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Städtischer Friedhof Grabumfeld übel zugerichtet

Park 11 auf dem Halberstädter Friedhof sieht furchtbar aus: gefällte Bäume, zerfahrene Wege. Hinterbliebene sind sauer.

Von Jörg Endries 13.11.2016, 06:45

Halberstadt l „Pietätlos und frevelhaft wird mit der Totenruhe umgegangen“, kritisiert Inge Zippro scharf. Die Halberstädterin ist fassungslos beim traurigen Bild, das der Park 11 auf dem Städtischen Friedhof bietet. Dort hat im Jahr 2000 ihr Vater seine letzte Ruhestätte gefunden. Damals habe sich der Bereich noch als würdevolle Grabstätte präsentiert. Davon sei man heute weit entfernt.

"Meine Familie und ich sind unsagbar enttäuscht und wütend“, schreibt Inge Zippro in einem Leserbrief an die Halberstädter Volksstimme. Vor Wochen haben im Park 11 Rodungsarbeiten stattgefunden. Für Inge Zippro ist es ein Rätsel, warum die Bäume gefällt wurden. Nach ihrer Meinung seien die teils sehr alten Bäume gesund gewesen und hätten zahlreichen Vögeln und Eichhörnchen Unterschlupf geboten, berichtet sie. Außerdem haben schwere Fahrzeuge den Hauptweg total zerfahren, auf geräumten Grabflächen hinterließen sie ebenfalls Spuren. „Insgesamt befindet sich der Park 11 auf dem Städtischen Friedhof in einem sehr üblen Zustand“, schildert die Halberstädterin entsetzt. Eigentlich sollte auch ihre 2012 verstorbene Mutter dort ihre letzte Ruhe finden, so Inge Zippro. Die Friedhofsverwaltung habe damals der Familie diesen Wunsch verweigert, weil der Park 11 zu diesem Zeitpunkt bereits für weitere Bestattungen geschlossen war. „Warum, hat uns damals niemand gesagt.“

Mit ihrer Kritik zum Missstand hat sich Inge Zippro zu allererst an die Friedhofsverwaltung gewandt und gefragt, warum sich der Park 11 in so einem miserablen Zustand befindet. „Eine Antwort habe ich nicht erhalten“, stellt sie enttäuscht fest. Vermutungen, dass der Park 11 für Neubestattungen vorbereitet werden soll, wurden ebenfalls nicht bestätigt. „Ein Friedhof ist Kulturgut und sollte als solches geachtet werden“, sagt Inge Zippro.

Am Dienstag dieser Woche hat die Volksstimme die für den Friedhof zuständige Stadtverwaltung mit der Kritik konfrontiert und um Aufklärung gebeten. Vier Tage später, am gestrigen Freitag, erklärte die Stadtverwaltung: „Die letzte Grabstätte im Park 11 wurde im Jahr 2004 verkauft. Nach den Bestimmungen für eine Urnenreihengrabstelle endet die Liegezeit nach 20 Jahren, also im Jahr 2024. Danach soll der Park 11 umgestaltet werden.“

Weiter heißt es: „Der Rodungsantrag für Bäume im Park 11 ist am 6. Oktober 2015 gestellt worden. (Begründung: Schädigungen durch die Sitka-Fichtenlaus, teilweise ausgestorbener bzw. überalterter Bestand, zu enger Stand der Bäume, Neugestaltung der Anlage). Der Stadtentwicklungsausschuss hat am 22. Oktober 2015 allen Rodungsanträgen ohne Diskussionsbedarf einstimmig ohne Enthaltung zugestimmt. Die Rodungsgenehmigung wurde am 27. Oktober 2015 erteilt und verlängert. Die Rodung erfolgte in der Zeit vom 17. bis 25. Oktober 2016.“

Kein Wort dazu, ob sich die Angehörigen der noch in Pflege befindlichen Gräber mit den miserablen Zuständen bis zum Ablauf der Liegezeiten in acht Jahren abfinden müssen. Unbeantwortet bleibt auch, warum die Angehörigen weder über die Fällarbeiten noch über den Plan der Umgestaltung informiert wurden.