nagelneuen Supermarkt zu ­bauen. Einstimmig stimmten die Ausschuss-Mitglieder während ihrer jüngsten Tagung gegen einen Antrag auf Schaffung von Baurecht.

Eine Vergrößerung sei nicht abgedeckt vom Einzelhandelskonzept der Kreisstadt, das großflächigen Einzelhandel von über 800 Quadratmetern außerhalb der festgelegten zentralen Versorgungsgebiete untersagt. Darunter fällt der Standort Rudolf-Diesel-Straße. Der Stadtrat hätte den gültigen Bebauungsplan ändern und dort ein Sondergebiet ausweisen müssen, um den Neubau zu ermöglichen. Die Folge wäre, dass das Einzelhandelskonzept weiter ausgehebelt wird.

Bereits im September hatte Siegrun Ruprecht von der Abteilung Stadtplanung den Abgeordneten die Pläne des Investors vorgestellt. Die etwa 800 Quadratmeter Verkaufsfläche des vorhandenen Aldi-Marktes genügen dem Einzelhandelskonzern nicht mehr. Entstehen sollte ein neuer Markt mit etwa 1200 Quadratmetern Fläche direkt vor der Haustür des derzeitigen Marktes in der Rudolf-Diesel-Straße, dort, wo sich eine Apotheke befindet. Mit der Absage durch den Stadtentwicklungsausschuss hat sich der dafür notwendige Abriss des Gebäudes erledigt.

Auf Wachstumskurs ist auch Lidl in Halberstadt. Allerdings nicht mit dem Bau neuer Märkte. Das Unternehmen möchte den Standort Tschaikowski Straße erweitern und modernisieren. Etwa zwei Millionen Euro will der Konzern investieren. Das bestehende Gebäude soll von 800 auf 1254 Quadratmeter Verkaufsfläche wachsen. Damit kollidiert Lidl ebenfalls mit dem Einzelhandelskonzept der Stadt Halberstadt.

Trotzdem haben erste Arbeiten am bestehenden Gebäude bereits begonnen. Setzt Lidl sich über das städtische Konzept hinweg? „Nein“, sagt Siegrun Ruprecht auf Volksstimme-Nachfrage. „Diese Arbeiten sind durch eine Baugenehmigung abgedeckt. Was dort derzeit passiert, ist unabhängig vom Antrag auf Erweiterung zu sehen. Für die liegt noch keine Erlaubnis vor.“ Derzeit befinde sich die Stadtverwaltung mit dem Konzern in Gesprächen, um einen rechtsgültigen Vertrag auszuhandeln.

Wird beim Einzelhandelskonzept etwa mit zweierlei Maß gemessen? Das eine Unternehmen wird ausgebremst, das nächste darf bauen? Auch darauf gibt es von Siegrun Ruprecht ein unmissverständliches „nein“.

Bei Lidl sei die Situation eine völlig andere. Voraussetzung dafür, dass der für die Erweiterung notwendige B-Plan in Kraft tritt, ist, dass Lidl sich verpflichtet, keinen weiteren Supermarkt in Halberstadt zu eröffnen. Das Unternehmen hat vor Jahren einen zweiten Standort an der Sternstraße aufgegeben und damit 800 Quadratmeter vom Markt genommen. Die geplante Erweiterung am Standort Tschaikowski Straße mit eingerechnet, würde Lidl unter dem Strich 300 Quadratmeter Verkaufsfläche weniger vorhalten. Damit wäre der Konflikt ausgeräumt, so Siegrun Ruprecht.