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Tierschutz Samtpfoten suchen ein Zuhause

Das Katzenhaus des Tierschutzvereins Halberstadt steht kurz vor einem Aufnahmestopp. 62 Katzen warten derzeit auf Vermittlung.

Von Jörg Endries 17.07.2018, 01:01

Halberstadt l Waltraud Hammer schlägt Alarm: „Wir können bald keine Fundkatzen mehr aufnehmen.“ Die Vorsitzende des Tierschutzvereins Halberstadt leitet ehrenamtlich das Katzenhaus des Vereins in den Spiegelsbergen. Die 2009 auf Initiative des Tierschutzvereins eröffnete Einrichtung ist Auffang­station für Samtpfoten in Not, die in der Kreisstadt oder in einem der sieben Ortsteile aufgegriffen werden. Gleichzeitig kümmern sich die Mitarbeiter nicht nur um die Versorgung der Tiere, sondern um die möglichst schnelle Vermittlung in ein neues Zuhause. Derzeit gibt es dabei jedoch Probleme.

50 Katzen und Welpen befinden sich im Katzenhaus, zwölf weitere Welpen auf einer Pflegestelle in Quedlinburg. „Das ist einfach zu viel. Wir arbeiten bereits im Grenzbereich“, sagt Waltraud Hammer. Die ­Kapazität der Einrichtung ist bei 50 Tieren erreicht. Nicht nur das der Platz fehlt, um mehr Tiere aufzunehmen. Auch die sechs Mitarbeiter – drei sind im ­Rahmen des Bundesfreiwilligendienstes und drei in einem Sozialprojekt tätig – gelangen an ihre Grenzen. „Wir können noch glücklich sein, dass wir so engagierte Mitstreiter haben. Wobei für drei im Herbst Schluss ist, weil das Projekt nicht weiter gefördert wird“, bedauert Waltraud Hammer.

Leider gelangen mehr Tiere ins Katzenhaus als die Mitstreiter von Waltraud Hammer vermitteln können. Eine Zahl macht dies sehr deutlich. Im vergangenen Jahr vermittelte der Tierschutzverein immerhin 125 Katzen in ein neues Zuhause. In den ersten sechs Monaten dieses Jahres konnten bereits 60 ­Tiere das Katzenhaus verlassen. Trotzdem werde man der Lage nicht Herr.

Grundproblem sei, dass viele Katzen bereits mit ihren Jungen oder trächtig in das Katzen­haus kommen. Im frühen Stadium, wenn die Trächtigkeit vom Tierarzt festgestellt wird, sei noch ein Abbruch möglich. Die Katzen werden in diesem Fall anschließend sofort auf Kosten des Vereins kastriert. Mit einer Katzenschutzverordnung würde sich vieles ändern. Alle Hauskatzen mit Freilauf müssten kastriert werden, dafür ist dann der Besitzer verantwortlich. „Es gäbe weniger Katzenelend auf den Straßen und weniger ausgesetzte Tiere“, betont Waltraud Hammer. Immer öfter komme es vor, dass Katzenbabys herzlos in einen Karton gesetzt und vor die Pforten des Katzenhauses gestellt werden.

Bislang ist der Verein im Kampf für eine Katzenschutzverordnung gescheitert. „Wir lassen uns davon jedoch nicht entmutigen und wollen in diesem Jahr erneut einen Versuch starten“, betont die Halberstädterin.

Um eine Aufnahmesperre im Katzenhaus Halberstadt zu vermeiden, bittet Waltraud Hammer Tierfreunde aus Halberstadt und Umgebung um Hilfe. „Wer eine Katze auf­nehmen möchte, ist jederzeit bei uns gern gesehen.“

Das Katzenhaus ist von Montag bis Freitag täglich 8 bis 11 Uhr und von 13.30 bis 15.30 Uhr geöffnet. Die Katzen werden mit Schutzverträgen, frei von Parasiten, geimpft, gechipt und – wenn sie alt genug dafür sind – kastriert, gegen eine Schutzgebühr vermittelt. „Vermitteln wir nichts, können wir Katzen in Not nicht mehr helfen“, warnt Waltraud Hammer.