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Sturmschäden Waldbesuche sind lebensgefährlich

Halberstadt räumt nach Orkan „Friederike“ auf. Noch einige Tage sollen Parks und Wald gemieden werden.

Von Sabine Scholz 19.01.2018, 22:13

Halberstadt l „Das sind schon beängstigende Geräusche“, sagt Michael Bussenius. Zum ersten Mal in seinem Leben war er dabei, als fünf große Bäume umstürzten. Der Zooinspektor war gestern mit seinem Team den ganzen Tag damit beschäftigt, im Tiergarten aufzuräumen. Orkan „Friederike“ hat acht Bäume auf dem Gelände entwurzelt – unter anderem bei den Mähnenspringern und im Rotwildgehege, sowie zahlreiche große und kleinere Äste abgebrochen. „Zum Glück sind weder Menschen noch Tiere verletzt worden“, sagt Bussenius. Viele Arbeiten im Tiergarten konnten dank der präzisen Vorwarnungen vorgezogen werden, dennoch mussten einige Mitarbeiter am Donnerstagnachmittag vor Ort sein. Während Tiere wie Erdmännchen und Papageien vorsorglich in ihren Ställen in Sicherheit gebracht wurden, hatten sich die Berberaffen selbst Schutz gesucht. „Wir haben die Tiere seit zehn Jahren, zum allerersten Mal haben wir erlebt, dass sich die Affen in die Finnhütte verkrümelt haben. Und die Affen, die draußen sind, sind in die Scheune gekommen“, berichtet Michael Bussenius. „Tiere haben einen siebten Sinn, die spüren die Gefahr und ziehen sich zurück.“

Die materiellen Schäden an Zäunen und Gehegen hielten sich in Grenzen, schätzte der stellvertretende Tiergartenleiter ein. „Wir sind mit einem blauen Auge davongekommen.“

Heute ist die Einrichtung wieder für Besucher geöffnet, allerdings ist der Spielplatz gesperrt. Hier muss erst eine intensivere Kontrolle der Spielgeräte erfolgen, bevor die Kinder wieder toben dürfen.

Am Tag nach Orkan „Friederike“ war auch bei den Mitarbeitern von Stadt- und Landschaftspflegebetrieb (Stala) Aufräumen angesagt. Allein auf dem Friedhof wurden 20 große Bäume vom Sturm umgeworfen. Auch die Grünanlagen im Stadtgebiet, insbesondere Plantage und der Park an der Walter-Rathenau-Straße, wurden stark in Mitleidenschaft gezogen. Ähnlich sieht es in den Spiegelsbergen aus. Roswitha Hutfilz von der Abteilung Stadtgrün geht davon aus, dass sie und ihre Kollegen noch bis Ende kommender Woche zu tun haben werden, ehe alle Schäden beseitigt sind. Das Gröbste dürfte zwar vorher schon erledigt sein, dennoch warnt sie davor, in den nächsten Tagen Parks und Wald zu betreten. „Wer nicht in den Wald muss, sollte das auch nicht tun.“ Es könnte immer sein, dass sich in den Baumkronen Äste verfangen haben, die plötzlich herabfallen und Spaziergänger verletzen.

Auch in Halberstadt hat Orkan „Friederike“ größere Schäden hinterlassen, als „Kyrill“ vor elf Jahren. Wie heftig der Orkan am Donnerstag tobte, kann Fachfrau Hutfilz vor allem an einem Punkt erkennen: Dem Sturm fielen nicht nur alte und kranke Bäume zum Opfer, sondern auch viele junge und gesunde. Dagegen lasse sich wenig unternehmen – außer bei allen Bäumen die Kronen zu kappen. Doch das könne niemand wollen, sagte sie.

Die Mitarbeiter der Stala sind zunächst damit beschäftigt, die städtischen Grundstücke in Ordnung zu bringen. Für Bäume auf privaten Grundstücken sind deren Eigentümer selbst verantwortlich. Bei Bedarf kann Roswitha Hutfilz die Adressen von Baumpflegefirmen nennen, die diese Arbeiten übernehmen können.

Normalerweise benötigen Privatleute Fällgenehmigungen, wollen sie Bäume beseitigen. Doch wenn Gefahr im Verzug ist, wie nach solch einem Orkan, müssen sie nicht unbedingt auf die Genehmigung warten, sagt Hutfilz. Doch für alle Fälle sollten die Baumbesitzer die Schäden fotografieren, ehe sie zur Axt greifen