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Streit Erneutes Aus für das Jagdschloss

28 Wochen und 2 Tage. Länger dauerte es nicht, bis das Jagdschloss in den Halberstädter Spiegelsbergen wieder geschlossen wurde.

Von Sandra Reulecke 30.01.2018, 10:30

Halberstadt l Tränen, Geschrei, notdürftig in Kisten gestopfte Kleidung und Küchenutensilien sowie ein Schlüsseldienst, der die Schlösser austauscht – so endet am Montag die kurze Geschichte von Frank Heymann als Geschaftsführer des Halberstädter Jagdschlosses. Am 15. Juli 2017 eröffnete er das höchstgelegene Restaurant der Stadt, kündigte Veranstaltungsreihen und die Schaffung von Arbeitsplätzen an. Gut ein halbes Jahr später nun das sofortige Aus. Was ist passiert?

Bereits kurz nach der Wiedereröffnung des Ausflugslokals in den Halberstädter Bergen fing der Konflikt an zu schwelen. „Wir haben lediglich eine Pachtzahlung erhalten“, berichtet Frank Müller von der Jagdschloss Müller & Werian GbR, der Eigentümerin des historischen Baus. Er und sein Geschäftspartner, der sich nicht zu der Sachlage äußern möchte, haben das Jagdschloss 2015 erworben. Mehrfach habe man den Pächter schriftlich und persönlich kontaktiert, versucht, ihn zur Zahlung der ausstehenden Forderungen zu bewegen. Erfolglos.

Heymann wirft den Verpächtern dagegen vor, Mängel in dem Gebäude nicht beseitigt zu haben – trotz Aufforderung und Fristsetzung. „Im Wintergarten regnet es rein und das Jagdzimmer steht regelmäßig unter Wasser“, sagt er. „Außerdem gibt es eine Geruchsbelästigung.“ Und die Brandmeldeanlage sei nicht funktionstüchtig. Aus diesen Gründen habe er die Pacht gekürzt.

Aussage gegen Aussage. Einig sind sich beide Parteien darin, dass zum 23. Dezember eine Kündigung des Pachtvertrags erfolgte. Frank Heymann ging dagegen in den Widerspruch, wie er berichtet. Müller sagt, er habe geduldet, dass der Betrieb noch einige Zeit laufe – aus Rücksicht auf die Gäste, die bereits reserviert hatten.

Am 25. Januar kündigte Heymann auf Facebook an, dass er das Jagdschloss am 5. Februar schließen werde. Seine Nachricht erntete eine Flut von Kommentaren – einige zielten in Richtung Verpächter, weit unter die Gürtellinie. Auch dieser schaltete sich in den Chat ein, um seinen Standpunkt zu erläutern. Und er konfrontierte den Gastronomen mit schlechten Kritiken von Gästen, die ebenfalls auf Facebook veröffentlicht wurden.

Pächter wie Verpächter haben Anwälte eingeschaltet. Frank Heymann fordert Schadensersatz, wie sein Anwalt Dr. Ludolf von Usslar mitteilt. „Die Fronten sind verhärtet“, bestätigt dieser. Dennoch habe er Hoffnung, sich außergerichtlich einigen zu können.

Dass Frank Heymann am Montag nun im wahrsten Sinne des Wortes vor die Tür gesetzt wurde, hat nur bedingt mit den geschäftlichen Querelen zu tun. Seine ehemalige Geschäftspartnerin, mit der er auch bis vor Kurzem privat liiert war, hat den Schlüsseldienst gerufen und Heyann lautstark rausgeschmissen. Samt seiner neuen Lebensgefährtin, die auch im Restaurant angestellt war. Die Ex-Partnerin war nicht bereit, sich am Montag gegenüber der Volksstimme zu äußern.

Auch wenn er den Rauswurf nicht veranlasst habe, sei er doch in seinem Sinne, sagt Frank Müller. „Es wurden viele Beschwerden an mich herangebracht. Das war für den Ruf des Jagdschlosses nicht gut.“ Er hoffe, schnell einen neuen, verlässlichen Pächter für das Halberstädter Aushängeschild zu finden. „Wir schmieden schon Zukunftspläne“, sagt Müller.

Wie er betont, kann das Riesenweinfass im Keller des Jagdschlosses trotz der Schließung des Restaurants besichtigt werden. Wer Interesse an einer Führung hat, kann sich an die Halberstadt Information wenden.

Dass die Sehenswürdigkeit – das 1594 erbaute und etwa 144.000 Liter fassende Weinfass steht im „Guinness-Buch der Rekorde“ – der Öffentlichkeit zugänglich bleibt, ist im Sinne der Stadtverwaltung. Oberbürgermeister Andreas Henke (Linke) steht mit dem Verpächter, Frank Müller, im Kontakt. „Ich bedauere die aktuelle Entwicklung sehr. Es ist wirklich schade“, so Henke. „Es scheint ein kleiner Fluch auf dem Jagdschloss zu liegen.“ Damit spielt er auf den mehrfachen Pächter- und Eigentümerwechsel des Hauses seit der politischen Wende an. Henke hofft ebenfalls, dass zeitnah ein neuer Pächter das Ausflugslokal betreiben und diesen „Fluch“ beenden wird.

Einen Neuanfang plant Frank Heymann, der aus Datteln in Nordrhein-Westfalen stammt, ebenso. In der Gastronomie, gemeinsam mit seiner neuen Lebensgefährtin. „Es gibt konkrete Pläne, aber nicht in Halberstadt“, sagt er.