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Theater Große Bühne in alter Hütte

Wo früher Öfen entstanden, wird Schauspielern eine Bühne geebnet. Die Ilsenburger Fürst-Stolberg-Hütte verwandelt sich in ein Theater.

Von Sandra Reulecke 06.04.2017, 12:03

Ilsenburg l Zwischen Holzstapeln und Gabelstaplern hängen schwarze, meterlange Stoffbahnen. Die rußgeschwärzten Backsteinwände sind mit Blechschildern und Kunstgüssen verziert. Der Kiesboden staubt bei jedem Schritt von Susanne Range. „Mancher Bühnenbildner grübelt wochenlang, wie er so eine Stimmung erzielen kann. Hier ist sie schon gegeben“, sagt die Chefdramaturgin des Nordharzer Städtebundtheaters begeistert zu Nicole Kunzel von der Tourismus GmbH Ilsenburg.

Die beiden Frauen sind geschäftlich in der Fürst-Stolberg-Hütte in Ilsenburg. Dort, wo sich Zar Peter der Große 1697 über die Kunst des Gießens informierte, entsteht eine Gemeinschaftsproduktion von Städtebundtheater, Tourist-Information und Museumsförderverein der Heimatstube Ilsenburg: Was noch wie ein unscheinbarer Bretterhaufen wirkt, wird einer Operette, einem Schauspiel und einem Konzert eine Bühne geben.

Wie das umgesetzt wird, besprechen die Akteure vor Ort. „Am besten werden die Laster vor diesem Eingang geparkt und unsere Leute bringen dann alles mit Radladern in die Halle“, sagt Christian Eggert und deutet nach links.

Der Ilsenburger ist nicht nur Mitglied des Heimatvereins, ihm gehört die Halle. 2012 hat er das 27 000 Quadratmeter große Gelände gekauft. Schon damals sei es sein Plan gewesen, dem Heimatverein Platz für ein Museum zu bieten und dafür zu sorgen, dass die Halle für Veranstaltungen genutzt werden kann. Deshalb freue er sich sehr über die Kooperation mit Theater und Tourismus GmbH. Den Auftakt macht die Inszenierung von „Die Fledermaus“ am 19. Mai, es folgen „Romeo und Julia“ sowie „Carmina Burana“.

Für die Techniker des Städtebundtheaters ist die ungewöhnliche Spielstätte keine Herausforderung, versichert Holger Hofmann. Der Leiter der Beleuchtungstechnik und seine Kollegen seien es gewohnt, an unterschiedlichen Orten Bühnen aufzubauen. „Das hier ist fast wie eine Freilichtbühne und damit einfach“, sagt Hofmann gelassen.

Die Decke ist bis zu 18 Meter hoch. Der Blick auf die Glasfenster, aus denen sie besteht, wird zum Teil durch Laufkatzen – bewegliche Kranbauteile – gehindert. Die sind dem Techniker noch aus dem vergangenen Jahr gut bekannt. Für „Faust“ – der ersten Inszenierung des Städtebundtheaters in der Hütte – nutzte er sie für die Beleuchtung. „Das ist dieses Mal nicht notwendig. Aber vielleicht bietet es sich an, das Bühnenbild daran zu hängen.“

Die Variabilität der Hütte begeistert Bertram Beier sichtlich. Er ist Verkaufsleiter beim Nordharzer Städtebundtheater. „Da wachsen sofort neue Ideen.“ Die Halle würde sich für die unterschiedlichsten Stücke – von klassisch bis modern – eignen. Dramaturg Sebastian Clar sieht das ähnlich. „Ich könnte mir vorstellen, dass Stücke nur für diesen besonderen Ort konzipiert werden. Oder hier ein Festival stattfindet.“

Ideen, die bei den anderen Akteuren Anklang finden. „Aber das sind mittelfristige Pläne. Um etwas Gutes abzuliefern, bedarf es einiger Vorbereitung“, sagt Susanne Range.

Zunächst stehen die aktuellen Inszenierungen im Fokus. Die Bühne – zwölf Meter breit, zehn Meter tief und 80 Zentimeter hoch – muss aufgebaut, die Technik installiert und rund 500 Stühle müssen für die „Fledermaus“-Zuschauer aufgestellt werden. Damit diese die Vorstellung mit sauberen Schuhen verlassen, wird der Boden vor den Veranstaltungen gewässert, versichert Christian Eggert augenzwinkernd.