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Trockenheit Herr Baum gießt die Bäume

Bäume leiden derzeit unter der Dürre. Mitarbeiter des Stadt- und Landschaftspflegebetriebes Halberstadt versorgen sie mit Wasser.

Von Jörg Endries 27.07.2018, 01:01

Halberstadt l Monatelang hat es in Halberstadt und Umgebung bereits keine nennenswerten Niederschläge mehr gegeben. Unter der Dürre leiden nicht nur die Landwirte, sondern auch die weitläufigen Grünanlagen. Bäume, Stauden und Sommerblüher in den Rabatten benötigen dringend Wasser. Saftig grüne Rasenflächen sucht man vergebens, alles ist verbrannt. Lang anhaltender Landregen, der die Wassernot lindern würde, ist laut den Wetterfröschen nach jetzigem Stand bis in den August hinein nicht in Sicht. Stattdessen täglich Temperaturen von über 30 Grad und Trockenheit. Die Mitarbeiter des Stadt- und Landschaftspflegebetriebes Stala sind derzeit zu „Feuerwehreinsätzen“ in Halberstadt und in den Ortsteilen unterwegs, um Jung­bäume und Blumenrabatten mit Wasser zu versorgen.

Der vertrocknete Rasen sieht zwar nicht schön aus, aber der wird wieder grün, wenn es regnet, sagt Stala-Geschäftsführerin Ulrike Lemme. Die Bäume würden die Dürre weitaus weniger gut verkraften. „Daher versorgen wir 330 Jungbäume und 550 Quadratmeter mit Blumen und Stauden im Auftrag der Stadt Halberstadt mit kostbarem Nass.“ In normalen Sommern ist ein Mitarbeiter des städtischen Unternehmens immer mal wieder mit einem Wasserwagen auf Tour, um junge Bäume und Blumen zu gießen. Auf Grund der anhaltenden Trocken­heit sind es aktuell zwei Mitarbeiter mit zwei Fahrzeugen – das eine besitzt einen 1500 Liter fassenden Tank, das andere einen 2000 Liter Tank. Ein Wasserträger ist René Baum. Er legt mit einer Hacke im Stammbereich Mulden an, in denen das Nass versickern kann. „Fünf bis sechs Touren absolvieren ich und mein Kollege am Tag“, sagt er. Das bedeutet: Zu den Jungbäumen werden pro Tag bis zu 21 000 Liter Wasser gefahren. Damit würden sich die Mitarbeiter bereits am ­Limit dessen bewegen, was zu leisten ist. Die Einsätze sind sehr zeitaufwendig, erklärt die Stala-Chefin.

„Jeder Baum erhält mit einer Gabe etwa 75 Liter Wasser. Damit gewährleistet ist, dass das Nass bis zu den Wurzeln durchsickert und nicht ober­flächig abläuft, erfolgt das Bewässern langsam und nicht mit Druck“, so Ulrike Lemme. Etwa sechs Tage muss die Wassergabe vorhalten, erst dann beginnt der Gießzyklus von vorn. Davon gab es in diesem Dürre-Jahr bereits acht. Ein Ende ist noch nicht abzusehen. „Sonst gibt es sechs im gesamten Jahr mit nur einem Fahrzeug, und wir haben erst Juli.“

Um möglichst effektiv mit dem Wasser zu arbeiten, beginnt die Arbeitszeit der mit dem Gießen beauftragten Mitarbeiter in den frühen Morgenstunden. Bereits um 5 Uhr starten die zwei Wasserwagen zu den Touren in die Kernstadt und in die sieben Ortsteile. Sie enden um 14 Uhr. So wird die Verdunstung an den Pflanzen gering gehalten.

„Wir kümmern uns vor allem um die bis zu zweijährigen Bäume. Deren Wurzeln stehen noch nicht so tief im Boden und drohen bei der Dürre auszutrocknen. Der Baum würde dann eingehen“, berichtet ­Ulrike Lemme. Die Altbäume haben derzeit noch keine so gravierenden Probleme, ihre Wurzeln haben offenbar immer noch Kontakt mit Wasser, vermutet die Geschäftsführerin. Ob die Trockenheit ihnen Schaden zugefügt hat, würde man erst sicher im kommenden Jahr sehen. Gelbe und vertrocknete Blätter, die an einigen Bäumen bereits zu sehen sind, seien kein sicheres Indiz dafür, dass sie geschädigt sind. Die grünen Riesen würden bei Trockenheit in eine Art Sparmodus wechseln, bei dem sie Blattwerk abwerfen.

Bürger, die die älteren Bäume gießen wollen, sind trotzdem willkommen. „Jeder Tropfen Wasser hilft“, appelliert ­Ulrike Lemme. Wer etwas Gutes für den Baum in seiner Nähe, vor der Haustür, tun möchte, kann einmal pro Woche zehn Wassereimer zu je zehn Litern an den Baum gießen. Jeden Tag ein Eimer hilft wenig, da das Wasser so nicht bis an die tiefer liegenden Wurzeln gelangen kann. Ein Zuviel ist bei den Bäumen in den Sommermonaten nicht möglich.