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Stromtrasse Huy fordert Erdkabel statt Freileitung

Mit der Forderung nach einem Erdkabel im Huy statt einer Freileitung beschäftigt sich der Petitionsausschuss des Landtages Sachsen-Anhalt.

Von Ramona Adelsberger 09.09.2019, 07:00

Dingelstedt l Das Ganze ging sehr schnell. Im August hatte sich Maik Berger, Sprecher der Bürgerinitieative „Freie Sicht auf Huy und Bruch“ an den Petitionssausschuss des Landtages mit der Bitte gewandt, seine Petition wieder aufleben zu lassen. Und schon vier Wochen später waren Vertreter des Petionsaussschusses vor Ort in Dingelstedt und machten sich ein genaues Bild.

Gekommen waren auch die für den Harz zuständigen Landtagsabgeordneten Daniel Szarata (CDU) und Andreas Steppuhn (SPD), sowie Vertreter des Landkreises Harz, des Ministeriums für Umwelt, Landwirtschaft und Energie und des Landesverwaltungsamtes. Als Ort des Treffens hatte die Bürgerinitaitive den Flugplatz von Dingelstedt gewählt, in dessen unmittelbarer Nähe diese neue Freileitung entlangführen soll und damit sogar die Zukunft des Luftsportvereins gefährden würde. Klaus Moetefindt vom Luftsportverein erläuterte anschaulich die möglichen Gefahren durch eine nahe Freileitung.

Maik Berger betonte, dass sich bereits im Raumordnungsverfahren, das mittlerweile abgeschlossen ist, etwa 75 Prozent aller Stellungnahmen für ein Erdkabel ausgesprochen haben. Das allerdings sei bei der Genehmigungsbehörde bisher nicht berücksichtigt worden.

Landwirt Heiko Bode, Sprecher der Bürgerinitiative, erklärte, dass sich die Landwirte der Region Huy einig sind und ihr Land freiwillig nicht für eine Freileitung zur Verfügeng stellen werden. Und auch die Nachbarn sind gegen eine Freileitung, bestätigt Wilfried Feuerstack. „Wir Landwirte aus Wasserleben und Berßel haben uns bei einer Umfrage schon vor etwa 18 Monaten eindeutig für ein Erdkabel ausgesprochen.“ Weitere Gespräche habe es allerdings nie gegeben.

Netzbetreiber Avacon beabsichtigt, mit einer 110 KV-Leitung den sogenannten Harzring zu schließen und die Stromversorgung dadurch zu stabilisieren. Allerdings favorisiert die Avacon eine Freileitung und begründet diese Entscheidung mit den Kosten. Laut Energiewirtschaftsgesetz muss die Leitung als Erdkabel realisiert werden, wenn die Kosten den Faktor 2,75 (zur gleichen Strecke als Freileitung) nicht übersteigen. Errechnet wurde jedoch ein Faktor von 3,1, der allerdings von der Bürgerinitative angezweifelt wird. Zudem lässt das Gesetz auch Ausnahmen zu.

Seit die Entscheidung der Avacon im Frühjahr bekannt wurde, ist viel passiert. So hat sich die Bürgerinitiative „Freie Sicht auf Huy und Bruch“ gegründet, der sich mittlerweile etwa 200 Freileitungsgegner angeschlossen haben. Es hat bereits mehrfach Gespräche mit der Avacon, mit Politikern und kürzlich sogar mit dem Landesverwaltungsamt als letztendlichem Entscheider des Verfahrens gegeben.

Die Mitglieder des Petitionsausschusses Christina Buchheim (Linke), Wolfgang Aldag (Bündnis 90/Grüne), Monika Hohmann (Linke) und Volker Olenicak (AfD) haben sehr aufmerksam zugehört und angekündigt, schnellstens mit der Avacon zu sprechen. Dabei werden alle Fragen zur Berechnung der Kosten und zum Variantenvergleich eine Rolle spielen, aber auch alle Einwände und Argumente von Bürgern, Kommunen und Verbänden.

Zwar haben die Freileitungsgegner zur jetzigen Zeit noch keine rechtliche Handhabe, wollen jedoch nichts unversucht lassen. Der Petitionsausschuss hat zugesagt, mit seiner endgültigen Entscheidung auf jeden Fall das Planfeststellungsverfahren abzuwarten.