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Traditionslokal  Lösung für Gambrinus im Huy

Der Betreiber des Wirtshauses Gambrinus im Huy ist wegen Straßenbauarbeiten und mangelnder Erreichbarkeit in wirtschaftliche Nöte geraten.

Von Dennis Lotzmann 18.11.2015, 00:01

Halberstadt/Dingelstedt l Thomas Rumler ist frustriert und mit den Nerven ziemlich am Ende. Der Grund wird schnell klar, wenn Rumler sich und seine Probleme skizziert: Der 48-Jährige ist Wirt des Traditions-Gasthauses „Gambrinus“ an der Verbindungsstraße zwischen Halberstadt und Röderhof, einem Ortsteil der Gemeinde Huy. Jene Hauptstraße ist seit Anfang Oktober wegen einer grundhaften Sanierung gesperrt. Mit fatalen Folgen für den Gastronom: „Nach einem Monat Zwangsurlaub gehen meine Umsätze weiterhin gegen Null, sodass ich finanziell mittlerweile in arge Bedrängnis komme“, berichtet der Unternehmer am Lesertelefon.

Nachdem sich Rumler an die Volksstimme gewandt hatte, sorgte eine Anfrage beim Regionalbereich der Landesstraßenbaubehörde (LSBB) in Halberstadt dafür, dass sich dessen Chef persönlich einschaltete. Mit Erfolg: Nach Abschluss der aktuell laufenden Asphaltierungsarbeiten am heutigen Mittwoch und einer Abkühlphase soll die Straße ab Freitagmittag für Anlieger in Röderhof sowie Gäste des Gambrinus wieder freigegeben werden.

„Wir sehen natürlich die Schwierigkeiten, in denen Unternehmer bei einem solchen Bauprojekt stecken, und versuchen alles, um die Auswirkungen für sie zu minimieren“, betont LSBB-Regionalchef Stefan Hörold. Deshalb habe er sich sofort nach der Anfrage der Volksstimme mit Gastronom Rumler kurzgeschlossen und anschließend zusammen mit Baufirma und Straßenverkehrsamt nach einer Lösung gesucht und diese auch gefunden, erklärt Hörold.

Die Probleme, von denen Thomas Rumler sowohl dem LSBB-Chef als auch der Volksstimme zuvor berichtet hatte, machen den Ernst der Lage aus Sicht des Gastronomen deutlich: Nachdem Rumler von dem im Oktober geplanten Straßenbau erfahren hatte, suchte er nach Lösungen für sein Gasthaus und die vier Angestellten. „Das Gros unserer Gäste reist mit dem Auto an. Deshalb habe ich in Absprache mit den Mitarbeitern entschieden, das Haus im Oktober komplett zu schließen, ihnen zu kündigen und sie im November nach einem Monat Arbeitslosigkeit alle wieder einzustellen.“

Aus Rumlers Sicht ein gerade noch tragfähiger Kompromiss. „Mein Problem war, dass ich im Oktober keine Umsätze mehr hatte, zugleich aber feste Kosten wie Kredit-Tilgung oder Betriebskosten weiterliefen“, berichtet der Unternehmer. Gleichwohl sei eine solche befristete Durststrecke überwindbar.

Nicht aber das Dilemma, das ab November folgte. Hoffend auf einen planmäßigen Baufortschritt standen die Mitarbeiter da wieder auf der Matte. Zahlende Gäste blieben jedoch die Ausnahme, weil beim Straßenbau im Oktober gleich mehrere Termine geplatzt waren.

Schuld daran war das zeitweilig schlechte Wetter, das die geplanten Asphaltierungsarbeiten sowohl an der Huy-Straße als auch auf der B 81 bei Langenstein unmöglich gemacht hatte. Weil der Asphaltfertiger nach Hörolds Worten danach zunächst auf anderen Baustellen fest gebucht war, mussten für die beiden Großbaustellen rund um Halberstadt anschließend erst neue Termine festgemacht werden. Konsequenz: In beiden Fällen verzögerten sich die Bauarbeiten um Wochen. Die B 81 soll heute um 18 Uhr wieder frei sein, die Huy-Straße endgültig erst ab 7. Dezember.

Das wiederum ist Rumlers Problem: „Ein zweiter Monat mit minimalen Einnahmen einerseits und hohen Ausgaben samt Lohnkosten für die Angestellten andererseits ist für mich finanziell kaum zu stemmen“, klagt der Unternehmer, der das Gambrinus seit Mai 2014 betreibt.

Damals war der Mann aus Oschersleben der Retter für das völlig heruntergekommene Traditionshaus. Der frühere Pflegedienstleiter, den es immer wieder privat in den Huy zog, sattelte beruflich um und schlüpfte auch privat in neue Schuhe: „Ich habe mein Haus verkauft und bin mit allen Konsequenzen nach Röderhof gegangen.“ Um das ruinöse Gambrinus, in dem Rumler heute auch privat lebt, wieder herauszuputzen, habe er obendrein einen Kredit über 150 000 Euro aufgenommen.

Das Happy-End, das nun in Sicht ist, freut Thomas Rumler. LSBB-Chef Stefan Hörold betont jedoch, dass die Freigabe der Straße ab Freitag, 20. November, 12 Uhr, ausschließlich für Anlieger in Röderhof und für Gäste des Gambrinus gelte. „Außerdem ist zu beachten, dass die Straße noch Baustellenbereich ist, langsam gefahren werden muss und mit Behinderungen zu rechnen ist.“

Auch Huy-Bürgermeister Thomas Krüger freut sich über die Lösung. Zugleich erinnert der CDU-Politiker an die Bedeutung dieser Straße als Hauptverkehrsader für den Huy. „Bei allem Verständnis für die Baubehörde und die Baufirma, hätte ich mir in den vergangenen Wochen eine bessere Informationspolitik gewünscht. Schließlich fragen die Einwohner nicht bei ihnen nach, sondern bei uns.“ Seite 13