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Tasse Kaffee Das Singen ist ihr großes Glück

Ingrid Leiste aus Schlanstedt berichtet bei einer Tasse Kaffee über ihre Passion: den Chor Harmonie.

Von Ramona Adelsberger 17.06.2018, 15:08

Schlanstedt l Dieser Pressetermin ist Ingrid Leiste überhaupt nicht recht. Die Schlanstedterin hält sich lieber im Hintergrund.

1941 in Hadmersleben geboren und auf einem Bauernhof aufgewachsen, ist Ingrid Leiste mit 25 Jahren nach Schlanstedt gekommen, hat einen Witwer geheiratet und die Verantwortung für einen fünfjährigen Jungen und einen großen Bauernhof übernommen. „Manch einer hätte nicht mit mir tauschen wollen“, sagt sie rückblickend. Viel Arbeit auf dem Hof, im Haus und im Garten habe ihr Leben bestimmt. 1967 ist dann Tochter Astrid dazu gekommen, Ingrid Leistes ganzer Stolz.

Auf diesem Bauernhof lebt Ingrid Leiste noch heute, nun allerdings allein. „Ich bin glücklich“, sagt sie von sich selbst. Sie sei gesund und viel brauche sie nicht. Dass die heute 76-Jährige so zufrieden ist, hat viel mit Musik zu tun. „Im Chor Harmonie habe ich meine Erfüllung gefunden.“ Gesungen habe sie schon immer gern, in ihrer Jugend in Hadmersleben gehörte sie gleich drei Chören an. Doch erst 1994 ist sie, eher zufällig, zum gemischten Chor in Schlanstedt gekommen, der damals wiederbelebt wurde. Sie habe den Aufruf ihres damaligen Bürgermeisters gelesen und sofort gedacht: „Ingrid, das ist was für dich.“

Gut 20 Sängerinnen und Sänger hätten sich damals gefunden. Als nun um die Jahrtausendwende der Chor plötzlich ohne Leiter dastand, hat Ingrid Leiste die musikalische Verantwortung übernommen. Dass sie Akkordeon spielt und Noten beherrscht, habe ihr bei dieser Aufgabe sehr geholfen.

Der gemischte Chor Harmonie ist schon lange kein gemischter Chor mehr. „Wir sind noch vier Frauen, die gemeinsam singen.“ Am liebsten in der Schlanstedter Martini-Kirche. „Da ist die Akustik so schön.“ So gehören auch kirchliche Lieder zum breiten Repertoire. Sie sagt: „Ansonsten singen wir überall dort, wo man uns hören will, zum Beispiel Ständchen oder beim Weihnachtssingen im Heimatverein.“ Die Hoffnung, dass sich Nachwuchs für den Chor findet, haben die Schlanstedter Sängerinnen (drei Sopran und eine Altstimme) nie aufgegeben.

Überlegungen, sich mit anderen Chören aus der Umgebung zusammenzuschließen, scheitern an Fahrgelegenheiten. Dass sie nie gelernt habe, selbst Auto zu fahren, bedauert Ingrid Leiste heute sehr. „Andere Dinge waren immer wichtiger.“

Eine große Rolle im Leben von Ingrid Leiste spielt ihr Glaube. „Seit über 40 Jahren bin ich im Gemeindekirchenrat und kümmere mich um viele Belange unserer Kirche.“ Das Aufgabenfeld umfasst viel Organisation, aber auch Reinigung und Schmücken der Kirche. Die Schlanstedterin: „Die Blumen kommen fast immer aus meinem Garten.“ Damit ein wenig Geld in die Kasse der Kirchengemeinde fließt, organisiert Ingrid Leiste an den Fahrtagen der Feldbahn einen Kuchenverkauf mit selbst Gebackenem und ist dann am Feldbahnhof von Schlanstedt zu finden, so am 16. und 17. Juni.