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Sturmschäden Zerstörtes Dach wird zerlegt

Die Reparatur am vom Orkan "Friederike" stark zerstörten Dach der Spiegel-Grundschule in Halberstadt hat begonnen.

Von Jörg Endries 24.01.2018, 06:00

Halberstadt l Orkan „Friederike“ hat am vergangenen Donnerstag etwa die Hälfte des Flach­daches der Spiegel-Grundschule in Halberstadt heruntergerissen (Volksstimme berichtete). Zum finanziellen Schaden konnte die zuständige Stadtverwaltung am gestrigen Dienstag noch nichts sagen. „Die mit der Reparatur beauftragte Firma ist mit Aufräumarbeiten beschäftigt und kann daher noch keine Schätzung abgeben“, informiert Rathaus-Sprecherin Ute Huch.

Teile der Dachkonstruktion, vor allem Styropor­dämmung, Holzlatten und Folie, liegen vor dem Schulgebäude beziehungsweise im Innenhof oder hängen am Gebäude herunter und drohen abzustürzen. Das Umfeld gleicht einem Schlachtfeld. Am Montag sondierten Dach­decker und Gerüstbauer das Areal. Einen Tag später beginnen Mitarbeiter der Firma Böttcher Gerüstbau damit, den beschädigten Gebäudeflügel einzurüsten.

Bergsteigerqualitäten müssen Mitarbeiter der Firma Bauingenieur und Dach­deckermeister GbR unter Beweis stellen. In über 20 Metern Höhe klettern sie mit Gurten gesichert auf das verwüstete Schuldach, um die Reste der demolierten Dachhaut zu bergen. Das sieht nicht nur gefährlich aus, das ist es auch, bestätigt ein Handwerker.

Mit Schneidwerkzeugen und Sägen arbeiten sie sich durch das vom Orkan zerrissene und teils wild zusammengefaltete Dach. Viel Zeit bleibt für die Reparatur nicht. An den beiden zurückliegenden Tagen haben die drei benachbarten Schulen den 225 Grundschülern „Asyl“ gegeben. „Wir sind optimistisch, dass das gesteckte Ziel, ab Donnerstag an der Spiegel-Grundschule wieder unterrichten zu können, gehalten wird“, betont Ute Huch, Sprecherin der Stadtverwaltung Halberstadt.

„Friederike“ ist den Planern im Rathaus zuvorgekommen. Seit einigen Jahren beschäftigt man sich dort bereits mit der energetischen Sanierung der in den 1970er Jahren erbauten Schule. Dazu gehört unter anderem die Dacherneuerung. Das Sanierungskonzept soll Ende April diesen Jahres beim Land Sachsen-Anhalt eingereicht werden. Mit dem Papier bewirbt sich die Stadt ­Halberstadt um Geld aus dem Stark III-Förderprogramm. 4,9 Millionen Euro sind für das Projekt in den städtischen Haushalt für 2019/2020 eingestellt.

Der Orkan hat auch Teile des Daches der Miriam-Lundner-Grundschule abgedeckt. Der Schaden sei nicht so groß und werde in den kommenden Tagen behoben, so Ute Huch. Dort haben am Dienstag Handwerker mit dem Einrüsten des Gebäudes begonnen. Schulleiter Sebastian Lütgert hofft, dass die Arbeiten zügig vorangehen und zumindest eine provisorische Folie die Löcher schließt. Denn sollte es stark regnen, hätte die Schule mit einem weiteren Problem zu kämpfen: Das Wasser könnte ungehindert in das Holz des Dachbodens sickern, weil das Dach nicht isoliert ist.

Das Flachdach eines seit vielen Jahren verwaisten ehemaligen Schulgebäudes am Paulsplan ist ebenfalls beschädigt worden. Für das im Besitz der Halberstädter Wohnungsgesellschaft (HaWoGe) befind­liche Haus werden derzeit Angebote für eine Reparatur eingeholt, informiert HaWoGe-Geschäftsführerin Beate Grebe. Der Orkan habe auch bewohnte HaWoGe-Häuser beschädigt, und deren Reparatur hätte natürlich Vorrang, betonte Grebe.

Die Schulen im Stadtgebiet, die sich in Trägerschaft des Landkreises Harz befinden, haben dagegen kaum Schäden davongetragen. „Vereinzelt wurden Ziegel beschädigt oder es kam zu Kronenausbrüchen an größeren Bäumen“, informiert Sprecherin Ingelore Kamann.

Außerdem hat der Orkan in den Grünanlagen sowie in den Halberstädter Bergen eine Schneise der Verwüstung geschlagen. Im Straßenbegleitgrün mussten acht Bäume beräumt werden, die bereits umgebrochen waren, beziehungsweise drohten umzustürzen. So in der Spiegelstraße, der Franz-List-Straße, im Birkenweg und in anderen Straßen der Stadt, informiert Ute Huch.

In den öffentlichen Grünanlagen sind es 17 umgebrochene beziehungsweise angebrochene Bäume, die kurzfristig gefällt werden müssen – zum Beispiel in der Schützenstraße, Am Kulk, im Lindenweg, am Kleinen Anger, Mühlenweg, in der Schwanebecker Straße und im Ortsteil Emersleben.

An den Kindergärten und Grundschulen waren es acht Bäume. „Der städtische Friedhof beklagt den Verlust von mindestens 30 Bäumen, vorwiegend Nadelbäume“, berichtet Ute Huch. Im Park Spiegelsberge sind unter anderem mehrere große Kiefern entwurzelt und drei Laubbäume von den Orkanböen umgebrochen worden.

Schlimm habe es die Halberstädter Berge getroffen. Dort sind etwa 250 Festmeter Nutzholz, vorwiegend Nadelholz, durch den Orkan geschädigt worden. Schwerpunkt seien die Klusberge und das Osterholz, aber auch in den Spiegels– und Thekenbergen und auf den städtischen Waldflächen im Huy sind Sturmschäden zu verzeichnen. „Die Aufräumarbeiten werden mehrere Monate in Anspruch nehmen“, so die Einschätzung der Stadtverwaltung.

Vorrangig sollen erst einmal die Waldwege freigeschnitten und gefährliche Bäume beseitigt werden. „Es wird dringend darum gebeten, gesperrte Wegeabschnitte nicht zu betreten und beim Betreten des Waldes generell Vorsicht walten zu lassen“, warnt Ute Huch.