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Stadtplanung Neue Vision für Klubhausgrundstück

Ein Schritt in die Zukunft des Klubhaus-Areals in Halberstadt ist getan - allerdings ohne das seit mehr als 20 Jahren verwaiste Gebäude.

Von Jörg Endries 13.06.2020, 01:01

Halberstadt l Die Klubhausruine verschwindet über kurz oder lang aus dem Stadtbild. Nach dem von der Stadt Halberstadt betriebenen Abriss soll das beräumte Grundstück an eine Investorengruppe aus Halberstadt weiterverkauft werden. Die plant im Anschluss auf dem Filetgrundstück in bester Lage einen Neubau.

„Die Stadt beabsichtigt, den Bereich zu einem Nahversorgungszentrum mit dem Ankerpunkt des bestehenden Edeka-Marktes zu entwickeln. Dies basiert auf der Grundlage des im Februar beschlossenen Einzelhandelskonzeptes“, informierte Ute Huch, Sprecherin der Stadtverwaltung Halberstadt.

Der Kommune sei es endlich gelungen, eine Investorengruppe zu gewinnen, die bereit ist, ein erhebliches finanzielles Risiko auf sich zu nehmen. „Wir reden hier über mehrere Millionen, die für Ankauf, Abriss, Entsorgung von Tonnen an Bauschutt und Schadstoffen sowie den Neubau von Wohnungen, Gewerbeeinheiten (Discounter), einer neuen ­Kegelhalle mit acht Bahnen sowie Außen- und Parkflächen aufgebracht werden müssen“, bestätigt Rathaussprecherin Ute Huch.

Doch warum erwirbt die Stadt das Grundstück, um es anschließend an den Investor zu verkaufen? Geld ließe sich mit der hochverschuldeten Immobilie nicht verdienen, sagt Thomas Rimpler, stellvertretender Bürgermeister. „Als wir den Antrag auf Förderung der Abrisskosten gestellt haben, war noch nicht ganz klar, wer auf dem Grundstück bauen wird“, erklärt Thomas Rimpler. Das Ministerium für Landesentwicklung und Verkehr Sachsen-Anhalt gab Ende letzten Jahres grünes Licht für eine großzügige Förderung des Projekts, ohne die eine Umsetzung weiterhin unmöglich gewesen wäre, so der Fachbereichsleiter Wirtschaft, Tourismus und Kultur.

Der Förderbescheid des Landes umfasst 486.000 Euro aus dem Stadtumbauprogramm für den Abriss des ehemaligen Klubhauses sowie 63.330 Euro aus dem Programm „Soziale Stadt – Investitionen im Quartier“ für den Grundstückserwerb der Spiegelstraße 21.

Druck habe man bei der Umsetzung seitens des Fördergeldgebers, das Land Sachsen-Anhalt, nicht, sagt Rimpler. „Das bedeutet jedoch nicht, dass wir uns bis 2025 Zeit lassen können. Es soll schon zügig passieren.“

In einem nächsten Schritt will die Stadt nun in Verhandlungen mit der Gläubigerbank und mit dem seit Jahren insolventen Eigentümer des Klubhauses treten, kündigt Thomas Rimpler an. „Es ist ja noch nichts unterschrieben.“ Erst wenn die Verhandlungen erfolgreich beendet und der Kaufvertrag unterschrieben sei, könnten die Abrissarbeiten ausgeschrieben werden. Dass die in diesem Jahr noch beginnen, sei eher unwahrscheinlich. „Vielleicht ab Anfang des kommenden Jahres“, vermutet der stellvertretende Bürgermeister.

Wer hinter der Investorengruppe steckt, ist bislang ein von der Stadt gehütetes Geheimnis. Bekannt ist nur, was auf dem Grundstück geplant ist.

Allerdings gibt es für die Idee, dass im Neubau ein Lebensmittelmarkt entstehen soll, nicht nur Beifall. Katrin Bieneck, Betreiberin des Edeka-Marktes in unmittelbarer Nähe zum Klubhaus, kritisierte das Vorhaben in den sozialen Medien. Die Unternehmerin hat Angst vor der Konkurrenz, die in direkter Nachbarschaft entstehen soll.

„Das für den Discounter (1265 Quadratmeter) erforderliche Verträglichkeitsgutachten, dessen Ergebnis Mitte Juni erwartet wird, ist beauftragt. Danach richten sich dann alle weiteren Schritte“, informiert Ute Huch. Das gesamte Vorhaben befinde sich momentan noch komplett in der Planungsphase. Es würden noch eine B-Plan-Änderung, die Beteiligung der Öffentlichkeit und Behörden sowie weitere Beschlüsse durch den Stadtrat anstehen.

Zur Zukunftsangst der Marktbetreiberin und zum Thema Schließung von Lebensmittelmärkten in Halberstadt sagt Ute Huch: „Halberstadt hat sich stets an das beschlossene Einzelhandelskonzept gehalten. Bisherige Schließungen (Aldi in der Rudolf-Diesel-Straße sowie Lidl und Rewe in der Sternstraße; weitere sind angefragt) sind das Resultat der konsequenten 800 Quadratmeter-Deckelung und des Nichtzulassens einer baulichen Vergrößerung.“ Es sei nicht so, wie fälschlich immer angenommen werde, dass es zu viele Geschäfte und zu wenige Kunden gäbe.

Untersuchungen hätten ergeben, Halberstadt habe als Einkaufsstadt des Harzkreises keine überdurchschnittlich hohe Fläche im Lebensmittel­einzelhandel im Verhältnis zu anderen Mittelzentren in der Region aufzuweisen. Das Einzelhandelsgutachten könne auf der Homepage der Stadt - Rubrik Leben und Wohnen / Menüpunkt - Konzepte oder direkt unter dem Link https://www.halberstadt.de/de/einzelhandelskonzept.html eingesehen werden.

„Die Festlegung im aktuellen Einzelhandelsgutachten, den Bereich Spiegelstraße/Harmoniestraße als Nahversorgungszentrum Harmoniestraße zu entwickeln, ist eine Sicherung und Stärkung der bestehenden Angebote im nahversorgungsrelevanten Sortimentsbereich sowie für die Beseitigung des städtebaulichen Missstandes in dem Bereich“, argumentiert die Stadtverwaltung.

Oberbürgermeister ­Andreas Henke (Die Linke): „Möglicherweise ergeben sich sogar positive Synergien für den Edeka-Markt, weil noch eine neue Kundschaft hinzugewonnen werden kann, die im Discounter nicht das findet, was sie braucht. Somit kann es eine gute Chance für alle werden, nicht nur fürs Stadtbild mit dem momentanen traurigen Anblick.“

Anfang der 1990er Jahre ­hatte der Landkreis Halberstadt das Klubhaus an einen Investor verkauft. Damit begann der Niedergang des Gebäudes. Die Vereinigte Volksbank Halberstadt, die den Besitzern einst den Kredit zum Kauf des ­Hauses gewährte, gab die Immobilie bereits vor Jahren an die BAG Bankaktiengesellschaft weiter. Eine Art Badbank innerhalb der genossenschaftlichen Finanzgruppe der Volks- und Raiffeisenbanken, die sich um Problemkreditgeschäfte kümmert.

Die Eigentümer haben dann 2002 beim Amtsgericht Magdeburg einen Insolvenzantrag gestellt. Das Verfahren ist am 21. Oktober 2009 mangels Masse eingestellt worden.