UnfallschwerpunktAnwohner kämpfen für mehr Sicherheit
Kein Unfallschwerpunkt laut Polizei, dennoch gefährlich. Anwohner der Straße Hinter dem Sportplatz finden Lösungen für Problem-Kreuzung.
Halberstadt l „Manchmal habe ich Angst um meine Enkel“, sagt Frank Bonzelius. „Ich habe schön des Öfteren erlebt, dass Autos nach einem Unfall an dieser Kreuzung hier vor unsere Einfahrt geschleudert wurden. Was, wenn ich gerade meine Tochter mit den Kindern verabschiede und es knallt wieder? So schnell kann man gar nicht zur Seite springen.“ Frank Bonzelius wohnt direkt an der Kreuzung von Beethovenstraße, Straße Hinter dem Sportplatz und Florian-Geyer-Straße. Auf der darf Tempo 50 gefahren werden, doch wer von der Beethovenstraße kommend, an die Kreuzung fährt, kann kaum sehen, ob jemand angebraust kommt.
„Wir lauschen immer, wenn es hupt oder Bremsen quietschen, ob es gleich kracht oder nochmal gut gegangen ist“, sagt Bernd Kunze, ein Nachbar von Frank Bonzelius. Auch Nachbar Klaus Ditze berichtet, dass es häufig zu brenzligen Situationen an dieser Kreuzung kommt.
Am Freitagmorgen sind Vertreter von Stadt und Polizei vor Ort. „Dass hier Spiegel stehen, ist ja gut, aber leider sieht man nicht sehr weit in Richtung Bahnübergang. Und im Winter oder bei schlechtem Wetter sind die Spiegel beschlagen und nutzen nichts“, sagt Frank Bonzelius. Er hat sich in der Nachbarschaft umgehört Unterschriften gesammelt und mit Klaus Ditze Ideen zu Papier gebracht, wie man die Situation entschärfen könne.
Die für die beiden Männer beste Lösung: Die Beethovenstraße zur Einbahnstraße machen, Zufahrt nur von der Florian-Geyer-Straße zu ermöglichen und dafür die Spohrstraße öffnen. An der Stelle, wo die auf die Florian-Geyer-Straße mündet, sei es wesentlich übersichtlicher. „Wenn man die Beethovenstraße in Richtung Spiegelsbergenweg zur Einbahnstraße macht, kommt hier niemand mehr aus der Straße heraus und muss mit dem Auto bis zur Fahrbahnmitte vorfahren, um zu gucken, ob von links jemand kommt“, argumentiert Bonzelius. Dass das nicht immer gut geht, weiß er aus leidvoller Erfahrung. „Ich war mittlerweile schon dreimal Ersthelfer nach schweren Unfällen.“
Eine mehr als zwei Meter hohe Hecke des Eckgrundstücks Beethoven-/Geyer-Straße nimmt die Sicht, das ist für Polizeihauptmeister Uwe Raugust das eigentliche Problem an dieser Kreuzung. „Da müsste die Stadt überprüfen, ob das baurechtlich hier zulässig ist und den Grundstücksbesitzer auffordern, die Hecke zu stutzen, die ja auch regelmäßig das Verkehrsschild verdeckt“, sagt der Verkehrstechniker des Polizeireviers Harz.
„Das ist leider nicht einfach“, erwidert Thomas Dittmer, Chef des Teams Ordnung und Sicherheit der Stadtverwaltung. „Wir haben hier keinen Unfallschwerpunkt, da sind solche Forderungen juristisch kaum umzusetzen.“ Er sei gerade an einer andere Stelle in der Stadt mit ebensolcher Forderung gescheitert. Aber das Gespräch wolle man dennoch suchen, vielleicht zeigt sich der Heckenbesitzer einsichtig. Und nachschauen, was die örtliche Bauvorschrift in diesem Punkt vorgibt, könne man auch, ergänzt Tiefbauamtsleiter Manfred Wegener.
Silvia Heinrichs vom Team Straßenverkehr im Ordnungsamt greift einen Vorschlag der Anwohner auf – in der Florian-Geyer-Straße wieder das Tempo auf 30 km/h zu drosseln. Der Gesetzgeber habe die Ausweisung von Tempo-30-Zonen vereinfacht, deshalb könnte man die Florian-Geyer-Straße jetzt mit in solch eine Zone nehmen. Damit gelte, wie generell in allen Tempo-30-Zonen, die Vorfahrtsregel rechts vor links. Punktuell können Ausnahmen zulässig sein, erklärt Silvia Heinrichs. Das sei in der Altstadt der Fall, wo trotz der Tempo-30-Zone die Straße entlang der Straßenbahngleise als Vorfahrtsstraße ausgewiesen ist.
„Eine Tempo-30-Zone ist einfacher umzusetzen als eine Einbahnstraßenregelung“, ergänzt Uwe Raugust. „Denn für letztere muss man sehr viel mehr betrachten, zum Beispiel Tourenpläne der Müllabfuhr oder wie stark dann andere Straßen belastet werden.“
Doch auch vor einer Ausweisung einer 30er-Zone sind Stellungnahmen von allen Trägern öffentlicher Belange einzuholen. Also vom Busbetrieb über die Abfallentsorgung bis hin zu Stadtwerken oder Telekom. Das dauere aber keine Monate, weshalb Silvia Heinrichs und Manfred Wegener den 15. November als Start für eine Testphase nennen. Dann soll entlang der Florian-Geyer-Straße, ab Höhe Sportplatz, eine Tempo-30-Zone eingerichtet und an der Kreuzung Beethovenstraße/Hinter dem Sportplatz gelbe Fahrbahnmarkierungen nochmal deutlicher auf die dann geltenden neuen Vorfahrtsregeln hinweisen – natürlich informieren zuvor Hinweisschilder über die Änderung.
Am Ende des Gesprächs sind die Anwohner zufrieden, es wird es etwas passieren. „Und dass alle so schnell der Einladung gefolgt sind, ist wirklich toll, dafür kann ich mich nur bei allen Beteiligten bedanken, sagt Frank Bonzelius.