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Stadtentwicklung Moderne Architektur für Halberstadts Altstadt

Aufeinandergesetzte Quader, gerade Linien. Moderne Architektur kommt oft kantig daher. Passt das mitten in Halberstadts Altstadt?

Von Sabine Scholz 15.11.2018, 00:01

Halberstadt l Der Verlust der Fachwerksubstanz durch den Flächenabriss Mitte der 1980er Jahre, der politisch gewollte und deshalb bewusst forcierte Verfall der historischen Bebauung, lässt viele Halberstädter noch heute sensibel reagieren, wenn es um ihre Altstadt geht.

Stadtverwaltung und Stadtrat hatten in den 1990er Jahren eine Gestaltungssatzung für die Altstadt erlassen. Die sei, trotz Kriegseinwirkung und Vernachlässigung, ein „hervorragendes Zeugnis deutscher Stadtentwicklung seit dem Mittelalter, geprägt von einem Diözesanzentrum, dem reichen Patriziertum sowie durch Ackerbürger und Handwerker“. Ziel der Satzung ist, „die Identität der Altstadt als historischen Standort zu erhalten und zu schützen“, heißt es in der Präambel der Satzung. Und als besonders schützenswert werden explizit das Ensemble der Fachwerkbauten und die historische Dachlandschaft“ genannt. Der Geltungsbereich dieser Satzung, mit der erreicht werden soll, dass sich Neubauten und Umbauten dem historischen Charakter der Altstadt anpassen, umfasst grob gesagt die Straßen mit noch vorhandener Fachwerkbebauung. Doch was, wenn es interessierte Bauherren gibt, die zwar in der Altstadt mit ihren typischen abgewinkelten Gassen und Gässchen, die sich dann oft platzartig erweitern, bauen wollen, aber eine moderne Formensprache bevorzugen?

Das ist grundsätzlich gern gesehen, muss aber im Einzelfall abgewogen werden. So hatte die Stadt zum Beispiel mehrfach Wettbewerbe und Werkstätten veranstaltet, um Ideen für zeitgemäße Einfamilienhäuser in historischem Umfeld zu sammeln. Erinnert sei hier an die Aktion „Mein Haus in der Altstadt“, die sehr unterschiedliche Vorschläge erbracht hatte. Zusammengefasst in einer Broschüre, wurde mit diesen Ideen um Bauherren geworben, vor allem im Areal rund um die Straße Unter der Tanne.

Nun soll selbiges auf dem Areal der Bürgergärten in der Judenstraße auch ermöglicht werden. Dem Stadtentwicklungsausschuss lag zur jüngsten Sitzung ein Papier aus der Abteilung Stadtplanung vor. Der Ausschuss wurde gebeten, einen Grundsatzbeschluss zu fassen zur „Teilaufhebung des sachlichen Geltungsbereiches der Gestaltungssatzung Altstadt Halberstadt“. Flurstückgenau wird dort ein Areal an der Judenstraße ausgewiesen, für das die Bestimmungen der Gestaltungssatzung nicht mehr gelten sollen.

Es gibt, so war aus der Stadtverwaltung zu hören, wohl eine konkrete Anfrage eines Interessenten, jedoch noch keine Bauvoranfrage. Aber diese Anfrage zeige, dass es durchaus sinnvoll sein könnte, die strengen Anforderungen an einigen Bereichen zu lockern. Gerade das Areal der Bürgergärten eigne sich, weil entlang der Judenstraße große Freiflächen existieren, die schon seit Mitte der 1980er Jahre brach liegen. Die Rahmenplanung der Stadt sieht hier straßenbegleitende Bebauung der freien Flächen mit Einfamilien- und Stadthäusern vor. Weil sich aber bislang niemand fand, der bauen wollte, wurde vor vier Jahren das Areal neu geordnet, Anwohner fanden sich bereit, kleine Gärten anzulegen und haben so dem Quartier einen ganz eigenen Reiz verliehen.

Der Ausschuss stimmte dem Antrag der Verwaltung zu, hier nun moderne Architektur zuzulassen. Versprochen wurde, dass man seitens der Stadt Ansprüche an Mindesthöhen und gewisse Materialqualität beibehalten werde.