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Tasse Kaffee Ein gutes Händchen für Muster

Elke Selke interessiert sich für die Gardinen in fremden Fenstern. Warum, verrät sie der Volksstimme bei einer Tasse Kaffee.

Von Sandra Reulecke 24.06.2016, 10:31

Wernigerode l Es gibt Menschen, bei denen man glaubt, dass ihr Tag aus mehr als 24 Stunden bestehen muss – bei allem, was sie schaffen. Elke Selke gehört zu ihnen.

Die Wernigeröderin arbeitet beim Landkreis. Sie setzt sich als Vortandsmitglied für das Deersheimer Dorfladen-Projekt ein. Sie entwirft Handarbeitsmuster. Sie absolviert einen Zertifikatskurs an der Universität Koblenz für betriebliches Umweltmanagement und -ökonomie. Sie ist verheiratet, Mutter eines 30-jährigen Sohnes und – ginge es nach ihr – bald Großmutter. „Aber mein Sohn soll sich ruhig Zeit lassen. Ich bin zwar mit 19 Jahren Mutter geworden, doch es waren andere Zeiten“, relativiert sie lachend.

Was Spielsachen für künftige Enkel angeht, hat die 50-Jährige schon einmal vorgesorgt: Eine große Auswahl an Puppen und Kuscheltieren, bunt und liebevoll gestaltet, hat Elke Selke vorrätig.

Sie hat sie in stundenlanger Arbeit gehäkelt – nicht nach vorgeschriebenen Vorlagen, sondern nach ihrer Fantasie. „Verkaufen würde ich die Puppen nicht“, sagt sie. Einen angemessenen Preis für die Arbeit, die in den Figuren steckt, könne man gar nicht erzielen. Dennoch bessert sie dank ihres Handarbeitstalents die Haushaltskasse auf. In Zeitschriften, als Bücher oder im Internet gibt es ihre Vorlagen zu kaufen.

Wie kam es dazu? „Seit ich vernünftig mit meinen Händen umgehen kann, mache ich Handarbeiten“, verrät die Wernigeröderin. Ihre Mutter und ihre Großmütter haben ihr das Hobby quasi in die Wiege gelegt. „Besonders meine Großmütter waren sehr kunstfertig. Sie verzierten ihre Kleidung mit kunstvollen Stickereien.“ Neben der Nadelkunst eignete sich Elke Selke Häkeln, Stricken, Klöppeln, Filzen und sogar Spinnen an.

Die Muster für Gardinen, Tischdecken, Puppen und Co. hielt sie als Zählvorlagen fest. „Und ab und zu habe ich ganz viel Mut“, berichtet sie und lacht. In diesem Fall bedeutet das: Sie schrieb Briefe an Handarbeitszeitschriften, betonte darin, mit wie viel Leidenschaft sie ihr Hobby betreibt, und legte einige Muster bei.

Es dauerte nicht lange, bis die erste Zeitung sich meldete, sie war engagiert. „Das ist ein tolles Gefühl, wenn man an Häusern vorbeifährt und in den Fenstern hängen Gardinen, die nach meinen Mustern gefertigt worden“, berichtet die Agenda21-Koordinatorin. Das Hobby zum Beruf zu machen, käme für die 50-Jährige jedoch nicht infrage. „Dafür habe viel zu viel Spaß an meiner Arbeit – in den Orten mit Menschen zu arbeiten, mit ihnen Ideen zu entwickeln und umzusetzen.“

Elke Selke ist für nachhaltige Entwicklung im Landkreis zuständig. Das umfasst Themen wie Klimaschutz ebenso, wie den sozialen Bereich – zum Beispiel das Grüne Klassenzimmer oder eben das Dorfladen-Projekt in Deersheim. Für das engagiert sie sich mittlerweile auch in ihrer Freizeit.

„Manchmal glaube ich, dass ich es übertreibe und zu viel mache“, gesteht sie. Ausgleich und Ruhe findet sie bei Handarbeiten. „Andere machen Sport, dafür bin ich zu faul. Aber die Hände in den Schoß zu legen und Fernsehen zu gucken, ist auch nichts für mich“, sagt Elke Selke.